2008 – Das Internationale Jahr des Planeten Erde

Die Vereinten Nationen haben am 22. Dezember 2005 das Jahr 2008 zum Internationalen Jahr des Planeten Erde erklärt und das eindeutige Ziel lautete: Die zukünftigen Generationen bei der Schaffung einer sichereren und gerechteren Welt zu unterstützen. Die UNESCO hat den Auftrag erhalten, das Internationale Jahr weltweit zu koordinieren. Vor allem sollen Anstrengungen unternommen werden, damit die Bedeutung und der Nutzen der modernen Geowissenschaften für die Gesellschaft und für eine nachhaltige Entwicklung verdeutlicht werden. Eine Freie Tribüne von Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

Die weit reichende Erforschung unseres Planeten soll Aufschluss über die verbleibenden Rohstoffe und die Energieressourcen, die Auswirkungen der bisherigen ökologischen Misswirtschaft, die schleichenden Klimaveränderungen und die Folgen des weltweiten Bevölkerungswachstums liefern. Die nachhaltige Entwicklung des Planeten macht es nötig, eine optimale und effektive Nutzung der ohnehin immer knapper werdenden Ressourcen zu gestalten. 

Hat nicht schon im Jahr 1961 der damalige US-Präsident John F. Kennedy diese Sorge durch seine Aussage erkannt: "Unsere gesamte Gesellschaft ist begründet auf – und abhängig von – unserem Wasser, unserem Land, unseren Wäldern und unseren Rohstoffen. Wie wir diese Ressourcen nutzen, beeinflusst unsere Gesundheit, Sicherheit, Wirtschaft und unser Wohlergehen."1) Papst Benedikt XVI. maßregelte in treffenden Worten, anlässlich seiner Predigt an Epiphanie, die Gier nach Energie- und Wasserressourcen sowie Rohstoffen, da diese den Aufbau einer solidarischen und gerechten Welt behindert. 

Bei nüchterner Betrachtung der aktuellen Lage bin ich über die aufkommende Bedrohung durch den Klimawandel und das Handeln der Klimadiplomatie mit Schneckentempo erschreckt. Es leuchtet angesichts der Erkenntnisse ein, dass wir uns, ob wir es nun wollen oder nicht, in ein Jahrhundert der Umwelt bewegen. Wenn die derzeitige Plünderung unseres Planeten noch zwei oder drei Jahrzehnte wie bisher anhält, werden wir die Lebensgrundlagen so verändert haben, dass ein Zurückrudern keinen Sinn mehr ergibt. Was wir deshalb brauchen, ist die Vision eines ausgewogenen und verantwortungsvollen Fortschritts. 

Angesichts der 1,8 Milliarden Menschen, die unter einer eklatanten Wasserknappheit leiden, kann es auf Dauer nicht erlaubt sein, dass 30 Prozent der reichen Länder etwa 86 Prozent des „allumfassenden Verbrauchs“ für sich beanspruchen, derweil 20 Prozent der armen Länder mit nur 1,3 Prozent abgespeist werden. Müssten wir nicht endlich zur Einsicht gelangen, dass es Zeit wird, diese „brennenden“ Probleme resolut anzugehen. „Es geht jetzt darum, das Unbeherrschbare zu vermeiden und das Unvermeidbare zu beherrschen" so Hans-Joachim Schellnhuber, der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimaforschung. 

Das an sich größte Problem bei der Umsetzung des nachhaltigen Konzeptes liegt allerdings in der mangelnden Bereitschaft der Industrieländer, ihre Produktions- und Konsummuster so zu verändern, dass der weltweite Raubbau an der Natur verringert wird. Die Bedeutung der Kontroverse um die globale Erwärmung ergibt sich vor allem aus den politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen, die aus den unterschiedlichen Positionen abgeleitet werden: Die „reiche“ Welt möchte nicht teilen. 

Die Menschen überzeugen, den sofortigen Umbau in Richtung der langfristig umweltverträglichen Ressourcennutzung und Schutz der Lebensgrundlagen einzuleiten, stellt deshalb die Herausforderung von globaler Dimension dar. All denen jedoch, die noch am Klimawandel und seinen schleichenden Folgen zweifeln, sei ins Stammbuch geschrieben, die Erde kann nur ein beschränktes Ausmaß an Umweltbelastungen aufnehmen, bevor die globalen Ökosysteme kippen. 

Sicher, die vor uns liegenden wachsenden Probleme können nicht national, sondern nur auf dem Fundament einer international und langfristig angelegten Zusammenarbeit der Staaten, Wirtschaft, Bevölkerung und Politik bewältigt werden. Langfristig brauchen wir deshalb einen energiepolitischen Strukturwandel, in welchem ein umweltverträgliches Wirtschaftswachstum die Voraussetzung zum Erfolg darstellt.
Wir benötigen deshalb vor allem Mut, um die anstehenden Herausforderungen zu lösen und eine bessere sowie gerechtere Welt aufzubauen. Jedoch, ohne die Einbindung der heranwachsenden Generation ist diese Aufgabe zum Scheitern verurteilt und gerade sie ist zur Gestaltung des Internationalen Jahr des Planeten Erde 2008 eingeladen. 

1) http://www.unesco.de/2080.html

Dr.-Ing. Marcel Oberweis,  CSV-Abgeordneter, Januar 2008