Nachhaltiges Bauen und Wohnen – ein doppelter Gewinn

Freie Tribüne von Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

Die Nachhaltigkeit bezeichnet den Entwicklungspfad für unsere Gesellschaft, den wir heute beschreiten und den die Nachkommen gehen müssen können, damit es zu keinen gravierenden Engpässen und Konflikten kommt. Neben dem Umdenken in Richtung verringertem Energieverbrauch im Verkehr müssen wir die Energieeffizienz in den Gebäuden fördern und die Altbausanierung unterstützen. Zusätzlich wird der Nutzung der erneuerbaren Energien eine wichtige Bedeutung beigemessen. 

Immer stärker fordern die Wissenschaftler, die nachhaltige Entwicklung als die gesellschaftliche Richtschnur anzusehen und zeigen auf die ersten Anzeichen des schleichenden Klimawandels hin. Die aktuelle Besiedlung und Versiegelung, die Mobilitätsgewohnheiten und der ungehemmte Energieverbrauch beanspruchen die Umwelt in einem erschreckenden Maß, die Folgen sind die Gefährdung der Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern sowie der Verringerung der Biodiversität auf unserem Planeten. 

Darüber hinaus steht die Dematerialisierung im Mittelpunkt eines „anderen“ Fortschritts. Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung kommt es unweigerlich zu einem erhöhten Ressourcenverbrauch, deren Lagerstätten ihre Grenzen stoßen. Die Wirtschaft und die Umweltbelange müssen demzufolge in ein tragfähiges Gleichgewicht gesetzt werden, die Wertschöpfung muss einen immer geringeren ökologischen Fußabdruck hinterlassen.

Die Wohnungsbaupolitik – ein wichtiger Stein im Regierungsprogramm 

Dass die Wohnungsbaupolitik sich dem angesprochenen Themenkreis in einem verstärkten Maß annimmt, zeigen vor allem die rezenten politischen Instrumente u.a. das Integrative Verkehrs- und Landesentwicklungskonzept, der „Pacte Logement“ und der „Plan sectoriel Logement“. Mit diesen sollen die drei Elemente: Leben-Wohnen-Arbeiten gemäss den nachhaltigen Kriterien zusammenführt werden. 

Der verringerte Energieverbrauch in den Gebäuden und Wohnhäusern spielt angesichts der steigenden Energiepreise sowie der prekären Energieversorgung bezüglich Erdgas und Erdöl eine wachsende Rolle. Den Aspekten der Nachhaltigkeit und der Wertschöpfung wird von den unterschiedlichen Bauherren eine immer größere Bedeutung beigemessen. Die Wärmedämmung der Gebäudehülle sowie die modernen Technologien u.a. der Brennwertkessel und die Blockheizkraftwerke (BHKWe) unterstützen die Verringerung des Energieverbrauchs. Dies sowohl im privaten Bereich resp. in den Mehrfamiliengebäuden als auch im Siedlungsbau resp. zur Versorgung von staatlichen oder kommunalen Gebäuden. Die BHKWe liefern zusätzlich zur thermischen Energie auch elektrische Energie, die in die Niederspannungsversorgungsnetze eingespeist werden, dies im Sinne der dezentralen Energieversorgung. Im Gefolge werden nicht nur die Energiekosten verringert, sondern darüber hinaus auch die Treibhausgasemissionen. 

Ein wichtiger Punkt der Politik stellt ohne Zweifel der stetig voranschreitende Flächenverbrauch dar d.h. die Zersiedelung der Landschaft und in deren Gefolge die hohen Infrastrukturkosten sowie die wachsende Umweltbelastung durch den Indidualverkehr. Die Bewohner der Städte sind die Leittragenden der wachsenden Umweltbelastungen, ihre Lebensqualität verringert sich gegenüber den Menschen, die „draußen im Grünen leben“. 

Wir werden demzufolge das nachhaltige Bauen und Wohnen immer stärker nach ökologischen, sozialen und energetischen Anforderungen ausrichten. Die erhöhte Erschließung von Bauland im Innern der Dörfer und Städten sowie die Nutzung der brachliegenden Baulücken stellen eine weitere wichtige Komponente der Wohnungsbaupolitik dar. 

Wenn der verringerte Energieverbrauch im Gebäudebestand als eine Richtschnur der Umweltpolitik gelten soll, dann müssen wir den Niedrigenergiehäusern und den Passivhäusern eine höhere Bedeutung beimessen, diesen beiden Kategorien ist ein bestimmter maximaler spezifischer Heizwärmeverbrauch gemeinsam. 

Die Niedrigenergiehäuser, laut dem Energiepass Kategorie B, sollen einen jährlichen Heizwärmeverbrauch von 50 bis 90 kWh pro m2 Wohnfläche nicht überschreiten. Die Passivenergiehäuser hingegen, laut dem Energiepass Kategorie A, dürfen nur einen jährlichen Heizwärmeverbrauch von maximal 50 kWh pro m2 ausweisen. 

Als Vergleich soll vermerkt werden, dass der aktuelle durchschnittliche jährliche Heizwärmeverbrauch bei etwa von 130 kWh pro m2 liegt, ein Verbrauch von jährlich 13 l Mazout pro m2 Wohnfläche. Da gewusst ist, dass 75 Prozent des Energieverbrauchs im Privathaushalt für das Heizen und das Warmwasser anfallen, kann man sich die Vergeudung von finanziellen Mitteln leicht ausrechnen. Die hohe Wärmedämmung, die optimale Ausrichtung der Wohnflächen gegen Süden bei der Planung, die Solarenergienutzung und die hochwertige Energierückgewinnung stellen die nötigen Voraussetzungen für diesen verringerten Energieverbrauch dar. 

In den vergangenen Jahren hat der Staat über die großherzoglichen Reglemente ausreichende Finanzmittel zur Verfügung gestellt und viele Gemeinden haben sich diesen Schritten angeschlossen. Der Handel und das Handwerk verfügen über das nötige Wissen, um die Bereitwilligen in Sachen Bausanierung zu unterstützen. Neben der Schaffung von Hunderten von Arbeitsplätzen wird auch ein Signal an die lernwillige Jugend ausgesandt, sich in diesen aufstrebenden nachhaltigen Wirtschaftszweig einzubringen.

Fazit 

Ohne intakte natürliche Lebensgrundlagen ist ein dauerhaftes und sozial verträgliches Wohnen und Wirtschaften auf dem blauen Planten nicht möglich, es liegt in unseren Händen, einen anderen Wohlstand zu ermöglichen, für uns und für die anderen Milliarden Menschen, die das Wort „Wohlstand“ nicht kennen. 

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter