Drei Fragen an Jean-Paul Schaaf, Kopräsident des Comité politique der Nordstad

Jean-Paul Schaaf ist seit dem 15. April 2008 Kopräsident des sogenannten „Comité politique“ der Nordstad, der in gewisser Weise die Triebfeder ist, um das ambitiöse Projekt Nordstad voranzutreiben. Für den Bürgermeister der Stadt Ettelbrück gibt es zur Annahme des Masterplans keine Alternative. Jean-Paul Schaaf im Wort Interview

1. Was muss man sich eigentlich unter dem Nordstad-Masterplan vorstellen?

Der Masterplan ist eigentlich nichts anderes als die Zusammenfassung von zwei Jahren langen Überlegungen, die in eine Reihe gemeinsamer Zielsetzungen der sechs Nordstadgemeinden mündeten. Die zurückbehaltenen Leitprojekte, die wir als die wichtigsten für unsere sechs Gemeinden erachteten, sind aber kein „Beton“, sondern können durchaus noch in die eine oder andere Richtung angepasst werden. Es ist denn auch so, dass alle Gemeinden ihre Autonomie behalten werden. Es kann nicht sein, dass man sich gegenseitig ausbremst, indem ein Projekt der Gemeinde X auch von allen anderen genehmigt werden muss.

2. Die Annahme des Masterplans erfordert die Genehmigung aller Gemeinderäte. Was passiert, wenn der eine oder andere Gemeinderat dagegen votiert? Ist die Nordstad dann gestorben?

Wir befinden uns jetzt an einem kruzialen Moment, was die Verwirklichung der Nordstad anbelangt. Wir haben den Konsens getroffen, dass alle Gemeinden zum selben Zeitpunkt über den Masterplan befinden, um zu vermeiden, dass die Entscheidung der einen die einer anderen eventuell beeinflussen könnte. Alle Gemeinden sollen sich gänzlich unabhängig entweder zum Masterplan bekennen oder ihn ablehnen. Wenn die Gemeinden ihn annehmen, ist es in meinen Augen selbstverständlich, dass sie in Zukunft auch zu dieser Entscheidung stehen. Wenn sich eine Gemeinde im Zentrum der geplanten Nordstad gegen den Masterplan aussprechen sollte, dann hätten wir ein riesiges Problem, weil die Nordstad geografisch nicht funktionieren kann, wenn sie nicht zusammenhängend ist. Die PAGs könnten nicht zusammengelegt werden, ein gemeinsames Mobilitätskonzept könnte nicht aufgestellt werden usw. Falls eine Randgemeinde ein Nein aussprechen sollte, dann ist die Idee der Nordstad allerdings nicht unbedingt in Frage gestellt.

3. Angenommen, der Masterplan findet die Zustimmung aller Gemeinden. Was werden die ersten konkreten Schritte sein, die dann unternommen werden?

Zunächst einmal wird das Dossier der Regierung unterbreitet. Von ihr erwarten wir dann natürlich eine substanzielle Unterstützung, was das Finanzielle anbelangt. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht die Realisierung des interkommunalen Gewerbegebiets Fridhaff. Aber auch die Pilotprojekte, die Umgestaltung des Ettelbrücker Bahnhof-Areals, die Erschließung des „Walebrooch“ in Diekirch und des Geländes rund um das Laduno-Gebäude in Erpeldingen sowie ein detailliertes Mobilitätskonzept, besonders was die Achse Ettelbrück-Diekirch betrifft, sollen unverzüglich in die Wege geleitet werden. Diese Projekte sollen in gewisser Weise den Anstoß geben, beziehungsweise Signalwirkung haben für die Entwicklung der gesamten Nordstad.

Quelle: Luxemburger Wort, 22. Mai 2008, Nico Muller