Die Irrungen der Frau Err

CSV Fraktionspräsident Michel Wolter schreibt im CSV Profil

Bei einem Streitgespräch auf den Wellen von RTL Radio war es kürzlich wieder einmal so weit: Lydie Err (LSAP) betete ihre üblichen Anwallungen gegenüber der reformscheuen CSV herunter und suggerierte, eine Regierung, in der die CSV nicht präsent wäre, würde dem Land endlich jenen gesellschaftspolitischen Reformschub geben können, den die CSV bis jetzt verhindert. Beispiele in besagter Sendung waren vor allem das Abtreibungsrecht und – der obligatorische Elternurlaub für Mann UND Frau.

Man muss sich die Frage stellen, wo Frau Err ihre Ideen eigentlich her hat. Sicher nicht aus dem Wahlprogramm ihrer Partei, der LSAP. Und sicher auch nicht aus den Führungsgremien der LSAP. Der obligatorische Elternurlaub für beide Eltern ist nämlich dort kein Thema – wie in jedem anderen vernünftigen Gremium eben auch nicht. Er ist eine weitere Irrung von Frau Err.

Der Elternurlaub wurde eingeführt, um es einem der beiden Eltern eines Kindes zu erlauben, während einer bestimmten Dauer Auszeit vom Beruf zu nehmen, um sich auch nach dem „congé de maternité“ noch diesem Kind zu widmen. Der Elternurlaub wurde NICHT eingeführt, um Betrieben und Verwaltungen in Luxemburg unmögliche Organisationsprobleme dadurch zu schaffen, dass bei jeder Geburt eines Kindes in Luxemburg beide Eltern obligatorisch eine Zeitlang zu Hause bleiben müssen. Er wurde auch NICHT eingeführt, um Mutter UND Vater zu zwingen, eine berufliche Auszeit zu nehmen. Der Elternurlaub ist eine Sache der Wahlfreiheit. Ein Elternteil kann ihn beanspruchen, beide Eltern können dies ebenfalls tun, keiner der beiden muss es tun. So versteht die CSV Wahlfreiheit, so verstehen wir Unterstützung junger Familien, und so verstehen wir Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Die Reaktionen auf den Vorstoß von Frau Err sind recht deutlich, und sie haben wenig mit Zustimmung zu tun. Natürlich ist ein derartiger Unfug mit der CSV nicht zu machen. Vorsitzender und Spitzenkandidat der LSAP haben sich anlässlich einer Pressekonferenz ebenfalls vom Vorstoß von Frau Err distanziert – doch die saß neben ihnen. Demnach fragt man sich, was hier wieder einmal für ein Spiel gespielt wird. Frau Err hat Jean Asselborn bereits einmal ausgetrickst, das war 1998, als sie sich gegen ihn von der LSAP in die Regierung wählen ließ. Wollen wir hoffen, dass ihr das nicht noch einmal gelingt!

Michel Wolter