Mat der DP ass politeschen Unfug déi natierlechst Saach vun der Welt!

Blauer Dunst wabert um die Kongressdelegierten. Rednerpulte werden angeliefert und verschwinden wieder. Tische werden keine gebraucht. Ein Kongress der Demokratischen Partei ist eine Redeveranstaltung. Doch Rede ist nicht gleich Rede. Sie will aufgeführt sein. Deshalb ergeht sich der Parteichef auf der Bühne in einem Wiederbelebungsversuch der altgriechischen Peripatetik – jener Philosophieschule, die ihre Botschaften beim Spazierengehen vermittelte.

Liberales Lustwandeln in den Gärten der modernen Parteiinszenierung. Gnadenloses Ausblenden politischen Inhalts in choreografischer Vollendung. Eine Dramatik wie bei einem Werbespot für Dallmayr-Kaffee mit Nibelungen-Opernchor. Man präsentiert – ein neues Logo. Aus dem Dämmerlicht hervor erscheint ein einsamer grüner Punkt inmitten klaffender weißer Leere. Den Rahmen stellt das Kürzel „DP“ dar. Ein visueller Auftritt in drei Lagen: außen blaue Farbe, im Kern das runde Grün, dazwischen leeres Weiß. Das Nichts als Bindeelement neuliberaler Koalitionsfarbenlehre. Aufgeblasene Konzeptlosigkeit in Reinkultur.

Szenenwechsel. Die DP präsentiert ein „umweltpolitisches Konzept“. Dreißig Seiten zählt der Schmöker, was nicht verwundern darf, denn schließlich besteht er zu zwei Dritteln aus einer Anhäufung literarischen Materials, das man zu diesem und zu jedem anderen Zweck bequem ohne jede intellektuelle Eigenleistung, aber mit sauberer Quellenangabe, im Internet findet. Das Neue sind ein paar Seiten DP-Umweltoffenbarung der esoterischen Art, um das Grüne auf den Punkt zu bringen. Eine einmalig beim Kauf eines Wagens zu entrichtende Kfz-Steuer, die aber an den gefahrenen Kilometern ausgerichtet sein soll (schließlich weiß man da ja auch präzise, wie viele Kilometer man in den kommenden Jahren damit zurücklegen will, oder?), Ausstieg aus Atomenergie (unproblematisch in einem Land, das so viele Reaktoren zählt, wie unseres) und Tanktourismus (macht ja auch nur 15 Prozent der Staatseinnahmen aus!), andere Absonderlichkeiten, die wohl auf den Gipfeln des Himalaya erdacht wurden. Es ist zum Heulen. Wenn da nicht auch noch ein neues Plakat wäre.

„Mat onser Ëmweltpolitik ass gesonde Wuesstum déi natierlechst Saach vun der Welt“. So liest man über ein Bild getextet, auf dem ein kleiner Junge eine unschuldige Pflanze bepinkelt, während im Vordergrund ein traurig dreinblickender Hund mit Schlappohren an der Sinnlosigkeit des Spruchs und der stoffwechselgetriebenen Symbolik verzweifelt. Die Pflanze wird sich für die ihr solchermaßen eröffneten Wachstumsperspektiven bedanken. Neben dem definitiv surrealen Umweltplakat wirkt das neue Logo der DP beinahe schon nachvollziehbar. Was wohl als Nächstes kommt? Ein Energieplakat, auf dem ein blauer Hamster in einem grünen Laufrad strampelt, um eine sparsame Glühbirne ans Flackern zu bekommen, unter dem Spruch „Mat onser Energipolitik si kleng Liichter déi normalste Saach vun der Welt“?

Die DP wollte sich erneuern. Das ist ihr gründlich gelungen. Wer sich über die vergangenen Windungen der liberalen Partei wunderte, kann ein Jahr vor den nächsten Parlamentswahlen nur noch rätseln, was die DP will, was sie hat, was sie antreibt. Die hohe Kunst des politischen Unfugs, jedenfalls, wird von der Demokratischen Partei auf bisher unerreichte Weise betrieben. Programmatischer Slapstick gepaart mit geradezu hirnrissiger Symbolik – auf den Wahlkampf der DP darf man gespannt sein. Anhänger des politischen Dadaismus werden ihn vollendet gustieren!

Xorro, CSV Profil, 16. Juni 2008