„Uebst a Gemeis vun heihém an aus der Groussregioun“

Es steht ohne Zweifel fest, das Interesse an gesundem Essen beginnt zu wachsen, nicht nur bei den Erwachsenen, sondern auch bei den Kindern und Jugendlichen. Wenn dies an sich ein gutes Zeichen ist, so darf nicht übersehen werden, dass breite Schichten der Bevölkerung, obwohl sie alle Informationen über die Lebensmittel erhalten, sich wenig mit diesem Themenkreis beschäftigen. Seit 1990, so wird geschätzt, hat sich das Interesse am Ernährungswissen stark verringert, die „fast food“- Manie hat hier eine hohen Teil an Schuld. Eine Freie Tribüne von Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

Laut EU-Angaben essen die meisten Europäer täglich weniger als die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 400 g Obst und Gemüse. Es mag überraschen, aber laut den EU-Unterlagen wird geschätzt, dass 25 Prozent der Kinder keine Milch trinken und 20 bis 40 Prozent keinen regelmäßigen Obst- und Gemüsekonsum kennen.

Die Europäische Kommission hat sich deshalb am 8. Juli 2008 eindeutig für eine Remedur ausgesprochen. Sie hat vorgeschlagen, ein Programm zur kostenlosen Abgabe von Obst und Gemüse an Schulkinder in der Europäischen Union einzuführen. Dieses Programm sieht finanzielle Mittel in Höhe von jährlich 90 Millionen € für den Ankauf von frischem Obst und Gemüse (vorzugsweise aus den jeweiligen Regionen und abhängig von der Jahreszeit) und die Verteilung an die Schulen, dies ab dem Schuljahr 2009-2010. Jede EU-Nation soll weitere Finanzmittel für dieses nachhaltige Projekt „freischaufeln“. 

Die Europäische Kommission möchte Wert auf die gesunde Ernährungsgewohnheiten in der Kindheit hinweisen, denn wer bereits in der Kindheit viel Obst und Gemüse isst, behält diese gute Tugend auch als Erwachsener bei. Des Weiteren hat sich herausgeschält, dass die Menschen, die wenig Ost und Gemüse essen, diese ungesunde Gewohnheit an die eigenen Kinder weitergibt. Es fällt auch auf, dass Familien mit geringem Einkommen in der Regel weniger Obst und Gemüse kaufen.

Heimische Lebensmittel genießen – ein Element der nachhaltigen Entwicklung 

Aber nicht nur der Verzehr soll angeregt werden, vielmehr soll es durch die kostenlose Abgabe in Schulen zu einem konkreten Mentalitätswandel kommen, den viele Verbraucher haben den Bezug zum Hersteller der Lebensmittel verloren. Die industrielle Herstellung und der Kauf in den Konsumtempeln haben den Blick getrübt, es klafft eine eindeutige Lücke zwischen dem Acker und dem Teller. Abhilfe kann getan werden, wenn wieder vermehrt auf die heimischen Lebensmittel und diejenigen aus der Großregion zurückgegriffen wird. Dies bedingt jedoch, dass der Konsument sich die Zeit nimmt und beim Einkauf hinterfragt, woher das Produkt die Ladentheke erreicht hat und welche Bedingungen bei der Herstellung vorliegen. 

Am 5. Juli 2006 hatten sich bereits die luxemburgischen Ministerien: Gesundheit, Sport, Nationale Erziehung und Familie auf ein gemeinsames Programm geeinigt, welches die Förderung der gesunden Ernährung und der körperlichen Ertüchtigung in den Mittelpunkt stellt. Dieses Programm „ Gesond iessen, méi bewegen“ findet nun eine Steigerung durch das Programm der Europäischen Kommission. 

Wie oben angeführt, sollen die Schulkinder wieder vermehrt Obst und Gemüse verkosten und dies aus mehreren Gründen. Für die heimische und die regionale Landwirtschaft ist es wichtig, feste Stammkunden zu haben, sodass der Markt stabilisiert wird und die Erträge vom Acker auf kürzestem Weg auf dem Teller landen. Vor allem sind die implizierten Partner darum bemüht, den Anteil von Obst und Gemüse in der Ernährung von Kindern zu stärken und dies in einer Phase, wenn sich Essgewohnheiten ausbilden. 

Es handelt sich auch um eine Gewissensfrage und dies mit Blick auf die abnehmenden fossilen Energieträger, den schleichenden Klimawandel und die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft. Man soll beim Kauf einer Frucht oder von Gemüse hinterfragen, welchen weiten Weg das einzelne Produkt per LKW oder Flugzeug zurückgelegt hat, d.h. wie viel kg CO2 an einem Apfel oder einem Salat „kleben“. 

Einige Informationen, welche den nötigen Aufschluss geben: beim Verzehr von 1 kg Äpfel aus dem heimischen Obstgarten „klebt“ die Menge von 23 g CO2, hingegen 260 g CO2, wenn dieses kg Äpfel aus Südafrika importiert wird. Beim Konsum von Rindfleisch liegen folgende Werte vor: 23 g CO2 aus unserem ländlichen Raum und 280 g CO2 wenn dieses kg aus Argentinien importiert wird. Für Weintrauben sieht das Bild schlimm aus: der Verzehr aus dem heimischen Weinbau bedingt nur 9 CO2 und das kg aus Chile importiert, weist 7400 g CO2 auf. 

Die schlechte Ökobilanz sollte die Entscheidung beim Einkauf erleichtern, denn der Weg bei importiertem Obst und Gemüse ist energetisch sehr aufwändig. Es liegt auf der Hand, dass die Anbieter aus unseren Gegenden bei eigenem Anbau “im Vorteil sein müssten“. Die Wege sind kürzer und die Früchte schmecken besser. Sicher, auch die Landwirte in den entfernten Gegenden müssen ihre Produkte auf den Markt bringen, aber bitte auf „ihren“ heimischen Gegenden damit die Menschen dort die selben Chancen haben wie wir, und nicht ihre Biomasse in die reichen Länder exportieren. 

Wenn also die einzelnen Schulpartner der Primärschul- und der Sekundarschulebene mitmachen, dann werden Kinder und Jugendliche den vernetzten Zusammenhang zwischen Ernährung, heimischer & regionaler Obst- und Landwirtschaft sowie Energieverbrauch & Klimawandel verstehen. Es gilt, die Produkte der heimischen und der regionalen Landwirtschaft zu genießen und darüber hinaus wird das Interesse für den Schutz der gewachsenen Kulturlandschaften geweckt.

Es macht demzufolge Sinn, den Kindern den Schutz der Biodiversität, die Naturpflege und die Naturnutzung zu erklären. Den Aussagen der Frau Ministerin für Nationale Erziehung, anlässlich der Besichtigung eines „Bongert“ in Junglinster in Begleitung der parlamentarischen Kommission für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Raumentwicklung, zufolge, wird ab Herbst 2008 Obst gratis an die Schüler von vier ausgewählten Sekundarschulen zu Verfügung gestellt. Dieses Programm soll alsdann ausgebaut werden, die Gemeinden sind eingeladen, diesen wichtigen Weg mit zu beschreiten. Bei näherer Betrachtung der Untersuchungsergebnisse der letzten Jahre bezüglich der Lebensmittelüberwachung fällt es nicht schwer, die heimischen und die regionalen Produkte zu unterstützen.

Literaturhinweise:
CRP Gabriel Lippman – Abteilung für Umwelt und Agribiotechnologien
http://ec.europa.eu/agriculture/markets 

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, 27. Oktober 2008