22. Mai 2008: Internationaler Tag der Biodiversität – Klimawandel und Biodiversität

Anlässlich der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 standen der Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt im Mittelpunkt der Diskussionen. Die biologische Vielfalt wird auch mit Biodiversität bezeichnet. Die Konvention über die biologische Vielfalt und die Agenda 21 stellen zwei wichtige Themenkomplexe angesichts der negativen Folgen des Klimawandels dar. Die Konvention über die biologische Vielfalt trat völkerrechtlich am 29. Dezember 1993 in Kraft und dieser Tag wurde zunächst zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt erklärt. Eine Freie Tribüne von Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

 Da sich dieses Datum am Ende des Jahres aber für weltweite Aktionen als sehr ungünstig erwies, schlug die 5. Weltkonferenz zur biologischen Vielfalt in Nairobi im Mai 2000 vor, den Tag der biologischen Vielfalt ab 2001 auf den 22. Mai zu verlegen. Der Schutz der biologischen Vielfalt bedeutet mehr, als die Schönheit der Natur für künftige Generationen zu bewahren. Vielmehr soll uns bewusst werden, dass es schlicht um das Überleben des Menschen auf dem Planeten geht. 

Die Industrienationen stehen, da sie durch ihren Energieverbrauch den Klimawandel in einem erhöhten Maß verursacht haben, die Hauptverantwortung für die Ursachen des weltweiten Artensterbens, in der Pflicht. Durch die prekäre Wasserversorgung und die Verbreitung ansteckender Krankheiten wie Malaria, durch die Zerstörung von Ökosystemen und ihrer Artenvielfalt sind die Hauptziele der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, die Armutsbekämpfung und Erreichung der Millenniumsziele 2015 gefährdet. Was wir heute tun oder auch nicht tun, wird zudem direkte Auswirkungen auf zukünftige Generationen haben. Das gilt für den Klimawandel in ganz besonderer Weise, weil das Klimasystem der Erde nur mit sehr großer Zeitverzögerung reagiert. Wir sollten bedenken, dass der Klimawandel ohne entschiedenes Gegensteuern bereits in den kommenden Jahrzehnten die Anpassungsfähigkeiten vieler Gesellschaften überfordern. Daraus könnten Gewalt und Destabilisierung erwachsen, die die nationale und internationale Sicherheit in einem bisher unbekannten Ausmaß bedrohen. 

Die biologische Vielfalt stellt bei näherer Betrachtung die Lebensversicherung für die sich ändernde Welt dar, welche zurzeit durch den gestiegenen Energie- und Ressourcenhunger in den Industrienationen, in den aufstrebenden Schwellenländern u.a. China und Indien sowie einigen Entwicklungsländern geprägt wird. Durch den steigenden Energieverbrauch, insbesondere des Erdöls und des Erdgas, treten die Konsequenzen des Klimawandels immer stärker in Erscheinung, diese werden von den Bevölkerungen in den Entwicklungsländern viel stärker verspürt, als in den Industrieländern. Der Klimawandel stellt deshalb neben der Bekämpfung der Armut die größte ökologische, soziale und wirtschaftliche Bedrohung unseres Planeten dar.

Die biologische Vielfalt und das Internationale Jahr des Planeten 2008 

Die biologische Vielfalt sichert unsere Lebensqualität und die nachhaltige Entwicklung der Umwelt. Wenn jedoch die Lebensräume für Fauna und Flora durch ein nicht nachvollziehbares Handeln ohne Vernunft zerstört werden, so die Rodung des Urwaldes in Südostasien, im südlichen Afrika und Amazonasbecken, dann werden im Anschluss die Menschheit dir Konsequenzen auf eine dramatische Weise verspüren. Die Tier- und Pflanzenwelt wird sich den ändernden Umweltbedingungen nur schwer anpassen können und aussterben. 

Die bange Frage, wie wir Menschen uns in einer geänderten Welt zurecht finden werden, muss umgehend eine konkrete nachhaltige Antwort finden? Es sollte allen einleuchten, dass die Bewahrung der biologischen Vielfalt als ein vernetztes Gebilde nur auf einer Politik beruhen kann, welche auf den drei Standbeinen: Soziales, Wirtschaft und Umwelt beruht. Die beschworene Biodiversitätsstrategie muss sicherstellen, dass wir die Probleme der biologischen Vielfalt ernst nehmen. Dies kann u.a. dadurch geschehen, indem wir die urbane Entwicklung sowie des ländlichen Raumes so gestalten, dass über mögliche Konsequenzen der Eingriffe in die biologische Vielfalt im Vorfeld nachgedacht wird, dies u.a. im Rahmen der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, des Tourismus, der Raumplanung, dem Straßenbau und den Renaturierungsprojekten. Dann wäre es z. B nicht zum Abholzen eines 10 ha großen Mischwaldes, welcher als Grüngürtel in der Nähe der Industriezone Contern diente, gekommen. 

Angesichts der Tatsache, dass die Vereinten Nationen das Jahr 2008 zum „Jahr des Planeten“ ausgewählt haben, sollte wir den Spruch von Antoine de Saint Exupéry beherzigen: “Wir haben die Erde nicht uns von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen“.
Die Biodiversität erhalten heißt, unsere Lebensgrundlagen schützen, deshalb müssten in den Schulen ein erhöhtes Interesse für die biologische Vielfalt und für den Planten Erde entwickelt werden. Wir sollten beherzigen, dass einerseits die Biologische Vielfalt untrennbar mit der Bewahrung unseres Naturerbes verbunden ist und andererseits werden wir ohne den Schutz der Biodiversität auch den Kampf gegen die Armut nicht gewinnen. 

Es verbleibt uns nur noch ein Zeitfenster von einigen Jahren, um das Ruder in der Klimapolitik und dem Schutz der Biodiversität herum zuwerfen. Wenn uns dieses Wendemanöver nicht gelingt, dann werden wir für die geringere Lebensqualität der kommenden Generationen verantwortlich gemacht.

Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter, 22. Mai 2008