Rentrée : Neubeginn oder « business as usual » ?

LCGB Generalsekretär, Marc Spautz über die künftigen Reformen in der Schulpolitik

Mitte September wird in Luxemburg nicht nur der Beginn des neuen Schuljahres eingeläutet, sondern auch die politische und sozialpolitische Rentrée findet statt. Nach einer fast zweimonatigen „Pause“ werden nun wieder die noch nicht ausdiskutierten oder noch nicht umgesetzten Reformen wieder auf die Tagesordnung genommen. Leider müssen aber nicht nur diese Themen behandelt werden, sondern es kommen unablässig immer neue hinzu.Es ist aber zu hoffen, dass die Sommerpause benutzt worden ist, sich einerseits mit den Einwänden und Vorschlägen auseinanderzusetzen und andererseits dass dann aber auch die notwendigen Konsequenzen gezogen wurden.

Stichwort: Schulpolitik

In diesem Bereich stehen eine ganze Reihe von Gesetzesprojekten in der Diskussion und die in den letzten Tagen und Wochen gemachten Bemerkungen von Seiten der Gewerkschaften, der Eltern, der Ministerien, … lassen darauf schließen, dass der Herbst animiert sein wird.

Was die Reform der Berufsausbildung betrifft, so ist nur zu hoffen, dass das zuständige Ministerium aus den ablehnenden Gutachten der Berufskammern die richtigen Schlüsse gezogen hat, und jetzt mit Änderungen an der Gesetzesvorlage reagiert. Es wäre ja nicht nur für die schulische Berufsausbildung sondern auch für die luxemburgische Wirtschaft insgesamt gesehen, selbstmörderisch eine Reform durchziehen zu wollen, die von den Betrieben abgelehnt wird!

In diesem Kontext sei auch daran erinnert, dass noch vieles im Bereich der Berufsberatung zu tun bleibt. Wie jedes Jahr so werden auch dieses Jahr mit dem Schulbeginn eine große – eine viel zu große Anzahl – von Jugendlichen feststellen, dass sie keine Lehrstelle mehr finden werden. Sei dies, da sie sich für einen Beruf entschieden haben, in dem nicht genügend Ausbildungsplätze angeboten werden, sei es dass sie in einer niedrigen Qualifikation sprich CCM/CITP suchen, wo seit Jahren gewusst ist, dass die Betriebe diese „Niedrigqualifikation“ nur in geringem Masse ausbilden.

Hier muss endlich die Politik reagieren und schon frühzeitig dafür sorgen, dass gezielt mit diesen Jugendlichen gearbeitet wird, damit sie später auch ein Chance auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Dies heißt aber auch, dass differenziert und gezielter mit ihnen in der Schule gelernt werden muss, dass ihnen jene Kompetenzen vermittelt werden, die sie im Arbeitsleben benötigen.

Aber auch die Reform des Schulgesetzes von 1912 stellt unser Land vor große Herausforderungen. Bei allen Einwänden ob hier nun die Gemeindeautonomie eingeschränkt wird oder nicht, sollte man nicht vergessen, dass es hier um die Ausrichtung der Grundlagen der Erziehung unserer Kinder geht. Nur eine solide und in ganz Luxemburg einheitliche Grundausbildung eröffnet ihnen den Weg hin zu weiterführenden Studien sprich den Zugang zu zukunftsorientierten Berufen. Des Weiteren muss auch die Diskussion über die sogenannten „socles de compétences“ endlich abgeschlossen und umgesetzt werden.

Luxemburg hat sich Jahre wenn nicht sogar Jahrzehnte den Luxus erlaubt seine Jugend nicht optimal zu beraten, zu informieren, auszubilden. Langsam aber sicher bekommt unser Land nun die Rechnung präsentiert: Auf der einen Seite fehlen hoch qualifizierte Arbeitnehmer und gut ausgebildete Akademiker; auf der anderen Seite haben wir eine Schulabbrecherquote, die höchst bedenklich ist! Die einen werden händeringend von unserem Arbeitsmarkt gesucht, die anderen will unser Arbeitsmarkt nicht!

Zu hoffen ist also, dass nun nach der Sommerpause die nötigen und benötigten Entscheidungen getroffen werden und dies in unser aller und vor allem unserer Kinder Interesse.

Marc SPAUTZ
LCGB-Generalsekretär

Quelle: Soziale Fortschrett 07/2007