Vom Fischmarkt zum Krautmarkt

Der ehemalige Präsident des Staatsrats Marcel Sauber schaut dem heutigen Abgeordneten Marcel Sauber bei der parlamentarischen Arbeit noch gerne über die Schulter
Bevor er die politische Bühne betrat, hatte sich Marcel Sauber vor allem einen Namen als Mitglied, später als Präsident des Staatsrats gemacht. 18 Jahre lang gehörte er der Hohen Körperschaft an. Heute beschäftigt sich der CSV-Abgeordnete mit gesellschaftspolitischen Fragen. Als ehemaliger Bürgermeister von Walferdingen ist er besonders stolz auf das unter seiner Regie gebaute Sportzentrum.

18 Jahre lang gehörte Marcel Sauber dem Staatsrat an, bevor er als Abgeordneter auf Krautmarkt einzog. Von 1985 bis 1999 war er Mitglied, dann fungierte er zwei Jahre lang als Vizepräsident und schließlich stand er zwischen 2001 und 2003 an der Spitze der Hohen Körperschaft.

Um seiner Aufgabe im Staatsrat gerecht zu werden, drückt Marcel Sauber noch einmal die Schulbank. Sein Wirtschaftsstudium reiche nicht aus, um die Gesetzestexte im Detail zu analysieren, glaubt er. Deshalb entschließt er sich im Alter von 46 Jahren zu einem Jurastudium. Neben seinem Beruf – er ist Direktor der Handwerkerföderation – paukt er nun abends und an den Wochenenden während fünf Jahren Recht an der Universität von Nancy. Es sei eine harte Zeit gewesen, die ihm einiges an Disziplin abgefordert habe, bilanziert er heute.

Diese Disziplin ist ihm bis heute eigen. In den parlamentarischen Kommissionen geht er den vorliegenden Gesetzestexten detailliert auf den Grund. Und auch die Erfahrungen als Staatsratsmitglied wirken bis heute auf seine parlamentarische Arbeit nach: “Als Mitglied des Staatsrats erhält man einen tieferen und umfassenderen Einblick in die Gesetzestexte.” Die 18 Jahre seien eine hervorragende Schule gewesen, so Marcel Sauber im Rückblick.

Geblieben sei auch der Reflex, in den parlamentarischen Ausschüssen auf unglückliche Formulierungen oder dergleichen aufmerksam zu machen, schmunzelt Sauber. Oft zum Leidwesen seiner Kollegen, die eher dazu neigen, erst einmal abzuwarten, wie die Hohe Körperschaft auf ein Gesetzesvorhaben reagiert. Marcel Sauber zieht es vor, den Text sofort abzuändern, bevor er dem Staatsrat zur Begutachtung vorgelegt wird. Als intimer Kenner der Hohen Körperschaft, weiß er nämlich nur allzu gut, wann es Kritik setzt.

Trotz dieser akribischen Arbeitsweise, sei er eigentlich ein recht lustiger Mensch, gesteht Marcel Sauber, der sich nicht zu schade ist, um CD’s mit Witzen einzuspielen, um sie anschließend für wohltätige Zwecke zu verkaufen.

Zur Politik kam Marcel Sauber eher auf Umwegen. Nachdem er als Direktor der Fédération des Artisans jahrelang gekämpft hat, um die Forderungen des Mittelstands durchzusetzen, kommt er zur Überzeugung, dass er innerhalb des politischen Systems weitaus mehr für die mittelständischen Betriebe erreichen kann und wird politisch aktiv. 1984 kandidiert er zum ersten Mal bei den Parlamentswahlen, allerdings ohne Erfolg. Als er dann ein Jahr später in den Staatsrat berufen wird, nutzt er die Chance und analysiert die Gesetzestexte aus dem Blickwinkel des Mittelständlers.

Die eigentliche politische Karriere des Marcel Sauber beginnt erst etwas später: 2003 tritt er in der Abgeordnetenkammer an die Stelle des verstorbenen Willy Bourg. Zuvor hatte er aber schon politische Erfahrungen auf kommunaler Ebene gesammelt. 1988 gelingt ihm erstmals der Sprung in den Gemeinderat von Walferdingen. Von 1995 bis 2000 bekleidet er das Amt des Bürgermeisters.

Welches seiner drei Mandate nun das interessanteste ist, vermag Marcel Sauber nicht zu sagen. Als Gesetzgeber komme der Abgeordnetenkammer natürlich eine besondere Bedeutung zu, die parlamentarische Arbeit habe daher einen nicht zu unterschätzenden Reiz, meint der CSV-Politiker. Die Arbeitsweise des Staatsrats unterscheide sich grundlegend von der des Parlaments: “Die Mitglieder des Staatsrats arbeiten eher im Verborgenen, die Arbeit wird vom Gros der Bevölkerung kaum wahrgenommen“, erklärt Sauber. Die Kommunalpolitik habe hingegen den Vorteil, dass man schnell Resultate vorweisen kann: “Den gesamte Sportkomplex von Walferdingen konnten wir in nur 18 Monaten errichten“, erinnert sich Sauber nicht ohne Stolz an seine Zeit als Bürgermeister. Bei all seinen Ämtern setzt Sauber stets auf die gesunde Menschenkenntnis: “Bei allen politischen Entscheidungen habe ich stets versucht, mich in die Haut der Betroffenen hinein zu versetzen.” In all den Jahren ist ihm auch sein Engagement für den Mittelstand nicht abhanden gekommen. Mit Interesse verfolgte er die Debatten um das Einheitsstatut, bei denen sich besonders die Handwerkerverbände bis zuletzt zur Wehr gesetzt hatten. Sauber äußert Verständnis für ihre Bedenken. Personalintensive Sektoren wie das Handwerk bekommen die Auswirkungen des Einheitsstatuts besonders stark zu spüren, erklärt der ehemalige Direktor der Handwerkerföderation. Den Verbänden bescheinigt Sauber dabei eine gute Verhandlungsführung. Mit dem nun vorliegenden Kompromiss wird auch das Handwerk leben können, glaubt er.

Steckbrief: Marcel Sauber

Im Parlament seit: 11. März 2003.

Wahlbezirk: Zentrum.

Geboren am: 3. Mai 1939 in Echternach.

Wohnt in: Walferdingen.

Familienstand: verheiratet, zwei erwachsene Söhne, fünf Enkelkinder.

Beruf: Unternehmensprüfer und Wirtschaftsberater.

Parlamentarische Kommissionen: Finanzen (Vizepräsident), Mittelstand, Tourismus und Wohnungsbau, Institutionen und Verfassungsreform, Öffentliche Bauten.

Andere politische Mandate: Seit 1995 Mitglied im Gemeinderat von Walferdingen, zwischen 1995 und 1999 war er Bürgermeister.

Sonstige Aufgaben: Mitglied des Staatsrats von 1985 bis 1999, von 1999 bis 2001 Vizepräsident und von 2001 bis 2003 Präsident des Staatsrats.

Themen: Durch sein langjähriges Mandat beim Staatsrat ist sein Blick für gesellschaftspolitische Themen geschärft. Schwerpunktmäßig setzt er sich mit Wirtschafts- und Finanzfragen auseinander, ohne dabei den sozialen Aspekt aus den Augen zu verlieren. Auch die Landesplanung und Verfassungsfragen liegen Marcel aber sehr am Herzen.

Quelle Wort, 8. September 2007, Dani Schumacher