Aussichtsreiche Lichtblicke bei den Konferenzen von Stockholm und Accra

Der Schwerpunkt der vom Stockholmer Internationalen Wasserinstitut organisierten 18. Wasserkonferenz in Stockholm beschäftigte sich mit dem Thema der sanitären Grundversorgung insbesondere in den Entwicklungsländern und hinterfragte wie sich der schleichende Klimawandel auf die Wasserversorgung auswirken wird. Weltweit haben 1,1 Milliarden Menschen nicht mehr als einen Liter Wasser täglich zu ihrer Verfügung, etwa zwei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und etwa 2,6 Milliarden Menschen leben ohne Abwasserentsorgung. Eine freie Tribüne von Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

In vielen Ländern sind die Menschen auf das verschmutzte Wasser aus Bächen und Tümpeln angewiesen, viele Hunderte von Millionen Menschen leben in Ländern, in denen das Wasser bereits knapp ist, pro Jahr sterben zwei Millionen Menschen an den Folgen dieser desolaten Lebensbedingungen. Die Aussage anlässlich der Konferenz, dass bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts voraussichtlich etwa 25 Prozent der Weltbevölkerung unter Wassermangel leiden werden, hinterlässt ein ungutes Gefühl. Einen wichtigen Referenzpunkt in den Diskussionen stellten die von den Vereinten Nationen ausgerufenen Millenniumsziele im Jahr 2000 dar. Die Ziele sehen bis 2015 u.a. die Halbierung von Armut und Hunger vor, die Stärkung der Rolle der Frau, die Reduzierung der Kindersterblichkeit und den Aufbau einer weltweiten Partnerschaft hinsichtlich der nachhaltigen Entwicklung zwischen den reichen und armen Ländern vor. 

Immer stärker muss die Weltgemeinschaft feststellen, dass das Wasser ein kostbares, aber für große Teile der Weltbevölkerung rares Gut darstellt. Wenn in den Industrieländern aus dem Vollen geschöpft werden kann, dann müssen sich in den Entwicklungsländern die Menschen mit wenigen Tropfen Wasser begnügen. Es ist aber einigen Schwellen- und Entwicklungsländern gelungen, Fortschritte bezüglich des Zugangs zu sauberem Wasser zu erzielen. 

Die Konferenzteilnehmer mussten jedoch zur Kenntnis nehmen, dass zurzeit nicht genügend Wasser auf der Erde vorhanden ist, um einerseits den Bedarf an Grundnahrungsmitteln zu decken und anderseits große Mengen an Wasser für die Gewinnung von Agrikraftstoffen aus Pflanzen abzuzweigen. Eine weitere äußerst bedenkliche Tatsache stellt das Versickern von enormen Mengen Wasser in der Landwirtschaft da und viele Flüsse trocknen vor dem Erreichen der Mündung aus. 

In der Sahelzone werden etwa 80 Prozent des beanspruchten Wassers für die Landwirtschaft und die Viehhaltung eingesetzt. Wenn die Entwicklungsländer aber ihre wachsenden Bevölkerungen ernähren möchten, dann muss es zu einem radikalen Umdenken in der Landwirtschaftspolitik kommen. In diesem Zusammenhang möge auf den Regenfeldbau für die Ernährungssicherung von etwa einer Milliarde Menschen hingewiesen werden, die in den ländlichen Gebieten im Süden der Welt in großer Armut leben. Bedingt durch die Auswirkungen des schleichenden Klimawandels sind die Kleinbauern nicht mehr in der Lage, weder ihre Familien noch ihre Mitmenschen im ländlichen Raum ausreichend zu ernähren. Wenn hier nicht schnell Remedur geschaffen wird, dann wird die ländliche Bevölkerung noch stärker in die Landflucht getrieben, die steigende Armut wäre die unausweichliche Folge. 

