Nach und nach stellen sich immer mehr deutsche Spitzenpolitiker in der Auseinandersetzung um korrekte Umgangsformen hinter Luxemburg. Michel Wolter schreibt im CSV Profil
Nach und nach stellen sich immer mehr deutsche Spitzenpolitiker in der Auseinandersetzung um korrekte Umgangsformen hinter Luxemburg. Die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und des Saarlands haben bereits seit längerem klar und deutlich als Nachbarn gesagt und gefordert, man möge doch bitte in gewissen Kreisen der Berliner Politik pfleglicher mit Luxemburg umgehen. Der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz ist übrigens ein früherer Vorsitzender der SPD, der über den Ton von Müntefering und Steinbrück alles andere als begeistert scheint. Nun hat auch Kanzlerin Angela Merkel, bei einem Wahlkampfauftritt in Prüm, erklärt, der Tonfall „mancher Sozialdemokraten“ Luxemburg gegenüber sei völlig unangebracht.
Bei der gleichen Gelegenheit bezeichnete sie Jean-Claude Juncker als großartigen Europäer. Diese Aussage ist in der Linie dessen, was deutsche Politiker aller Couleur unserem Staatsminister seit Jahren bescheinigen. Zwischen Deutschen und Luxemburgern bestehen so viele gemeinsame Interessen, dass unser Umgang miteinander dauerhaft freundschaftlich sein muss. Wir sind Nachbarn, und zwar solche, die in den vergangenen Jahrzehnten in Europa gemeinsam vieles bewegt haben.
Wenn immer mehr deutsche Spitzenpolitiker zur Schlussfolgerung kommen, einige Aussagen von anderen deutschen Spitzenpolitikern über Luxemburg wären inakzeptabel gewesen, kann unsere eigene Reaktion auf diese Aussagen so falsch nicht gewesen sein. In Angela Merkels Rede in Prüm war nicht davon die Rede, dass die Luxemburger ihr Verhältnis zum deutschen Nachbarn auf problematische Weise belastet hätten. In Düsseldorf, Mainz und Saarbrücken sieht man das auch nicht so. Demnach wären manche in der DP – und auch in der LSAP – gut beraten, einzusehen, dass gerade unter Freunden eine ernste Widerrede sein muss, wenn man auf eine Art angegriffen wird, die nicht hinnehmbar ist. Es ging darum, wieder Vernunft im Umgang miteinander einzufordern. Jene Vernunft, die nun gewinnt.
Michel Wolter