Weiterbildung in unserer Wissensgesellschaft

Der demografische Wandel, den Luxemburg derzeit erlebt, findet seinen Niederschlag in unterschiedlichen Bereichen unserer Gesellschaft. Die Alterung der Gesellschaft schreitet unentwegt fort und wird noch an Dynamik in den kommenden Jahrzehnten gewinnen. Nicht nur dass die Menschen früh aus dem Arbeitsleben ausscheiden, auch immer mehr Menschen erreichen durch verbesserte Lebensbedingungen ein hohes Alter; die durchschnittliche Lebenserwartung lag 2005 bei 82,2 Jahren für Frauen und bei 78,9 Jahren für Männer.
Wenn wir aber die anstehenden politischen Herausforderungen bezüglich der möglichen Verlängerung der Lebensarbeitszeit, der Pflegebedürftigkeit älterer Menschen, dem Ausbau der Pflegestrukturen sowie der zukünftigen Finanzierungsprobleme unserer Altersfürsorge meistern wollen, dann bedarf es vielfacher Anstrengungen. Freie Tribüne von Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

Bezüglich der möglichen Verlängerung der Lebensarbeitszeit sollte auf die durch die Lissabon-Strategie gewünschte Wissensgesellschaft inklusive des lebenslangen Lernens hingewiesen werden. Deshalb werden nicht umhin kommen, die Rolle der älteren Mitarbeiter im Berufsleben neu zu definieren. Lebenslanges Lernen wird definiert als „alles Lernen während des gesamten Lebens, das der Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen dient und im Rahmen einer persönlichen, bürgergesellschaftlichen, sozialen bzw. beschäftigungspolitischen Perspektive erfolgt.“ (COM 678 (2001) der Europäischen Kommission). Dieser Prozess beruht auf der Verzahnung der einzelnen teilweise unabhängig voneinander wirkenden Bildungsbereiche:„education précoce, éducation préscolaire, éducation primaire, éducation secondaire“ bis zur Hochschule.

Weiterbildung der Fachkräfte in den Unternehmen

Wir leben in einer Zeit, die durch tiefgreifende Veränderungen auf der globalen Markt und einem schnellen Wandel in Technik, Wissenschaft sowie Wirtschaft geprägt ist. Die Menschen von heute und noch vielmehr die von morgen müssen sich mehr Informationen innerhalb kürzester Zeit aneignen und sie in das Alltagsgeschäft einfließen lassen. Die schulische Ausbildung muss deshalb das Rückgrat des Wissens bilden, sie muss den jungen Menschen ausbilden und ihm ein solides Grundwissen mit auf den Berufsweg geben, ihm aber die Freude vermitteln, sich dem lebenslangen Lernen im späteren Beruf zuzuwenden. 

Für die Unternehmen bedeutet dies, in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren, um im Wettbewerb mithalten zu können. Denn in der Welt von morgen, die sich durch neue Erkenntnisse und Technologien in ständiger Bewegung befindet, wird die Fähigkeit, sich laufend neues Wissen anzueignen und anzuwenden, zum Schlüsselfaktor für das Mitmachen in der Gesellschaft. Die Mitarbeiter werden die Aushängeschilder, denn ohne ihre Wissensbegierde müssen die Betriebe innerhalb kürzester Zeit die Segel streichen. Die modular aufgebaute arbeitsbegleitende Weiterbildung, auf den einzelnen Mitarbeiter zugeschnitten, stellt die Voraussetzung für eine befriedigende Gestaltung der gesamten Berufskarriere dar. Und dazu braucht es auch der Mitarbeiter ab 50 Jahre und die Geringqualifizierte, sie die oft von betrieblichen Qualifizierungsmaßnahmen ausgeschlossen sind. Neben den Unternehmen steht auch der Staat in der Bringschuld, diese wichtige Aufgabe der Weiterbildung zu übernehmen. 

Eine Novität stellt die folgende Maßnahme dar: Die älteren Mitarbeiter sollen im Wechsel zwischen Arbeit und Tutorat im Rahmen des „gleitenden Ausscheidens aus dem aktiven Berufsleben“ während den letzten 8 Jahren ihr angeeignetes wertvolles Wissen und ihre Kompetenzen an die neuen Mitarbeiter weitergeben, um diesen einen schnelleren Einblick in die betriebsinternen Abläufe zu erlauben.

Bereitschaft sich im Alter weiterzubilden 

Nach dem Eintritt in die dritte Phase des Lebens, dem wohlverdienten Ruhestand, liegen noch viele Jahre der „Bewegung” vor dem einzelnen Mitbürger. Es muss der Gesellschaft gelingen, alle Menschen, die nach einem erfüllten Berufsleben ihren Lebensabend noch gestalten möchten, in den Weiterbildungsprozess zu integrieren. Viele Mitbürger fühlen sich noch „bedarfsorientiert“, d.h. sie möchten auch weiterhin eine Aufgabe nach ihrer persönlichen Vorstellung übernehmen und nicht von der gesellschaftlichen Entwicklung abgekoppelt werden. Das Ziel einer zukunftsorientierten Politik für die älteren Mitbürger besteht darin, ihnen den gleichberechtigten und ungehinderten Zugang zu den Bildungsangeboten zu ermöglichen. Ist es z.B. nicht beeindruckend, wenn sich ältere Menschen im „Ruhestand“ zum Weiterlernen an den Hochschulen einschreiben, um geistig beweglich zu bleiben und ihr Wissen aufzufrischen. 

Es bewahrheitet sich, dass die Grundlagen für das lebenslange Lernen in den ersten Bildungsjahren geschaffen werden und dies nach dem Motto: “Nicht nur für die Schule lernen, sondern für das gesamte Leben.“ 

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter