2008 – Das Europäische Jahr des Interkulturellen Dialogs

Die Europäische Union, eine halbe Milliarde Menschen in 27 Mitgliedsländern, steht vor großen Herausforderungen. Die aktuelle Finanzkrise und die damit verbundene wirtschaftliche Schwäche der europäischen Wirtschaft zeigen erste Schleifspuren. Die Energiekrise, der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität stehen ebenfalls im Mittelpunkt des Geschehens. Eine freie Tribüne von Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

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Aufgrund der zusammenwachsenden Europäischen Union und mit Blick auf eine gedeihende Integration sehen sich die Politiker aus den 27 Mitgliedsländern genötigt, ihren Bürgern neue Dimensionen aufzuzeigen. Es leuchtet ein, dass die geforderte Integrationskraft nur durch die gefühlte Teilnahme wahrgenommen wird. Damit dieser kruziale Prozess jedoch gelingen kann, bedarf es der Entfaltung der Kulturen und dies über den Weg des unmittelbaren Aufeinanderzugehens. Wenn der europäische Einigungsprozess die erhofften Früchte zeigen soll, dann braucht es Bürgerinnen und Bürger, die sich aktiv einbringen. Nur wenn sich die Menschen aus den unterschiedlichen Mitgliedsländern mit Respekt begegnen, dann kann die Zusammenarbeit für alle eine „win-win“- Situation liefern, dies vereinfacht das Aufsuchen von Lösungen für die anstehenden unterschiedlichen Probleme. 

Deshalb wurde von der Europäischen Kommission am 5. Oktober 2005 vorgeschlagen, das Jahr 2008 zum Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs zu erklären. Als Bereiche für den Interkulturellen Dialog waren seinerzeit Bildung, Migration, Religion, Jugend, Kultur, Arbeitsplätze, Sport und die Unionsbürgerschaft ausgewählt worden. Hat nicht die im Dezember 2007 vorgelegte Eurobarometer-Umfrage gezeigt, dass drei von vier Bürgern die interkulturellen Begegnungen begrüßen? 

In diesem Sinn hat der Kommissar der Europäischen Union, Ján Figel, im Januar 2008 in Ljubljana (Slowenien) erklärt: „Im 21. Jahrhundert steht Europa vor einer neuen Herausforderung. Es muss zu einer interkulturellen Gesellschaft wachsen, deren Grundlage der respektvolle, gleichberechtigte Dialog von Individuen und Gruppen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund bildet.“ Die Europäische Union wird nicht müde daraufhin zu weisen, dass sie stolz ist, auf ihrem Territorium eine Vielfalt von Kulturen und Traditionen zu vereinen. 

In diesem Zusammenhang sollte darauf hingewiesen werden, dass in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Aktivitäten, bedingt durch die unterschiedlichen Erweiterungen, in der Europäischen Union durchgeführt wurde. Die verstärkte Mobilität durch den Binnenmarkt, der wachsende Austausch von Waren, der steigende Zuspruch von Studenten für das Erasmus-Programm zeigen ihre Wirkung.
Darüber hinaus entstehen weitere Interaktionen zwischen den Europäern und dies vorzugsweise in den Bereichen Sprachen und Religionen, dies sowohl innerhalb der Europäischen Union als auch mit Ländern außerhalb der Gemeinschaft. In vielen Punkten hat sich die Europäische Union zu einem unübersehbaren Leuchtturm entwickelt, den andere Länder dabei sind, erfolgreich zu kopieren. 

Es kann demzufolge nur gelten: Der Dialog zwischen den Kulturen ist unverzichtbar, ja er stellt den Klebstoff für die Völkerverständigung dar. In der globalisierten Welt gewinnen der interkulturelle Dialog und die Weiterentwicklung der interkulturellen Kompetenzen immer stärker an Bedeutung, die Menschen in der Europäischen Union sollten sich dieser herausragenden Rolle mehr bewusst werden.

In der Vielfalt geeint 

Das Europäische Jahr des Interkulturellen Dialogs 2008 stellt somit eine Würdigung des zusammenwachsenden Europas im Frieden dar, der den Kontinent seit dem Kriegsende im Jahr 1945 immer stärker eint. Es gilt nun, in der vor uns liegenden schwierigen Zeit, die nötige Kraft aufzubringen, um die Wirtschaft wieder gedeihen zu lassen und den Menschen die nötige Zuversicht zu geben. 

Das gemeinsame kulturelle Erbe kann hier als Richtschnur dienen. Man kann nur hoffen, dass nach Ablauf des Europäischen Jahres des Interkulturellen Dialogs 2008, der hehre Gedanken nicht zu Seite gelegt wird, sondern ausgehend von den unterschiedlichen Aktivitäten, neue Impulse in die interkulturelle Gesellschaft gesandt werden. 

Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter, 13. November 2008