Gespräch mit Budgetminister Luc Frieden, Präsident von „LuxembourgforFinance“
Luxemburger Wort: Welche Bedeutung hat es für den Budgetminister, Präsident von LFF zu sein?
Luc Frieden: Die Präsidentschaft des Ministers bei der Agentur hat Symbolcharakter, um die Bedeutung eines professionellen Marketings für den wichtigsten Wirtschaftszweig unseres Landes zu unterstreichen.
Luxemburger Wort: Wie schlägt sich die Agentur inmitten der schlimmsten Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg?
Luc Frieden: Die Agentur ist noch sehr jung, um die wichtige Rolle spielen zu können, die das Land für dieses Instrument vorgesehen hat. Inzwischen hat LFF aber ihre Betriebstemperatur erreicht. Sie muss in den kommenden Jahren substanziell ausgebaut werden, um über die Wirtschaftsmissionen hinaus z.B. auch bei der internationalen Presse den Finanzplatz richtig zu positionieren.
Luxemburger Wort: Es gab viele Stimmen, die sich angesichts der jüngsten verbalen Angriffe auf Luxemburg eine offensivere Agentur gewünscht hätten. Gehört das zur Rolle von LFF?
Luc Frieden: Ich meine, es ist zu einem großen Teil Aufgabe der Regierung, auf solche Attacken zu antworten. Ergänzend dazu muss eine Organisation wie die LFF auf eine Reihe von Informationen reagieren und vor allem Hintergrundinformationen an die ausländische Presse liefern. Hätte die Agentur heute bereits zehn Jahre Erfahrung, hätte sie ganz anders auf die Krise reagieren können.
Luxemburger Wort: Marketing ist wichtig, um Produkte zu verkaufen. Wie wichtig ist professionelles Marketing für einen Finanzplatz?
Luc Frieden: Es ist wesentlich. Die Kunden werden auf der ganzen Welt mit Informationen überschüttet. Ich hätte gerne eine objektive Information über den Finanzplatz Luxemburg auf bestehenden, aber vor allem auch auf neuen Märkten.
Luxemburger Wort: Was ist die Kernbotschaft für Luxemburg?
Luc Frieden: Luxemburg ist ein seriöser, gut überwachter internationaler Finanzplatz, der eine diversifizierte Produktpalette anbietet, die den Kunden mehr Möglichkeiten bietet wie die mehr national orientierten Finanzplätze. Das ist die Botschaft, die wir verbreiten wollen. Wir haben einen offenen Finanzplatz, auf dem ausländische Kunden Produkte finden können, die ihnen die Tür zur Welt aufmachen.
Luxemburger Wort: Über das Image oder den Ruf Luxemburgs wird seit vielen Jahren diskutiert. Gibt es einen Unterschied zwischen dem Bild Luxemburgs in der Öffentlichkeit und dem innerhalb der Branche?
Luc Frieden: Luxemburg hat einen guten Ruf bei den Professionellen. Daher sind auch alle großen Bankgruppen hier vertreten. Der Finanzplatz hat auch einen guten Ruf bei den zahlreichen Finanzdienstleistern und den Kunden, deren Anzahl in den letzten Jahren gestiegen ist. Der Erfolg des Finanzplatzes spiegelt sich auch in den Arbeitsplätzen wider. Allein in den vergangenen fünf Jahren wurden 12 000 Stellen geschaffen. Der Ruf Luxemburgs ist schlecht in ausländischen Medien. Das wird sich nie ändern, solange unser kleines Land so großen Erfolg mit seinem Finanzplatz hat. Das könnte sich erst ändern, wenn es andere fertigbringen würden, dass es den Finanzplatz nicht mehr gibt. Das werden wir jedoch niemals zulassen.
Quelle: Luxemburger Wort, 29. Mai 2009, Andreas Holpert