Rückkehr ins Rampenlicht

Die neuen Abgeordneten auf Krautmarkt :
Félix Eischen schafft auf Anhieb den Sprung in die Chamber

VON MARC SCHLAMMES 

Félix Eischen steht wieder im Rampenlicht. Über zwei Jahre, nachdem er sich als RTL-Moderator verabschiedete, kehrt der 43-Jährige ins öffentliche Leben zurück. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass das Fernsehstudio dem Kammerplenum gewichen ist und Eischen als frisch gebackener CSV-Abgeordneter die nächsten fünf Jahre als einer unter 60 Akteuren die Parlamentsbank drücken wird.

Er kam, sah und siegte. Problemlos schafft Félix Eischen am 7. Juni den Sprung in die Abgeordnetenkammer. Sozusagen aus dem Stand heraus landet er auf einer stark besetzten CSV-Liste auf Rang 6. Dabei kann das langjährige CSV-Mitglied – „Ich besitze seit 20 Jahren eine Parteikarte“ – mit seinem Bezirkspräsidenten Marc Spautz sowie Gilles Roth, Christine Doerner, Sylvie Andrich-Duval und Norbert Haupert gleich fünf etablierte Deputierte der Christlich-Sozialen hinter sich lassen. Am Wahlabend ist Félix Eischen schließlich einer von nur vier Neulingen überhaupt, die auf Anhieb in die Chamber gewählt werden.

„Ich bin froh und zufrieden über mein Abschneiden“, kommentiert Eischen rückblickend den 7. Juni 2009 und gibt zu, dass er sich nicht so weit vorne erwartet hätte. Er hätte auch kein Problem damit gehabt, erst im Zuge der Regierungsformation nachzurücken. Dass es ohne den Umweg der Koalitionsbildung klappen sollte, sei ihm ab dem Moment bewusst geworden, wo er auch in den großen Süd-Gemeinden unter den ersten sechs, acht CSV-Bewerbern rangierte. „Lee mol däi Kapp a Rou“, habe ihm Marc Spautz daraufhin zu verstehen gegeben.

Félix Eischen wertet sein Resultat zum einen als Sympathiebekundung. Zum anderen sei es als Auftrag der Wähler zu verstehen, getreu dem Motto „Jetzt mach’ mal was“. Am Krautmarkt will der Süd-Deputierte in den folgenden fünf Jahren seine „Gesellenprüfung“ ablegen. Seine neue Aufgabe als Abgeordneter beschreibt er als einen „großartigen Lernprozess, auf den ich mich freue.“ Von der Atmosphäre in der Abgeordnetenkammer ist er allemal angetan. „Es besteht eine gewisse Kollegialität“, schildert er seine ersten Eindrücke. Es gebe keinerlei Berührungsängste.

„Nach den Wahlen ist vor den Wahlen“

Berührungsängste sind für den ehemaligen Fernseh- und Radiomann sowieso ein Fremdwort. Seine Kontaktfreudigkeit und seine Offenheit seien ihm in der Wahlkampagne zugute gekommen. „Die Menschen erwarten, dass man den ersten Schritt tut, das Gespräch mit ihnen sucht“, resümiert Eischen seine elektoralen Eindrücke.

Er selbst suchte diesen Dialog. „Ich habe nach der Vorstellung der Südliste alle Generalversammlungen der CSV-Sektionen im Süden besucht.“ Einerseits wollte sich Félix Eischen nicht nachsagen lassen, am 7. Juni nur auf seinen Namen und seinen Bekanntheitsgrad zu vertrauen. Andererseits habe ihn die Basisarbeit, die in den Ortsvereinen verrichtet werde, interessiert. Er habe sich mit den Menschen und ihrem Engagement identifizieren wollen. „Diese Verbindungen möchte ich auch in Zukunft pflegen“, so sein Vorsatz, denn: „Nach den Wahlen ist vor den Wahlen.“

Wobei sich der nächste Wahltermin schon ankündigt: Im Oktober 2011 stehen Kommunalwahlen an. Da liegt es eigentlich auf der Hand, dass der Neu-Deputierte Félix Eischen sich um einen Mandat in seiner Heimatgemeinde Kehlen bewirbt. Der potenzielle Kommunalkandidat gibt sich noch zurückhaltend, das Thema sei noch nicht ausdiskutiert.

Erst einmal will er sich seiner neuen nationalpolitischen Herausforderung widmen. Dabei legt er großen Wert darauf, dass er in seiner neuen Funktion auf die Unterstützung von Frau und Tochter zählen darf. „Politik muss auch in den eigenen vier Wänden ein Thema sein dürfen.“

Félix Eischen gehört sieben parlamentarischen Ausschüssen an. Mit besonderer Begeisterung blickt er der Arbeit in der Mittelstands- und in der Agrarkommission sowie im Ausschuss für den Öffentlichen Dienst entgegen.

Für ihn ist es ein starkes Signal, dass Premierminister Jean-Claude Juncker die administrative Vereinfachung zur Chefsache erklärt hat. Aus eigener beruflicher Erfahrung – Eischen betreibt zusammen mit seiner Ehefrau eine Versicherungsagentur in Steinfort – weiß er, wie wichtig es ist, dass Luxemburg wieder zu den kurzen Wegen zurückfindet.

Über seinen Beruf spannt er den Bogen zur Mittelstandspolitik. Unternehmenswillige dürften nicht ausgebremst werden, beispielsweise weil sie sich eben im bürokratischen Dschungel nicht wiederfinden. Innovativgeist und Selbstständigkeit müssten stärker gefördert werden, gibt Félix Eischen zu bedenken. „Diese Mentalität ist uns irgendwie verlorengegangen, als das Land Jahr um Jahr von üppigen Mehreinnahmen profitierte.“ Für ihn steht fest, dass die Förderung des Unternehmergeists schon in den Schulen beginnen muss.

„Bauer sein ist der schönste Beruf“

Mit ganzem Herzen hängt Félix Eischen an der Landwirtschaft. Seine Wurzeln hat der Bauernsohn nie ganz gekappt und so stellt die Schnapsbrennerei heute eine seiner großen Leidenschaften dar. Er selbst bezeichnet die Brennerei auf dem heimischen Hof als abwechslungsreich und entspannend.

Dass die landwirtschaftliche Arbeit heutzutage alles andere als entspannend ist, bereitet ihm Sorgen. Denn eigentlich ist „Bauer sein der schönste Beruf überhaupt“. Ein Beruf, der nach seinem Dafürhalten unbedingt aufgewertet gehöre, so Eischen. Man denke nur an den Aspekt der Landschaftspflege. Auch fragt er sich, ob die kapitalintensive Entwicklung, wie sie von Brüssel vorgegeben wird, letztlich auch nach dem Geschmack der Landwirte sei.

Mit einem Hauch an Nostalgie denkt Eischen an jene Zeiten zurück, wo das Aufgabenfeld vielfältiger war. Heute konzentrierten sich die Landwirte zumeist auf ein Standbein und machten sich dabei in hohem Maße von der finanziellen und wirtschaftlichen Entwicklung in dieser Sparte abhängig. Damit einhergehend bliebe diese oder jene Nische ungenutzt, analysiert der Neu-Deputierte die Sachlage. Wobei sich auch in Luxemburg ausreichend Potenzial biete, blickt er auf die Möglichkeiten bei der regionalen bzw. saisonalen Erzeugung.

Quelle: Luxemburger Wort, 21. August 2009