5. Weltwasserforum in Istanbul – Wir stehen vor großen Herausforderungen

Sauberes Trinkwasser stellt das wertvollste Gut für den Menschen dar, denn er kann nur wenige Tage auf das köstliche Nass verzichten. In vielen Regionen der Welt kommt es bereits zu Spannungen und bewaffneten Konflikten zwischen den Völkergruppen wegen des akuten Wassermangels für die Menschen und ihre Herden. Freie Tribüne von Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

Angesichts der desolaten Versorgungslage mit sauberem Trinkwasser möge man sich ins Gedächtnis rufen, dass das Recht auf Wasser von Trinkwasserqualität ein Menschenrecht darstellt, dies gemäß der Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahr 1948. 

Auf der auf eine Woche anberaumten Konferenz diskutierten die Teilnehmer darüber, wie denn die Menschen besser mit sauberem Wasser und mit Sanitäranlagen in der Zukunft versorgt werden können. Die fast 20.000 Regierungsvertreter und Fachexperten aus mehr als hundert Ländern konnten sich zum Abschluss des 5. Weltwasserforums in Istanbul dennoch nicht darauf einigen, mehr Menschen den Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen.

Die Umweltagentur der Europäischen Union verlangte wohl das Ende des Raubbaus an der lebenswichtigen Ressource Wasser und hob hervor, dass im Jahr 2030 vier Milliarden Menschen um ihre sichere Trinkwasserversorgung bangen müssen. Heute müssen wir anerkennen, dass die weltweite Wasserkrise sich mittel- bis langfristig zu einem echten Risiko für das Weltwirtschaftswachstum entwickeln wird.

Bedingt durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise fällt es zusehends schwerer, die finanziellen Mittel aufzubringen, den Menschen in den Entwicklungsländern ihre Trinkwasserversorgung zu modernisieren. Nicht nur in diesen Ländern werden wir mit gewaltigen Problemen konfrontiert, auch die reichen Industrieländer sind nicht gegen den Wassermangel gefeit, siehe nur die Wasserkonflikte auf der Iberischen Halbinsel, im südlichen Teil Italiens, auf dem Balkan oder in Griechenland. Es stellt sich die bange Frage: „Leben wir nicht über unsere Verhältnisse und können wir weiterhin ohne nachhaltige Lebensweise die Erde bevölkern?“

Zur Information sei eingefügt, dass in der Europäischen Union etwa 44 Prozent des entnommenen Wassers für die Energieerzeugung verwendet werden und 24 Prozent in die Landwirtschaft einfließen, weitere 21 Prozent in die öffentliche Wasserversorgung und 11 Prozent in die Industriebetriebe. Das Europäische Statistische Amt legt vor, dass der Durchschnittseuropäer jährlich etwa 5300 m3 Wasser verbraucht und es wurde festgestellt, dass das kostbare Gut Wasser in vielen Ländern in "gedankenloser Weise verschwendet" wird.
Wenn wir jetzt nicht handeln, dann werden uns die Ereignisse überrollen.

Bezüglich der sanitären Misszustände in Afrika, in Lateinamerika und in Asien leiden die Minderbemittelten, ich nenne sie die „1 € täglich-Menschen“, am meisten. In den Städten und den Armutsvierteln häufen sich die Probleme hinsichtlich der Entsorgung von Abwasser und Fäkalien. Indem Flüsse als Kanäle missbraucht werden, sind es die Kinder, welche zu Hunderttausenden pro Jahr, an durch Wasser übertragbare Krankheiten sterben. Die UNICEF schätzt, dass etwa 5000 Kinder täglich hinweggerafft werden. Im Jahr 2030 werden etwa zwei Drittel der dann lebenden 8 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben und die Hälfte der Menschheit wird in dann trockenen wasserarmen Gegenden leben.

Die Wissenschaftler und die Wasserexperten sind sich dahingehend einig in ihren Schlussfolgerungen hinsichtlich der Wasserknappheit. Wir stehen vor, in Analogie zum „peak oil“, vor dem „peak water“, dem Zeitpunkt, an welchem die wachsende Nachfrage die Fördermenge an sauberem Trinkwasser übersteigt. Wenn wir diesen Missstand nicht beheben, dann werden schwierige Zeiten anbrechen. Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser entwickelt sich zu einem Problem von globaler Tragweite und der aufziehende Klimawandel birgt Schwierigkeiten für viele Regionen.

In der Abschlusserklärung zum 5. Weltwassertag wurde gefordert, dass nur gemeinsame Anstrengungen zur Lösung der anstehenden Konflikten um Wasser, gegen Überschwemmungen und Dürren sowie der besseren Nutzung und Verteilung der Lebensressource, etwas ausrichten können. Es ist hinreichend bekannt, dass alle Lebewesen dieser Erde auf das Wasser angewiesen sind, denn wie sagte bereits Johann Wolfgang von Goethe:„ Alles ist aus dem Wasser entsprungen. Alles wird durch das Wasser erhalten“.

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter, 24. März 2009

Quellennachweis:
1° http://blogs.arte.tv/eauDE
2° http://www.augsburger-allgemeine.de/