Aktiv fir d’Lëtzebuerger Sprooch

Drei Fragen an Staatssekretärin Octavie Modert

Dem Ministerium für Kultur, Hochschule und Forschung kommt eine Schlüsselrolle zu bei der Förderung der Luxemburger Sprache. Was sind hier die wesentlichsten Ansätze?

Wir sind auf mehreren Ebenen aktiv: Förderung der luxemburgischen Sprache beinhaltet besonders auch Unterstützung der Literatur Luxemburgs. Hier ist natürlich mit dem Eröffnen des nationalen Literaturzentrums 1995 in Mersch und seinen wissenschaftlichen Arbeiten der Rahmen gesetzt für die Erschließung und Unterstützung unserer Literatur, vom ersten Roman in luxemburgischer Sprache in den 1820er Jahren bis zur Gegenwartsliteratur. Und wir haben ein sehr reges literarisches Geschehen im heutigen Luxemburg, das den Vergleich mit dem Ausland nicht zu scheuen braucht.

Andererseits haben wir mit dem CPLL, dem permanenten Rat für die luxemburgische Sprache, das linguistische Organ, das wir brauchen, um unsere Sprache zu studieren und die Basisinstrumente zur Handhabung einer lebendigen Sprache aufzustellen. So ist eine wichtige Aufgabe des CPLL, ein komplettes luxemburgisches Wörterbuch zu erarbeiten, wahrhaft eine Herkulesarbeit, die in den letzten Jahren sehr gut fortschreitet: Der „Lëtzebuerger Online Dictionnaire“ www.lod.lu kommt im Moment im Rhythmus von drei bis vier neuen Buchstaben pro Jahr so schnell weiter, dass die Arbeit aller Voraussicht nach bis nächstes Jahr in der Hälfte angelangt ist und 2011 zum Abschluss kommt. Bereits jetzt entwickelt er sich zu einer Referenzplattform für die Luxemburger Sprache. Einzigartig ist, dass es ein fünfsprachiges Wörterbuch ist mit den Übersetzungssprachen Deutsch, Französisch, Portugiesisch und Englisch!

Das „Invest“ in die Luxemburger Sprache ist konsequent ausgebaut worden: Die Mittel, die allein im Kulturministerium selbst in die Förderung unserer Sprache und Literatur investiert werden, konnte ich in den letzten vier Jahren verdoppeln, da die Regierung den Stellenwert dieser Aktionen anerkannt hat. Aber auch an der Universität Luxemburg bauen wir neue Kapazitäten auf mit dem neuen Lehrstuhl für Luxemburger Sprache und Literatur.

Wie ist der Stellenwert an der Universität?

An der Uni Lëtzebuerg wird unsere Sprache wissenschaftlich erforscht und gelehrt. Eine der Forschungsprioritäten der Uni Lëtzebuerg sind die sogenannten „Etudes luxembourgeoises“, das heißt neben Forschungsarbeiten zur Luxemburger Sprache und Literatur auch eine zusammenhängende akademisch fundierte Reflexion über Identität, Luxemburger Geschichte, Migration, Landesplanung, Geografie und Politikwissenschaft. Ab Januar 2009 wird der neue Lehrstuhl für Luxemburgistik besetzt und progressiv ausgebaut werden. Mit der Direktorin des nationalen Literaturzentrums konnte ich eine anerkannte Persönlichkeit mit großem Fachwissen für den Lehrstuhl gewinnen. Somit werden wir der Luxemburger Sprache ein universitäres Niveau und einen akademischen Untergrund geben.

Diese „Professionalisierung“ der Luxemburger Sprache ist genau so wichtig wie der Vorteil unserer Kenntnisse mehrerer Sprachen, den wir unbedingt weiter fördern wollen.

Politisch sind Sie als Regierungsmitglied verantwortlich für die koordinierte Förderung der Luxemburger Sprache. Wie sehen Sie die Initiative der CSV, die kürzlich das Positionspapier „Eng Offensiv fir eis Sprooch“ vorgestellt hat? 

Ich kann diese Initiative nur begrüßen. Die Vorschläge der CSV, die ja unter anderem vorsehen, die Luxemburger Sprache in die Verfassung einzuschreiben sowie eine Vereinfachung des Erlernens des Luxemburgischen anzustreben – dies durch das Gesetz des Arbeitsministers zum „Congé linguistique“ – sind ausgewogen. Sie passen in unser multikulturelles Umfeld. Es sind durchdachte Vorschläge zur weiteren Förderung unserer Sprache, ohne dass dies auf Kosten der Mehrsprachigkeit in unserem Land gehen würde. Die CSV-Vorschläge bringen unsere Sprache als Instrument des Zusammenhaltes und der gesellschaftlichen Kohäsion zur Geltung. Wir wollen unsere Sprache mit anderen teilen. Das Luxemburgische ist kein Mittel zum Ausschluss, sondern ein Mittel für Integration.