Nachdem nun in Luxemburg die Finanzkrise bisher eher glimpflich über die Bühne ging, die Wirtschaftskrise aber einen stärkeren Impakt zu haben scheint, werden nun auch die ersten Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt sichtbar.
Die Anzahl der Sozialpläne, die Zahl der Pleiten und vor allem die Arbeitslosenzahl steigt Ende Dezember auf 14 816 Personen, womit die Arbeitslosenquote nun 6,3 Prozent beträgt. Und da erfahrungsgemäß die Auswirkungen einer Wirtschaftskrise erst später auf dem Arbeitsmarkt zutage treten, steht uns noch manches bevor.
Es ist richtig, dass jeder politisch Interessierte wohl erkennt und weiß, dass auch in Luxemburg die Wirtschaftskrise nicht unbemerkt vorübergeht, dass aber bisher nur die wenigsten diese Krise auch spüren, respektive erleben. So langsam aber mit der steigenden Zahl der Arbeitsuchenden und der sinkenden Zahl der angebotenen Stellen, muss sich unser Land darauf einstellen, dass das Ziel der Vollbeschäftigung zum jetzigen Zeitpunkt nicht erreichbar ist.
Was aber tun angesichts dieser eher düsteren Prognosen? Wir sollten uns wieder auf unsere Tugenden eines kleinen Landes zurückbesinnen! Warum konnten sich in der Vergangenheit in Luxemburg neue Nischen, neue Industrien ansiedeln? Auch weil der Staat mit seinen Verwaltungen eine Flexibilität an den Tag legte, die wir heute vermissen! Dass wir Verwaltungsprozeduren und -wege hatten, die kurz waren, dass Entscheidungen schnell und ohne großen bürokratischen Aufwand gefällt wurden. Hier besteht dringender Handlungsbedarf!
Aber auch im Bereich der Qualifikation muss manches geschehen! Und hier, nicht nur bei denen, die Arbeit suchen, weil sie sie verloren haben oder anderes in ihrem Leben versuchen wollen, sondern auch bei unserer Jugend. Luxemburg kann es sich nicht leisten, dass Hunderte von Jugendlichen die Schule abbrechen und der Rest der Gesellschaft so tut, als wäre dies in Ordnung! Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass jeder und jede nicht nur die Möglichkeit erhält, einen Beruf zu erlernen, respektive einen Schulabschluss zu erlangen, sondern dafür zu sorgen, dass dies auch tatsächlich geschieht.
Gute Ausbildung
In den letzten Jahren wurden im Bereich der Schule und der Ausbildung Reformen angekündigt und teilweise auch schon umgesetzt. Aber noch bleibt vieles zu tun: Im Bereich der Berufsausbildung stehen Monate vor der Umsetzung noch immer wichtige Details nicht fest. Dies ist nicht im Interesse der Jugendlichen und auch nicht der Betriebe! Reformen dieses Ausmaßes sollten besser geplant und vor allem besser umgesetzt und bekannt gemacht werden! Wir brauchen gut ausgebildete Jugendliche für unsere Wirtschaft und die Jugendlichen brauchen eine gute Ausbildung, damit sie in unserem hochentwickelten Industrie- und Dienstleistungsland bestehen können. Neben der fachlichen Ausbildung unserer Jugend muss sich aber auch Gedanken gemacht werden über die sogenannten sozialen Kompetenzen. Solange in den Schulen nur ansatzweise der Arbeitsmarkt, die Berufswelt thematisiert werden und dies auch nur in den technischen Gymnasien, solange werden viele Jugendliche Probleme haben, sich in der heutigen Arbeitswelt zurecht zu finden. Wie soll man bei der Arbeitssuche den Lebenslauf richtig schreiben, wenn dies nie gelernt wurde? Wie soll man Vorstellungsgespräche gut über die Bühne bringen, wenn dies nie geübt wurde? All dies gehört in zeitgemäße Stundenpläne, integriert in die einzelnen Fächer.
Dass Betriebe bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern diese Kompetenzen verlangen, ist eine Binsenweisheit. Dass aber in Luxemburg dies im Schulwesen nicht oder nur sporadisch und nur durch Eigeninitiative von einzelnen engagierten Lehrern gelehrt wird, ist ein Armutszeugnis. Sollten wir hier nicht schnellstens einiges ändern, wird sich die Krise auf unserem Arbeitsmarkt nicht nur nicht verbessern, sondern noch verschärfen. Unsere Betriebe leben nicht auf einer Insel, sondern in einer Großregion, wo bei der Einstellung von Mitarbeitern keine nationalen Grenzen mehr spielen. Was zählt, ist die Qualifikation, die Kompetenz und das Interesse am Beruf, an der Arbeit. Und dies muss unsere Jugend schon in der Schule vermittelt bekommen, ansonsten wird die Krise auf unserem Arbeitsmarkt noch härter ausfallen, als im Moment schon befürchtet wird.
Marc SPAUTZ
CSV-Generalsekretär
CSV Profil, 30. Januar 2010