Ehe sie in die Abgeordnetenkammer wechselte, gehörte die RTL-Moderatorin Françoise Hetto-Gaasch wohl zu den bekanntesten Gesichtern der luxemburgischen Medienszene
Wort-Serie über die luxemburgischen Abgeordneten…
Über ihre politische Laufbahn macht sie sich keine Illusionen: Ohne ihren Bekanntheitsgrad säße sie nicht im Parlament. Allerdings glaubt sie, sich mittlerweile durch ihre Leistung bewährt zu haben.
1999 trat Françoise Hetto-Gaasch in ihrer Heimatgemeinde Junglinster bei den Kommunalwahlen an, um “verschiedene Dinge ändern zu wollen“, wie sie selbst sagt. Damals klappte es zwar mit dem Einzug in den Gemeinderat, allerdings verschlug es ihre Partei, die CSV, auf die Oppositionsbank. Und weil man dort überhaupt keinen Einblick in die Geschicke einer großen Gemeinde wie Junglinster erhalte, entschloss sich Hetto-Gaasch sechs Jahre später, das Bürgermeisterhandwerk erst einmal zu lernen, ehe sie zum ganz großen Sprung an die Gemeindespitze ansetzte.
Bei den Kommunalwahlen 2005 verbuchte die gelernte Sozialpädagogin nämlich die meisten Stimmen auf ihre Person. Dass sie dann doch zugunsten von Denis Dimmer auf den Bürgermeisterposten verzichtete, rief bei vielen Beobachtern Unverständnis hervor. Dabei habe man den Wählern doch im Vorfeld reinen Wein eingeschüttet, beteuert die amtierende Schöffin heute: Sollte sie als erste aus den Wahlen hervorgehen, wollte sie erst einmal zwei, drei Jahre lang eine Lehre absolvieren. Denn: “Ich bin eine ganz Gewissenhafte.” Mittlerweile scheint sie sich so gut in die Gemeindegeschicke eingearbeitet zu haben, dass der Wechsel ins Bürgermeisteramt unmittelbar bevorsteht.
Ganz gewissenhaft will Françoise Hetto-Gaasch auch ihre Rolle als Abgeordnete erfüllen, wobei sie gesteht, dass Fernand Boden sie eigentlich schon 1999 für die Parlamentswahlen habe aufstellen wollen. Besonders begeistert war sie von diesem Angebot nicht: “Damals hätten die Menschen mich bloß wegen meines Namens gewählt.” Fünf Jahre später habe ihr Bekanntheitsgrad bestimmt noch eine Rolle gespielt, aber immerhin habe sie sich in der Zwischenzeit auch als Kommunalpolitikerin einen Namen gemacht. Dennoch weiß die CSV-Politikerin: Als Nobody hätte sie es sicher nicht ins Parlament geschafft.
Umso entschlossener will Françoise Hetto-Gaasch diese Chance nutzen und sich durch Leistung bewähren. Obwohl die Anfänge in so manchem Ausschuss alles andere als ein Zuckerschlecken waren. “Da fühlt man sich schon etwas allein gelassen.” Doch diese Anfangsschwierigkeiten betrachtet die frisch gebackene Abgeordnete als Herausforderung, insbesondere wenn es um die gelegentlich sehr technischen Diskussionen im Wirtschaftsausschuss geht – nicht ihre erste Wahl, wie Hetto-Gaasch beteuert, aber: Man lernt enorm viel hinzu.
Die Bildungskommission ist dann schon eher nach ihrem Geschmack. Denn der Schulpolitik hat sich die zweifache Mutter mit Leib und Seele verschrieben. “Wenn wir nicht in die Bildung investieren, will ich nicht wissen, wie unsere Gesellschaft in 20 Jahren aussieht“, warnt die CSV-Abgeordnete. Die Reform des Schulgesetzes von 1912 dürfe jedenfalls nicht länger in Verzug geraten. Dass so mancher Bildungsminister sich daran in der Vergangenheit die Zähne ausgebissen habe, erklärt sich die Vizepräsidentin des Bildungsausschusses mit gewissen Berührungsängsten: “Niemand will es sich mit der Lehrerschaft verscherzen.“
Dabei kämen ständig neue Aufgaben auf diese zu, sodass eine Schulreform nicht um eine Reform der Lehrerausbildung herumkomme. Diese seien auf neue Lehrmethoden wie etwa das Teamteaching oder das differenzierte Unterrichten überhaupt nicht vorbereitet. Spannend wird sich nach Ansicht von Hetto-Gaasch auch die Neugestaltung des Sprachunterrichts gestalten. Dass angehende Schlosser oder Verkäuferinnen wegen einer schlechten Deutsch-Note ihren Abschluss nicht schaffen, leuchtet der Sozialpädagogin jedenfalls nicht ein.
Der Jugend widmet sich Françoise Hetto-Gaasch auch als Dirigentin des Jonglënster Jugendchouer. “Dort tanke ich Kraft“, meint die Abgeordnete, die sich als “richtiger Vereinsmensch” verstanden sehen möchte. Das bedeutet aber nicht, dass sie als Dauergast bei allen Dorffesten und Generalversammlungen zu finden ist. Der Wähler müsse schon Verständnis dafür haben, dass eine zweifache Mutter so viel Zeit einfach nicht aufbringen könne. Schließlich müsse Politik ja nicht unbedingt im Bierzelt gemacht werden.
Quelle: Wort, 18. August 2007, Joëlle Merges