Der langfristig verträgliche Umgang mit der Umwelt kann nur durch die nachhaltige Entwicklung garantiert werden, dies wird sicherlich der Grundtenor der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 sein. Dies bedingt jedoch, dass die Industrieländer ihren Verbrauch an fossilen Energieträgern drastisch reduzieren und sich vermehrt der Nutzung der erneuerbaren Energien zu wenden. Die Europäische Union entschied sich zum Motor dieser Entwicklung, sie möchte den Anteil an erneuerbaren Energien auf 20 Prozent bis 2020 steigern. Insbesondere sollen die Biomasse, die Solarenergie und vor allem die Windenergie genutzt werden.
Marcel Oberweis
Neben den zahlreichen Windenergienlagen (WEA) auf Land, wie auch einige in Luxemburg errichtet wurden, soll nunmehr verstärkt die Windenergie auf Meer mittels der Offshore-Windenergieparks ausgebeutet werden. Großbritannien, Deutschland, Schweden, die Niederlanden und Belgien haben diesen Weg bereits eingeschlagen und insbesondere Dänemark hebt sich hervor und weist mittlerweile einen Windenergieanteil von über 30 Prozent in seinem Verbrauch an elektrischer Energie auf. Eine Reihe von Windenergieparks wurden in der Ost- und der Nordsee errichtet, befinden sich im Bau oder in der Planung. Man schätzt die Produktion an elektrischer Energie aus dieser erneuerbaren Energie auf jährlich etwa 100 Milliarden kWh bei vollem Ausbau. Für die Küstenländer steht jedenfalls fest, die Nutzung der Windenergie auf dem Meer lohnt sich nicht nur ökologisch, sondern bringt auch wirtschaftlichen Mehrwert und bedingt die Schaffung von etwa 10.000 neue Arbeitsplätzen.
Da der Wind auf dem Meer stets mit höherer Geschwindigkeit weht, liegt die Energieausbeute dieser Windenergieparks schätzungsweise um 40 Prozent höher als bei Anlagen auf Land. Demzufolge werden die Offshore-Windenergieparks einen erheblichen Beitrag zur Energieversorgung in den kommenden Jahren erbringen.
Da sowohl der Bau von Offshore-Windenergieparks als auch die Netzanbindung an das Verbundnetz auf dem Festland komplizierter sind und hohe Anfangsinvestitionen erfordern, liegt die Mindestleistung dieser Energieparks bei mindestens 100 MW installierter elektrischer Leistung. Nach Schätzungen der European Wind Energy Association (EWEA) werden möglicherweise 70.000 MW Offshore-Leistung bis 2020 in Europa installiert.
Der weltweit größte Windenergiepark „Horns Rev“ erhöht seine elektrische Leistung
„Horns Rev“ – „Teufelsriff“ ist eine lange Sandbank, an der Westküste von Jütland bei Blavandshuk gelegen und reicht bis 20 km in die Nordsee hinein. Bereits im Sommer 2002 begann hier der Bau des Offshore-Windenergiepark „Horns Rev 1“, bestehend aus 80 Windenergieanlagen mit je 2 MW Leistung auf einem Areal von 20 km2. Die Wassertiefe beträgt hier nur 6 bis 14 m. Die Gondel der WEA befindet sich in luftiger Höhe von 110 m und die Länge des Rotorblattes weist 39 m auf. Die jährlich erzeugte elektrische Energie wird mit 600 Millionen kWh angegeben, die Investitionskosten werden mit 270 Millionen Euro angegeben. Mittels eines 150 kV-Seekabels wird die erneuerbare Energie an Land übertragen. Nachdem dieser Offshore-Windenergiepark zur vollen Zufriedenheit arbeitete, lag es nahe, den Windenergiepark um Horns Rev 2 zu erweitern, der kürzeste Abstand zwischen den beiden Parks 1 beträgt 14 km.
Seit 2008 wird nordwestlich von „Horns Rev 1“ der neue Offshore-Windenergiepark „Horns Rev 2“ auf einem Areal von 35 km² errichtet, die Wassertiefe beträgt jedoch 9 bis 18 m. Nach der Fertigstellung Ende 2009 sollen insgesamt 91 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 224 MW vom Nordseewind bestrichen werden. Die Gondel der WEA befindet sich nunmehr auf 114,5 m Höhe. Die kohlefaserverstärkten Rotorblätter weisen eine Länge von 45 m auf und man möge sich die Kräfte auf den Rotorblattspitzen bei hohem Windaufkommen in der Höhe von 160 m ausrechnen, immerhin können sich die Rotorblätter dort bis 9 m auslenken. Ab der
Geschwindigkeit von 25 m/s werden die WEAn abgeschaltet. Als interessanten Hinweis vermeldet der Betreiber, dass der Windenergiepark für eine Lebenszeit von 25 Jahren dimensioniert wurde und alsdann der gesamte Offshore-Windenergiepark entfernt wird.
Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt
Um jedoch negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild zu vermeiden, werden die zukünftigen Offshore-Windenergieparks in bis zu 40 m tiefem Wasser in der Entfernung von nahezu 40 km errichtet. Für den Bau und die Wartung der Anlagen steigen die technischen Anforderungen dann um ein Vielfaches. Auch wenn die Naturschützer zu Beginn der Offshore-Technik ihre Bedenken anmeldeten, so hat sich doch erwiesen, dass der Konflikt zwischen den WEAn und dem Naturschutz nur gering ist. Sowohl für die Vögel wie auch für die Fische geht keine Gefahr aus, nur während der Bauzeit kommt es zu gelegentlichen Gefährdungen.
Weitere Windenergieparks in der Ost- und der Nordsee
Neben diesem Windenergiepark laufen derzeit die Planung und der Bau von weiteren Offshore-Windenergieparks sowohl in der Ostssee als auch in der Nordsee. Etwa 900 MW sollen 15 km vor der Ostküste Schottlands errichtet werden. Weitere 500 MW befinden sich an der ostenglischen Küste in Planung.
Vor der deutschen Nordseeinsel Juist werden ein 1000 MW-Windenergiepark in einer Distanz von 40 km und vor der niederländischen Küste ein 300 MW-Windenergiepark geplant. Weitere 12 Windenergieanlagen mit 5 MW Leistung sollen 45 km vor der Insel Borkum im 30 m tiefen Wasser erneuerbare Energie liefern. Man erwartet auf dem Meer etwa 3500 bis 4000 Volllaststunden gegenüber 2200 bis 2500 auf dem Land im Jahr. Im Windenergiepark Butendiek, 34 km westlich von Sylt, sollen 90 Windenergieanlagen mit 3,6 MW im Endausbau stehen, die Wassertiefe beträgt hier 20 m.
Auch in Ostende werden im Abstand von 28 km vor der Küste sechs Windenergieanlagen mit je 5 MW Leistung und einer Rotorblattlänge von 50 m errichtet. Die Planer gehen von einem weiteren Ausbau um 24 Windenergieanlagen bis 2010 aus und möchten 150 dieser gigantischen Windenergienlagen bis 2013 dort in Betrieb sehen. Pro Jahr sollen dann etwa 1.000.000 MWh erneuerbarer elektrischer Energie auf das Festland gebracht werden.
Aber nicht nur in der Nord- und Ostsee sind die Planer und Errichter von Offshore-Windenergieparks am Werk, durch den vor der Küste von Wales geplanten 750 MW Windenergiepark Gwynt y Môr soll die Energie des vom Atlantik hereinströmenden Windes in erneuerbare Energie umgewandelt werden.
Ausblick für Luxemburg
Im Rahmen der EU-Verpflichtung, den Anteil der erneuerbaren Energieanteil auf 20 Prozent bis 2020 zu erhöhen, hat sich Luxemburg auch verpflichtet, seinen Anteil von aktuell 1 Prozent auf 11 Prozent anzuheben. Wohlwissend, dass Luxemburg diesen Wert auf seinem Territorium nicht erreichen kann, würde es Sinn machen, Anteile an einem der geplanten Offshore-Windenergieparks in den Niederlanden oder in Belgien zu erwerben.
Wenn der nachhaltigen Entwicklung, welche im Koalitionsabkommen der Regierung 2009 – 2014 als eine Richtschnur ausgelotet wurde, eine Chance der Verwirklichung eingeräumt werden soll, dann bedarf es nun der beherzten Schritte, nicht nur im Rahmen der Reduzierung der einheimischen Treibhausgasemissionen, sondern auch in der Nutzung der europäischen erneuerbaren Energien. Die Nutzung des Offshore-Windes stellt eine ökologische und wirtschaftliche Option dar.
Quellenverzeichnis
http://www.zusammenaufreisen.de/daenemark/windkraft/horns_rev.php
http://www.eib.org/attachments/pipeline/20070322_nts_de.pdf