Am vergangenen 14. November wurde Marc Spautz vom Nationalkongress der Christlich-Sozialen zum Generalsekretär der Volkspartei gewählt. An der Seite von Michel Wolter soll er die CSV auf Trab halten. Marc Spautz im Wort Interview
Luxemburger Wort, 13. März 2010, Laurent Zeimet
Herr Spautz, die CSV konnte 2009 zum zweiten Mal in Folge einen großen Wahlerfolg feiern. Lauert nun nicht die Gefahr der Selbstgefälligkeit auf die Volkspartei?
Die Gefahr besteht natürlich. Aber ich bin überzeugt, dass die CSV vernünftig genug ist, dieser Versuchung zu widerstehen. Bei uns steht das Interesse des Landes und seiner Bürger immer an erster Stelle. Das Land und Leute haben zurzeit eine Wirtschaftskrise zu bewältigen. Das ist eine enorme Herausforderung für die Politik, die uns sicher vor Größenwahnsinn schützen wird. Die CSV bekam 2009 einen klaren Wählerauftrag. Wir drücken uns nicht vor dieser Verantwortung. Wir wissen aber sehr wohl, dass wir die Krise nicht alleine und nicht gegen die Menschen überwinden können.
Sie waren gut zwölf Jahre Generalsekretär der christlichen Gewerkschaft. Können Sie nun auf diese Erfahrung zurückgreifen?
Sicherlich. Wobei es schon einen Unterschied zwischen der Gewerkschafts- und der Parteiarbeit gibt. Die Strukturen sind andere, die Fragestellungen sind verschieden und natürlich verfolgt man andere Ziele. Was mir aber wohl zugute kommt, ist die Erfahrung vieler Jahre harter Basisarbeit, die ich als Gewerkschafter mitbringe. Ich habe da keine Berührungsängste und weiß, dass man ständig vor Ort präsent sein muss, damit die Leute Vertrauen aufbauen und sich für eine Sache engagieren.
Ihrem Vorgänger, Marco Schank, lag immer am Herzen, die 10 000 Mitglieder der CSV einzubinden. Warum soll denn ein Bürger bei der CSV einsteigen?
Erstens ist es für eine Volkspartei wie die CSV immer wichtig, neue Mitglieder zu gewinnen. Das gehört zum Erneuerungsprozess. Die CSV-Mitglieder können sich aktiv an der Gestaltung beteiligen. Bei uns wird nicht – wie fälschlicherweise oft dargestellt – von oben diktiert. Unser Wahlprogramm wurde beispielsweise intensiv von Arbeitsgruppen vorbereitet und diskutiert. Die Mitglieder und ihre Ideen machen die Stärke einer Volkspartei aus. Das gilt nicht nur auf nationaler, sondern auch auf lokaler Ebene in den Kommunen. Wenn man sich über eine schlechte Dienstleistung der Gemeinde ärgert, kann man entweder die Faust in der Tasche machen oder aber man engagiert sich, damit es besser wird. Die CSV bietet in den Gemeinden eine offene Plattform für alle interessierte Bürger.
Im Oktober 2011 stehen Kommunalwahlen an. 2005 verlief dieser Urnengang für die CSV eher enttäuschend. Wie bereiten Sie die Partei vor?
Landeswahlen und Gemeindewahlen sind nicht zu vergleichen. Die Menschen entscheiden nach anderen Kriterien. Wir werden uns in den nächsten Monaten gezielt auf diese Auseinandersetzung vorbereiten. Die CSV wird ein verbindliches Rahmenprogramm für die Kommunalwahl erstellen. Die Grundzüge christlich-sozialer Kommunalpolitik werden in allen Proporzgemeinden die gleichen sein. Das konkrete Programm muss natürlich von der lokalen Sektion aufgestellt werden. Es ist aber wichtig, dass die CSV ein kohärentes Bild in den Kommunen abgibt. Die Gemeindewahl ist aber mit Sicherheit keine Testwahl für die Regierung.
Der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geissler setzte seinerzeit Maßstäbe für erfolgreiche christdemokratische Parteiarbeit. Am Ende musste er sich dennoch den Vorwurf gefallen lassen, zu sehr General und zu wenig Sekretär gewesen zu sein? Wie steht es bei Ihnen: mehr General oder Sekretär?
Heiner Geissler ist in der Tat ein Vorbild. Auch weil er es schaffte, die CDU programmatisch zu erneuern, das Soziale hervorzustreichen und die Partei insgesamt gut aufzustellen. Als Generalsekretär ist es meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Organisation steht und klappt. Ich werde aber auch kein Blatt vor den Mund nehmen.
Quelle: Luxemburger Wort, 13. Januar 2010