Klimakonferenz in Kopenhagen – Noch schlimmer als befürchtet

Zur Klimakonferenz in Kopenhagen hatten sich 2000 Wissenschaftler und Klimatologen vom 10. bis 12. März eingefunden. Sinn und Zweck dieses Zusammentreffens war die Diskussion der rezenten wissenschaftlichen Erkenntnisse hinsichtlich der schleichenden Konsequenzen des Klimawandels. Neun Monate vor der mit Spannung erwarteten UN-Umweltkonferenz (COP 15) in Kopenhagen im Dezember 2009 wollten sie wichtige Entscheidungshilfen für die Politik ausgeben. Freie Tribüne von Marcel Oberweis, CSV Abtgeordneter

Gemäß der Prognose des Weltklimarates IPCC aus dem Jahr 2007 galt bis heute ein Anstieg des Meeresspiegels bis 60 cm bei einer Erderwärmung um maximal 6 Grad bis Ende des Jahrhunderts als wahrscheinlich. Die nun vorliegenden exakteren Auswertungen aufgrund der Satellitenaufnahmen zeigen eindeutig, es kommt noch schlimmer als befürchtet. Durch die Erwärmung schmelzen die Gletscher, insbesondere im Himalaya-Gebiet, im Kilimandscharo-Gebiet, in den Alpen und auf Grönland viel schneller als bisher angenommen. Noch gravierender erweist sich nunmehr das Schmelzen der Eiskalotte auf dem Südpol. Die direkte Folge besteht im unaufhörlichen Anstieg des Meeresspiegels bis zu 1 m und möglicherweise noch mehr. Informationshalber sei angemerkt, dass sich das Eis im Nordpolargebiet zwischen 2979 bis 2006 bereits um fast 25 Prozent verringert hat. Im Gefolge werden hunderte Millionen Menschen u.a. im Ganges-Delta sowie auf hunderten Inseln gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und die Zahl der „Klimaflüchtlinge“ wird somit unweigerlich ansteigen. Auf der Suche nach Lebensmitteln und Wasser werden die umher irrenden Menschen auf der Suche zu uns kommen und das gerechte Teilen nach Außen verlangen. 

Die Wissenschaftler an der Konferenz haben sich positioniert, an der Politik nun die nötigen Schritte einzuleiten. Hans Joachim Schellnhuber, Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Umweltberater der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, wies eindrücklich auf die Widersprüche in der aktuellen Klimadebatte hin, indem er meinte: “Einerseits werden die Prognosen der Klimaforschung mit zunehmender Genauigkeit und umfassenderen Daten immer düsterer. Andererseits sind die Klimaforscher optimistisch, dass die Politiker künftig mehr gegen den Klimawandel tun werden.“ Die mögliche Erwärmung um fünf Grad kann zu einem kompletten Umkippen in vielen wichtigen Bereichen der Wirtschaft und der Biosphäre führen. Und der britische Ökonom Sir Nicholas Stern fügte hinzu: “Man muss jetzt der Welt nicht nur die Folgen von zwei Grad Erwärmung erklären, sondern laut und deutlich sagen, was fünf Grad bedeuten“. 

Aber es macht auch Mut, wenn man erkennt, dass die Zahl der Menschen, die den Zusammenhang zwischen den CO2-Emissionen und der drohenden Klimakatastrophe abstreiten, permanent sinkt. Die Länder, die am meisten für diesen Klimawandel verantwortlich zeichnen, die Industrieländer, sind auch am meisten gefordert. Wenn aber die UN-Umweltkonferenz (COP 15) in Kopenhagen im Dezember 2009 einen Erfolg verbuchen soll, dann muss es zu einem enormen Handlungsdruck kommen, nicht nur in den Industrieländern, sondern auch in den Schwellenländern China, Mexiko, Brasilien, Indonesien und Indien kommen. Ohne Zweifel werden alle gebannt auf die Schritte der USA unter dem Präsidenten Barack Obama sehen. 

Aufgrund der nun gewonnenen Fakten muss der Weg vorbereitet werden, den Nachfolger des Kyoto-Protokolls nach 2012 hinsichtlich der massiven Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu gestalten. Wenn dies nicht gelingt, dann könnte das Klima im 21. Jahrhundert den Kipppunkt überschreiten. Die Entscheidungsträger wissen nun, dass alle Warnlampen auf Rot stehen; die aktuelle Wirtschaftskrise kann uns die hervorragende Chance für den notwendigen Umdenkprozess liefern. 

Jedes Land muss seinen nachhaltigen Weg beschreiten, der erste Schritt besteht darin, die wirtschaftliche Entwicklung vom Energieverbrauch zu entkoppeln, die Energieeffizienz erhöhen und den Einsatz der erneuerbaren Energien noch verstärken. Für Luxemburg bedingt dies u.a. durch energiesparende Maßnahmen an der Gebäudehülle den CO2-Ausstoss senken. Alle Ansätze sind willkommen, den Energieverbrauch beim Staat, im Verkehr, in den Gemeinden und den Haushalten zu reduzieren. Mit einer konsequenten Strategie, durch den intelligenten Einsatz von Technik, Wissen und Kapital, werden wir die Lebensressourcen entscheidend entlasten. Es muss uns daran gelegen sein, umgehend das Gleichgewicht zwischen den zu ergreifenden Klimaschutzmaßnahmen zur Vermeidung des Klimawandels und der Anpassung an die sich einstellenden Konsequenzen aufzusuchen, ansonsten wird das System instabil. 

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter, 17. März 2009