Jugendpolitik und Justizwesen

Die neuen Abgeordneten auf Krautmarkt : Léon Gloden ist jüngstes Mitglied seiner Fraktion

VON MARC SCHLAMMES 

Mit 36 Jahren gehört Léon Gloden der Fraktion der Jüngeren am Krautmarkt an. Die Jugendpolitik und das Rechtswesen sind denn auch die beiden Dossiers, denen sich der Anwalt in seiner parlamentarischen Arbeit zuwenden will. Die Regierungsbildung mit zwei Ost-Ministern ebnete dem Grevenmacher Gemeinderatsmitglied den Weg in die Abgeordnetenkammer.

„Es ist schon eine spezielle Konstellation, als Zweitletzter einer Liste ins Parlament zu gelangen“, stellt Léon Gloden beim Blick auf das Wahlresultat fest. Dadurch dass die beiden Erstgewählten im Osten, Octavie Modert und Françoise Hetto-Gaasch, im neuen Juncker/Asselborn-Kabinett zu Ministerehren kommen, kommt diese „spezielle Konstellation“ zustande. Am Ende entscheiden 19 Stimmen über Sein oder Nicht-Sein: Mit 7 688 Stimmen kann Léon Gloden seinen Echternacher Listenkollegen Yves Wengler hinter sich lassen (7 669 Stimmen).

Rückblickend auf den 7. Juni 2009 habe er natürlich auf ein gutes Ergebnis gehofft, so Léon Gloden. Es wäre aber vermessen gewesen, von vorneherein mit dem direkten Einzug in die Chamber zu rechnen. Noch am Wahlabend selbst sei er dann aber zuversichtlich gewesen, dass Grevenmacher wieder über einen CSV-Deputierten verfügen werde. Seine Zuversicht begründet der Jungpolitiker mit dem Vergleich 2004/2009: Im Zuge der Landeswahlen von vor fünf Jahren durfte die CSV-Osten mit drei Gewählten zwei Regierungsvertreter stellen. Bei vier gewählten Volksvertretern also …

Irgendwo zwischen Blankenberge und Knokke

Léon Gloden sollte sich indes in Geduld üben müssen, ehe er die Gewissheit hatte, Mitglied der neuen CSV-Fraktion am Krautmarkt zu sein. Über den erlösenden Telefonanruf sei er letztlich sogar überrascht gewesen, erinnert sich Gloden. „Ich war zu dem Zeitpunkt mit der Straßenbahn zwischen Blankenberge und Knokke unterwegs.“

Sein persönliches Abschneiden wertet er als wichtig für Grevenmacher. Erstmals seit Norbert Konter verfügen die Christlich-Sozialen in der Moselmetropole wieder über einen Abgeordneten; das Grevenmacher Urgestein war immerhin während zehn Jahren Député-maire. Fast vergessen ist damit auch die Enttäuschung aus 2004. Vor fünf Jahren wurde die CSV-Liste ohne Léon Gloden verabschiedet – der Bezirkskongress fand ausgerechnet in seiner Heimatgemeinde Grevenmacher statt. Sein Abgeordnetenmandat will Gloden in den kommenden zwei Jahren auch als Trumpfkarte für die Kommunalwahlen nutzen. Erklärtes Ziel der CSV-Sektion Grevenmacher sei es, sich nach Oktober 2011 in der Schöffenratsverantwortung wiederzufinden. Bis dahin darf Léon Gloden eine weitere „spezielle Konstellation“ erleben: kommunaler Oppositionspolitiker einerseits, nationaler Mehrheitspolitiker andererseits.

Als „besonders und nicht alltäglich“ beschreibt Gloden die Atmosphäre in der Ageordnetenkammer. „Etwas erstaunt“ sei er auch, dass es nach harten Debatten, wie im Anschluss an die Regierungserklärung, zwischen den Deputierten doch sehr harmonisch und kollegial zugeht. Auch in seiner Fraktion sei er als deren jüngstes Mitglied gut aufgenommen worden.

Sowohl in der Fraktion als auch im Parlament selbst wolle er erst einmal die Abläufe beobachten und sich mit den parlamentarischen Gegebenheiten vertraut machen. „Dann liegt es an mir selbst, meine Ideen einzubringen und Akzente zu setzen“, gibt sich Gloden selbstbewusst.

Seine Ideen einbringen will er vor allem auf zwei Gebieten: in der Jugendpolitik und im Justizwesen. Als Mitglied des Institutionenausschusses freut er sich auf die Arbeiten an der Verfassungsreform. „Für einen Juristen ist dies etwas Besonderes“, erläutert er seine Begeisterung, „schließlich handelt es sich bei der Verfassung um das Basisdokument für das Zusammenleben in einer Demokratie.“

Was die Jugendpolitik anbelangt, will der 36-Jährige diese nicht zu eng definiert sehen. Es geht ihm nicht nur um die Jugendpolitik als solche, sondern um alle anderen Politikbereiche, die früher oder später auch die jungen Menschen betreffen. „Rentenpolitik ist auch Jugendpolitik“, erklärt er seine Ansicht. Jede politische Entscheidung sollte demnach auf ihre Jugendverträglichkeit überprüft werden. Es müsse gewährleistet sein, dass sich die Jugendlichen auch darin wiederfinden.

Beispiel Schulreform. Léon Gloden gefällt der praxisbezogene Ansatz. Besonders die Mehrsprachigkeit müsse dieser Orientierung gerecht werden. Eine größere Bedeutung soll nach seinem Dafürhalten der schulischen und beruflichen Beratung beigemessen werden. Man sollte den jungen Menschen wieder den Geschmack an der manuellen Arbeit vermitteln, sieht Gloden das Handwerk weiterhin als goldenen Boden.

Bleibt der Osten. Natürlich will sich Léon Gloden für die Bedürfnisse und Belange der Menschen zwischen Müllerthal und Mosel einsetzen. Damit der Osten in puncto Infrastrukturen nicht vergessen oder vernachlässigt werde, hat sich der Neu-Parlamentarier vorgenommen, die zuständigen Minister „ganz viel zu nerven“. Konkret denkt er dabei an touristische Einrichtungen, „die ausbaufähig sind“ – wie beispielsweise das Grevenmacher Schwimmbad, das eine Überdachung erhalten soll.

60. Auflage des „Drauwen- a Wäifest“

Politik, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen ist für Léon Gloden eine Frage der zeitlichen Organisation. Dabei sieht er es als Vorteil, dass er als Anwalt in einer großen Kanzlei selbstständig arbeiten kann. Dennoch gibt sich der begeisterte Hobbyläufer keinen falschen Illusionen hin: „Freizeit ist ein Fremdwort.“ In dieser knapp bemessenen freien Zeit widmet er sich dieser Tage intensiv dem „Maacher Drauwen- a Wäifest“. Als Vorsitzender des Comité des fêtes gilt es, mit seinem Team die 60. Auflage in gebührender Form zu organisieren.

Quelle: Luxemburger Wort, 27. August 2009