Internationaler Frauentag 2008: Leider auch heute noch eine Notwendigkeit

Seit 1975, Jahr indem die UNO den 8.März offiziell als Internationalen Frauentag proklamiert hat, wird vor allem an diesem Tag mit schöner Regelmäßigkeit an die Rechte der Frauen erinnert. Dass ein solcher „Gedenktag“ an sich noch notwendig ist, muss einen – egal ob Mann oder Frau – eigentlich beschämen. Denn dies zeigt vor allem, dass Manches oder besser gesagt noch Vieles im Bereich der Gleichstellung zwischen Mann und Frau noch nicht erreicht ist. Freie Tribüne von Marc Spautz, LCGB Generalsekretär und CSV Abgeordneter im LCGB Organ “Soziale Fortschrëtt”

Vor allem im Bereich der Arbeitswelt kann noch nicht von Chancengleichheit gesprochen werden. Stichwort Vereinbarkeit Familie und Beruf: Bereits im Jahre 2002 hatten die LCGB-Frauen auf ihrer Frauenkonferenz eine Resolution verabschiedet, welche endlich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einforderte. Dass wir auch 2008 noch über dieses Thema diskutieren und dass dies auch das Motto der diesjährigen LCGB-Frauenkonferenz sein wird, zeigt, dass trotz aller Fortschritte und Entwicklungen weitere Anstrengungen nötig sind.

Stichwort unterschiedliche Entlohnung: Seit der Untersuchung, die im Rahmen einer europäischen Initiative auch in Luxemburg stattfand, ist statistisch bewiesen, dass Frauen und Männer unterschiedlich entlohnt werden. Dass Unterschiede nach Sektoren, nach der Qualifikation, nach Kollektivertrag, … bestehen, ist noch nachvollziehbar. Dass aber die Feststellung gemacht wurde der statistische Unterschied nach dem „Herausrechnen“ der Faktoren wie Familienpause, unterschiedliche Sektoren, Alter, Ausbildung, … noch ein Unterschied von über 10 Prozent bestehen bleibt, ist Grund genug zumindest einmal im Jahr – am Internationalen Frauentag – daran zu erinnern, dass vieles noch im Argen liegt.

Und hier sind vor allem auch die Gewerkschaften gefordert. Bei den anstehenden Tarifverhandlungen ist in Zukunft noch viel stärker darauf zu achten, dass keine diskriminierenden Elemente vorhanden sind, und die einzelnen Bewertungssysteme müssen auch unter diesem Aspekt gesehen werden. Aufgabe muss es aber auch in einem Jahr der Sozialwahlen sein, mehr Frauen für Gewerkschaftsarbeit zu interessieren. Ihr Engagement in den Betrieben, in den Berufskammern und auch den anderen zur Wahl stehenden Gremien wird dann auch dazu führen, dass sich mehr mit so genannten „Frauenfragen“ auseinandergesetzt wird.

Aber auch innerhalb der Gewerkschaft muss darauf geachtet werden, dass noch mehr Frauen aktiv werden. Es genügt nicht auf nationaler Ebene einen Frauenförderplan zu haben, wenn nicht gleichzeitig strikt darauf geachtet wird, dass die dort gemachten Empfehlungen nicht oder nur halbherzig umgesetzt werden. In nächster Zeit findet eine ganze Reihe von Verbandskongressen statt, und es ist zu hoffen, dass ein nicht geringer Teil der Vorstandsplätze von Frauen besetzt werden kann. Und hier müssen Männer wie Frauen an einem Strang ziehen, wenn wir eine Gewerkschaft haben wollen, die nicht mehr ausschließlich männlich geprägt sein soll.

Und hier muss angesetzt werden. Der Internationale Frauentag stellt die jährliche Gelegenheit dar, auf politischer Ebene darauf hinzuweisen, dass noch vieles umzusetzen bleibt. Die Schritt für Schritt reelle Umsetzung aber geschieht im Alltag, und nur wenn Männer und Frauen hier dies gemeinsam erreichen wollen, dann erreichen wir auch irgendwann einmal das Ziel: Gleichberechtigung auf allen Ebenen! Aus dieser Überlegung heraus, ist dann auch ersichtlich, warum ein Internationaler Frauentag auch heute noch seine Berechtigung hat: Chancengleichheit zwischen Mann und Frau einzufordern! 

Marc Spautz
Generalsekretär
 

Quelle: Soziale Fortschrëtt, März 2008