Pionier der Industriebrachen

Neues Entwicklungspotenzial: Für Fred Sunnen war die Nutzung der Arbed-Terrains von Anfang an eine wichtige Zukunftsfrage

Wort Serie über die luxemburgischen Abgeordneten

Sei es als Bürgermeister von Sassenheim oder als Abgeordneter, dem Projekt Industriebrachen widmete Fred Sunnen stets seine volle Kraft. Er leistete in den 90ern Pionierarbeit und gehört zum Kreis derer, die die Grundlage für die spätere, noch andauernde Entwicklung des Standorts Belval legten. Heute blickt Sunnen mit Genugtuung auf sein Engagement zurück, das gewissermaßen der ganzen Südregion neue Perspektiven eröffnet hat.

Fragt man ihn, wie er in die Politik eingestiegen ist, zögert Fred Sunnen keine Sekunde: "Das war die Verlängerung meiner kommunalen und regionalen Tätigkeit auf politischer Ebene". Demnach mag es niemanden wundern, dass sich der Abgeordnete am Krautmarkt vor allem für seine Region, für den Süden einsetzt. Wobei der CSV-Mann Regionalpolitik als eine vernetzte Angelegenheit in einem globalen, sprich für das ganze Land geltenden Konzept versteht. Sunnen streicht in diesem Kontext die Arbeit von Michel Wolter hervor.

"Ich denke, zusammen mit dem ehemaligen Innenminister haben wir in Sachen Landesplanung im Großen und Ganzen aber auch beim Projekt Belval im Spezifischen echte Pionierarbeit geleistet", so der ehemalige Bürgermeister. Für ihn war die Nutzung der Arbed-Brachen eine besondere Herausforderung. Immerhin gehören 70 Prozent der Bruttofläche dieser Industriegelände zu der Gemeinde Sassenheim. "Das Projekt lag mir nicht zuletzt deswegen so am Herzen. Es ging und geht auch immer noch schlichtweg um die künftige Entwicklung der Gemeinde", sagt Sunnen, der mit der Brachenrevalorisierung neues kommunales Potenzial schaffen konnte. Dabei sei der Einsatz für die Nutzung des Industrieterrains nicht immer einfach gewesen, erinnert sich der CSV-Mann, der eigenen Aussagen nach, sehr viel Überzeugungsarbeit leisten musste.

Sunnen stand mehr als acht Jahre an der Spitze seiner Gemeinde. Sein Hauptanliegen war dabei die Modernisierung und das Überwinden der Schwierigkeiten und Probleme, die der Strukturwandel der Gemeinde Sassenheim im Laufe der Zeit beschert hat.

Dass ein kommunales Spitzenamt kumuliert mit einem Abgeordnetenmandat ein enormes Arbeitspensum bedeutet, weiß Sunnen. Deshalb findet er die Debatte über eine gesetzliche Trennung von Gemeinde- und Nationalpolitik nicht abwegig.

Bleiben wir beim Abgeordneten Sunnen und seinen politischen Einsatzfeldern: Neben der Landesplanung und der Regionalförderung beschäftigt er sich vorwiegend mit Unterrichtspolitik. Der ehemalige Schuldirektor war 38 Jahre im Luxemburger Bildungswesen tätig. "Da konnte ich eine Menge Erfahrungen sammeln, die ich wiederum danach in meine politischen Aktivitäten einbringen konnte", unterstreicht der Volksvertreter, der für Ausbildungsreformen plädiert. "Wir brauchen moderne und innovative Bildungskonzepte, um so im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu bestehen", so der christlich-soziale Politiker, der in den zurückliegenden Jahren eine ganze Reihe von Schulreformen mitprägen konnte.

Nicht zu vergessen die Schaffung der Universität: Auch hier war Sunnen einer derjenigen, die auf einen hochschulpolitischen Wandel setzten und im Parlament auf einen solchen hinwirkten.

Politischen Handlungsspielraum hat man als Abgeordneter in den Augen von Fred Sunnen eine ganze Menge. Auch wenn man im Laufe der Zeit eben lernen müsse, Kompromisse einzugehen, so der CSV-Mann, der in diesem Zusammenhang auch auf den wachsenden Impakt der Europäischen Union hinweist. "Europa hat einen immer stärkeren Einfluss auf die nationalpolitische Agenda", so Sunnen, der darin aber keine Katastrophe sieht.

Steckbrief: Fred Sunnen

Im Parlament: seit dem 12. August 1999.

Geboren am: 11. April 1939.

Wahlbezirk: Süden

Andere politische Mandate: Gemeinderat in Sassenheim, wo er von 1997 bis 2005 Bürgermeister war.

Wohnt in: Beles

Beruf: Schuldirektor i.R.

Familienstand: verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Töchtern.

Parlamentarische Kommissionen: Hochschule, Forschung und Kultur (Präsident); Erziehung und Berufsausbildung; innere Angelegenheiten und Landesplanung.

Themen: Die Aufwertung der Region Süden ist eines der Steckenpferde des Politikers, der sich als Kommunalpolitiker, vor allem als Bürgermeister, für das Zusammenwirken der Gemeinden im regionalen Interesse einsetzte. Sunnen gehört auch zu den anerkannten Bildungspolitikern in der Kammer.

Quelle: Wort, 19. September 2007, Marc Glesener