Es bedarf daher, die Konferenzteilnehmer bekannten sich dazu, erhöhter Anstrengungen zum Ausbau einer geeigneten Versorgung und Entsorgung von Trinkwasser vor allem in den ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer.

Die nachhaltige Wasserversorgung und- entsorgung: eine titanische Aufgabe 

Die Zahlen zum täglichen Wasserverbrauch pro Einwohner unterstreichen zur Genüge das Gefälle vom Norden nach Süden, von den reichen zu den armen Weltbürgern. In Nordamerika und Japan liegen die Werte bei etwa 600 l Wasser pro Tag, in der Europäischen Union zwischen 250 und 350 l. Hingegen stehen den Menschen in der Sahelzone nur 10 bis 20 l pro Tag zur Verfügung. 

Die meisten Projektionen gehen davon aus, dass die Weltbevölkerung sich im 21. Jahrhundert auf 9,3 Milliarden Menschen einpendeln wird, sodass ein hoher Druck auf die Lebensressource Wasser ausgeübt wird, die Landwirtschaft wird demzufolge einem erhöhten Stress ausgesetzt. Es darf mit Recht behauptet werden, dass die Trinkwasserversorgung überlebenswichtig wird und die Weltbevölkerung vor Probleme gigantischer Ausmaße gestellt wird, gegen die die Probleme der Energieversorgung ein Pappenstiel darstellen. Und wenn sich die Aussagen der IPCC-Studien bewahrheiten sollten, dann werden die Lebensbedingungen für Hunderte von Millionen Menschen noch abnehmen mit der Gefahr von Kriegen um Trinkwasser. Würde man pro Jahr nur wenige Prozente der weltweiten Ausgaben für Waffenhilfe für diesen lebenswichtigen Lebensbereich verwenden, dann könnten mittelfristig die kritischsten Wasserprobleme gelöst werden. 

Vor diesem Hintergrund kommt der Meerwasserentsalzung eine gesteigerte Bedeutung im Rahmen der Bereitstellung von Wasser zu. In den Ländern der südlichen Erdhälfte, welche über ein hohes Sonnendargebot verfügen, können durch die solarthermischen Kraftwerke hohe Wassermengen bereitgestellt und außerdem elektrische Energie produziert werden. Dieser Markt mit Investitionen in Milliardenhöhe stellt ein nachhaltiges Element der weiteren Entwicklung der Entwicklungsländer dar.

Die vom 21. bis 28. August in Accra (Ghana) stattfindende Umweltkonferenz wird sich mit der „roadmap“ für Kopenhagen 2009 beschäftigen, wie sie anlässlich der UNO-Umweltkonferenz in Bali 2007 eingefordert wurde. Es wird einerseits von den Industrieländern verlangt, ihre Emissionsziele für die Treibhausgase festzulegen und andererseits eine weltweite Strategie gegen den Klimawandel auszuarbeiten. 

Energieverbrauch, Klimawandel und Wasserversorgung sind eng miteinander verknüpft, bergen aber unterschiedliche Herausforderungen. Der wachsende Verbrauch der fossilen Energieträger forciert den Klimawandel und dieser bedingt eine Verringerung des Angebots an Trinkwasser, insbesondere in den Entwicklungsländern. Wenn wir den Entwicklungsländern jetzt nicht schnell unsere Hilfe anbieten, dann werden die Kosten und die wirtschaftlichen Schäden in der Zukunft immer größer werden. 

Wir können dies nicht zulassen, weil der Klimawandel ja nicht von den Entwicklungsländern sondern eindeutig von den Industrie- und in einem noch geringen Ausmaß von den Schwellenländern ausgelöst wird. Die beiden Konferenzen in Stockholm und Accra sollten deshalb dazu benutzt werden, allen Menschen eine positive, nachhaltige Perspektive aufzuzeigen.

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, 22, August 2008

Literaturhinweise:
http://finepixer.blogspot.com/2008
http://www.domradio.de