CSV Parteipräsident François Biltgen schreibt im CSV Profil
„Die Wahlprogramme sind alle gleich“, heißt es oft im Volksmund. Doch dies stimmt nicht. Eine eingehende Lektüre der Programme zeigt deutliche Unterschiede.
Zum Beispiel in der Familienpolitik. Die CSV schreibt „Im Sinne einer wohlverstandenen Subsidiarität soll die öffentliche Hand eingreifen, um differenzierte und individuelle Hilfestellung zu leisten“. Mutter und Vater sollen ihre Familienaufgaben frei gestalten. Staat und Gemeinden müssen die Rahmenbedingungen setzen, damit Wahlfreiheit effektiv gewährleistet wird.
Viele Kinder haben schulische Probleme. Früher wuchsen die Kinder in einer Großfamilie auf und erfuhren somit automatisch, was soziale Kompetenz ist. Des Weiteren fanden sich damals alle Kinder eines Dorfes, egal welchen Alters und Herkunft, in einer Klasse wieder. Sie lebten somit in sozialer Kohäsion auf.
Heute leben wir in einer anderen Welt. Ob sie nun besser oder schlechter ist. Wir müssen uns auf sie einstellen. Es gibt heute, anders als früher, kein einheitliches Familienmodell mehr. Die CSV akzeptiert dies. Ihr geht es nämlich nicht um Modelle, sondern um Werte: Liebe, Solidarität, Verantwortung.
Die CSV will allen Eltern den bestmöglichen Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen. Weder Vater noch Mutter sollen von Rechts wegen gezwungen werden, während der ganzen Lebensarbeitszeit vollzeitlich berufstätig zu sein. Doch viele Menschen – und meistens die Frauen – sind durch die Lebensumstände gezwungen, arbeitstätig zu werden:
– viele Familien können sich ihren Lebensstandard nur leisten, weil beide Partner erwerbsfähig sind;
– viele Frauen, manchmal auch Männer, die jahrelang auf eine Berufsausübung verzichtet haben, finden sich infolge einer Scheidung oder des Todes des Ehepartners gezwungen, einem Beruf nachzugehen, um die Familie zu ernähren, und stellen dann fest, dass sie trotz eines arbeitsreichen Lebens kaum noch Chance auf eine ordentliche Pension haben.
Wir wollen auch in Zukunft die Wahlfreiheit der Familie achten, so wie es Familienministerin Marie-Josée Jacobs bislang gemacht hat.
Beruf und Familie in Einklang zu bringen, ist nur möglich mit auf die jeweiligen Familienabschnitte zugeschnittenen Modellen. Kleine Kinder brauchen mehr elterliche Präsenz als ältere Kinder.
In diesem Sinn wollen wir
– dafür sorgen, dass der Elternteil, der seine Berufstätigkeit ganz oder teilweise aufgibt, um sich der Erziehung der Kinder und Pflege der Eltern zu widmen, durch eigene Rentenansprüche sozial abgesichert wird, dies wenn möglich im Rahmen des Ehevertrags;
– das System der neu eingeführten Dienstleistungsschecks ausbauen und flexibler gestalten, insbesondere durch die Erweiterung der angebotenen Dienstleistungen;
– flexible Arbeitszeitmodelle sowohl für Mütter wie auch für Väter, die im Rahmen der Sozialpartnerschaft ausgehandelt werden müssen;
– den Ausbau der Krippen und „Maisons relais“ (um weitere 15 000 Plätze in den kommenden Jahren), ein flächendeckendes Angebot einer freiwilligen Ganztagsbetreuung, besonders auch in Ferienzeiten;
– die Förderung von Teilzeitarbeitsmodellen;
– den „congé parental“ flexibler gestalten.
All dies wird Wahlfreiheit ermöglichen. Was wir nicht wollen: eine zwangsweise Verpflichtung zu Grundmodellen, wie es andere Parteien wollen.
François Biltgen, Parteipräsident