Preiserhöhungen ohne Ende ?

Mit der letzten Preiserhöhung an der Zapfsäule und der Bekanntgabe, dass sich die Inflationsrate im März 2008 in Luxemburg bei 3,5% eingependelt hat, ist bei vielen die Schmerzgrenze erreicht, ja sogar überschritten. Eine Freie Tribüne von Marc Spautz, LCGB Generalsekretär und CSV Abgeordneter im “Soziale Fortschrëtt”

Laut den Berechnungen des Statec und den Bestimmungen des „Tripartite-Gesetzes“ von 2006, wo ja festgelegt wurde, dass die automatische Anpassung der Gehälter um Monate nach hinten – im Interesse der Luxemburger Wettbewerbs- und Konkurrenzfähigkeit – verschoben wird, vereinfacht die Lage nicht. Vor allem nicht, wenn parallel dazu der Staatshaushalt Überschüsse ausweist. Es ist richtig und wichtig, eine vorsichtige Haushaltspolitik zu haben, aber genauso wichtig ist es, den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, den Rentnerinnen und Rentner nicht alleine die Lasten einer Sparpolitik aufzuerlegen!

Bei der ganzen Diskussion über Sinn und Zweck der automatischen Lohnanpassung, der „Manipulation“ oder „Modulierung“ des Indexes, darf nicht außer Acht gelassen werden dass viele nicht von der vom Statec berechneten Preissteigerung ausgehen, sondern vor allem von einer „gefühlten“ Preiserhöhung. Die Stimmung im Lande – vor allem bei den Konsumenten – lässt sich nun mal vom Gefühl der Brieftasche leiten und nicht von der Durchschnittsberechnung einer Verwaltung

Es ist schwierig den Leuten zu erklären, dass ihre Wahrnehmung der Teuerungsrate nicht der Berechnung der Statistiker entspricht. Wenn der Einkaufskorb von Einkauf zu Einkauf für die identische Summe immer weniger gefüllt ist , dann ist guter Rat teuer. Der Minister kann zwar auch erklären, dass unsere Inflation relativ niedrig ist, die Verbraucher spüren jedoch selbst, was sie an Preissteigerungen bei den Grundnahrungsmittel respektiv an der Benzinpumpe zahlen und erleben , einige dieser Preissteigerungen übersteigen die 20% Rate.

Bei all dem Ärger über Preiserhöhungen und deren Konsequenzen für das persönliche respektiv das Familienbudget, sei an dieser Stelle an zwei Beispielen – Lebensmittel und Erdöl – Überlegungen formuliert, die es einem erlauben, das Problem Preiserhöhung auch aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten und vielleicht manches nun anders zu bewerten.

Tatsache ist, dass seit längerem die Preise der Grundnahrungsmittel steigen. Und somit wird unser aller Leben teurer. Und dies nicht nur in Luxemburg, sondern weltweit! Einer der Gründe ist eine verstärkte Nachfrage. Aber nicht nur weil ein mehr an Nahrung benötigt wird, sondern vor allem da Industriestaaten seit einiger Zeit verstärkt auf Lebensmittel zurückgreifen, um ihren Energiebedarf zu stillen: Stichwort Bioethanol. Dass wir alle durch diese Politik aber nicht nur uns schaden – und zwar durch höhere Lebensmittelpreise – sondern vor allem den ärmeren Ländern, sprich den Entwicklungsländern, scheint niemand bedacht zu haben, oder es scheint nur wenige zu interessieren. Ganze Felder, die früher genutzt wurden, um die Bevölkerung zu ernähren, werden jetzt für den Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung genutzt. Ist also die Teuerung der Grundnahrungsmittel eine „hausgemachte“ sprich eine von den Industriestaaten selbst provozierte Teuerung?

Erdöl: der Ölpreis steigt und ist somit noch mehr zu einem Spekulationsobjekt geworden. Aber im Gegensatz zum vorherigen Beispiel sind hier nicht viele Möglichkeiten dem entgegenzuwirken. Es sei denn, unsere Industrie und ihre Forschungsabteilungen stecken all ihre Mittel an Geld und Wissen in die Erforschung von Einsparungsmöglichkeiten. Und parallel dazu spart auch der Einzelne! Z.B. beim Kauf eines Autos auf den Verbrauch achten usw. Sollte uns dies nicht gelingen, werden die Preise für Benzin und Energie auch weiterhin steigen. Und dann in logischer Weise auch die Transportkosten für Waren aller Art und auch jene im öffentlichen Nahverkehr.

Wir haben zurzeit eine Inflationsrate in Luxemburg und in Europa, die viele dazu zwingt sich einzuschränken. Dies ist auch keine gute Voraussetzung für das allgemeine Wirtschaftswachstum. Und deshalb sind wir alle gefordert – vor allem der Staat und die Gemeinden.

Wahllose Taxenerhöhungen belasten die Verbraucher nur noch zusätzlich. Des weitern gilt es die Preise in den Geschäften zu überprüfen und hinterfragen. Das Mittelstands- und das Wirtschaftsministerium müssen überprüfen ob sich alle an das Abkommen über korrekte Preise halten oder ob dieses Abkommen nur dazu diente den Verbrauchern Sand in die Augen zu streuen.

Es darf nicht weiter an der Preisspirale gedreht werden, es gilt Politiken zu hinterfragen und gegebenenfalls zu ändern und nach neuen gangbaren Wegen zu suchen um die Verbraucher nicht noch zusätzlich mit der hausgemachten Inflation zu belasten.

Marc SPAUTZ
Generalsekretär

Quelle: Soziale Fortschrëtt, April 2008