Freie Tribüne von Dr.-Ing. Marcel Oberweis
Die Lissabon-Strategie, welche im Jahr 2000 vom Europäischen Rat beschlossen wurde, hatte als Ziel, durch entschlossenes Handeln und umfangreiche Reformen, die Europäische Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum der Welt zu gestalten. Es sollte der Wissensvorsprung der wichtigsten Konkurrenten verringert werden, dies insbesondere durch innovative Schritte.
Luxemburg hatte bereits in den frühen 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts seinen Innovationsprozess, ausgelöst durch die Eisen- & Stahlkrise, begonnen. In diese Zeit fällt auch der Startpunkt der Forschungslandschaft u.a. durch die Schaffung der staatlichen Forschungszentren. Später wurde dieses wichtige Arbeitsfeld durch den Nationalen Forschungsfonds vertieft und als jüngster Meilenstein auf diesem Innovationsweg steht die Gründung der Universität Luxemburg.
Die von der Politik geforderte Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft zeigt die ersten hervorragenden Resultate. Des Weiteren wird das angestrebte Ziel, den Anteil der Forschungsausgaben auf drei Prozent des BIP anzuheben, in den kommenden Jahren erreicht. Bei näherer Betrachtung der Innovationspolitik der vergangenen Jahre erkennt man, dass Luxemburg den Wandel von der eher industriell ausgeprägten Wirtschaft hin zur Telekommunikations-, Dienstleistungs- und Umweltschutzgesellschaft mit Erfolg gestaltet.
Neben der Bereitstellung von umfangreichen finanziellen Beträgen benötigen wir die Forscher und die Entwickler, um den technologischen Fortschritt voranzubringen, denn Kreativität und Innovationsfähigkeit stellen die Triebfedern der wissensbasierten Gesellschaft dar.
Es sollen einige wichtige Arbeitsfelder hier aufgelistet werden: Die erhöhte Energieeffizienz in allen Wirtschaftssektoren sowie die Nutzung der erneuerbaren Energien, die Biotechnologien, die Nanotechnologien, die Logistik, die Informations- & Telekommunikationstechnologien, der Aufbau der nachhaltigen Verkehrsstrukturen inklusiv der Hybrid- und Elektrofahrzeuge.
Innovation und Denkfabriken
Der gesellschaftliche Fortschritt entsteht nicht nur durch Wissensvermehrung oder durch eine neue Idee, sondern erst durch die Innovation, realisiert von Wissenschaftlern und Ingenieuren, mit ihnen werden wir die Zukunft in Bewegung halten, nicht im Verweilen des Nichtstuns. Der Erneuerungsprozess unserer Wirtschaft braucht neben den Investitionen in die Fertigungshallen und Maschinen auch den finanziellen Input in die grauen Zellen der Menschen. Das Wirtschaftswachstum und der Wohlstand unserer Gesellschaft hängen immer mehr vom Wissen ab, welches den technischen Fortschritt erbringt. Deshalb bietet die Technik den Menschen immer mehr Chancen und Möglichkeiten und gewährleistet die Weiterentwicklung der Gesellschaft.
Den Erfolg werden wir verzeichnen, wenn wir insbesondere die Jugendlichen in einem frühen Stadium für die technologische Welt begeistern können. Neben der Ausbildung in den Gymnasien brauchen wir auch Jugendliche, welche sich der Lehre, dem Gesellenbrief und dem Meisterdiplom verschreiben. Die Wirkungskette – Vom Wissen über die Innovation zum technischen Fortschritt – verändert dergestalt unser Leben permanent.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, neben dem hohen Angebot an technischen Disziplinen seitens der Universität Luxemburg, das vor kurzem im Parlament verabschiedete Gesetz zum „Brevet du Techncien supérieur“ BTS (eine zweijährige Weiterbildung im Gymnasium) in Erinnerung zu rufen. Es möchte die Jugendlichen mit dem „Première“-Diplom ermutigen, ihre theoretischen und praktischen Kenntnisse zu vertiefen, umso dem Innovationsprozess die benötigten Fachkräfte zuzuführen. Hat nicht bereits Benjamin Franklin in diesem Zusammenhang gesagt: „Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen“.
Die Entwicklung von neuen innovativen Technologien muss jedoch viel stärker nach interdisziplinären Kriterien ausgelegt werden und muss die Benutzer in einem möglichst frühzeitigen Stadium einbinden, andernfalls werden neue Produkte an den Menschen vorbei entwickelt. Darüber hinaus gilt, dass die Vorteile der Technologien und des technischen Fortschritts nicht nur den Jugendlichen zur Verfügung stehen, vielmehr sollen alle Generationen ihren Gewinn aus dem Fortschritt ziehen.
Die Denkfabriken, die Innovation und der technische Fortschritt gelten somit als die wesentlichen Triebfedern für den Strukturwandel und die gesteigerte internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft.
Dr.-Ing. Marcel Oberweis, 3. Juni 2009