Juristin aus Leidenschaft

Christine Doerner: Politik für den Menschen und mit den Menschen

Die Juristerei ist ihr Leib- und Magenthema: als Mensch, als Notarin, als Politikerin. Themen, die mit Rechtswissenschaft und Gesetzen zu tun haben, bevorzugt sie in der Kommunalpolitik ebenso wie in der Landespolitik. Daneben ist die Bettemburger Gemeinderätin, die überdies Präsidentin von CSF und CNFL ist, mit Fragen der Familien- und Frauenpolitik wohlvertraut.

Für Christine Doerner beginnt alles beim Menschen: der Beruf, mit dem sie verwachsen ist, ebenso wie die Politik. “Durch meine berufliche Tätigkeit sehe ich von der Wiege bis zu Bahre, was los ist. Die Menschen, die zu mir kommen, machen mich auf Probleme, auf Missstände aufmerksam”, sagt die Juristin, die es als Herausforderung betrachtet, diesen Dysfunktionen nachzuspüren und sie auf die politische Ebene zu heben.

Für sie gibt es daher auch keine Diskrepanz bei der Vereinbarkeit zwischen ihrem Beruf und der Politik. Eins gehe in das andere über. Denn etwas für die Menschen bewirken könne man nur in der Politik. “Und das politische Leben beginnt parteiintern”, so die Politikerin, für die sich die Frage der Partei nie stellte. Werte, Persönlichkeiten, die für diese Werte stehen, der nicht aggressive Politikstil, all das schätzt sie an ihrer Partei.

Ebenso wichtig wie das Menschliche ist für sie der Aspekt des Technischen in der Politik, mit anderen Worten: die Arbeit in den Kommissionen. Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch: “Die Kommissionen sind im Grunde das Forum, wo man technisch und politisch mitarbeiten kann. Denn eine politische Idee braucht Instrumente, und diese Instrumente bekommt man nur, wenn man in der Politik ist.”

Darüber hinaus sieht sie sich als Teamworkerin: “Für mich ist Politik eine Gruppe”, sagt sie und ist stolz, dass sie zusammen mit Kollegen eine ganze Reihe von Gesetzen zügig umsetzen konnte. Politik für die Menschen und mit den Menschen, so könnte man daher ihre Definition des Politischen bezeichnen.

Thematisches Steckenpferd der Notarin ist das konkrete Umsetzen einer neuen Sicherheit in Europa: “Für mich ist Sicherheit, sowohl die innere als jene innerhalb der EU, aufgrund der offenen Grenzen heute ein sehr wichtiges Thema.” Die Abgeordnete verweist auf die intensive Arbeit, die auf diesem Gebiet in diesem Jahr geleistet wurde. Ganz besonders mag sie dabei die europäische Dimension ihrer Arbeit.

Der Blick von Christine Doerner, die sich ebenso leidenschaftlich für die Juristerei wie für die Entwicklung der Werte in unserer Gesellschaft insgesamt interessiert, bleibt aber nicht an den aktuellen Themen der Politik haften. Zwei Sachverhalte interessieren sie ganz besonders: die langfristigen Veränderungen der soziopolitischen Verfasstheit einer Gesellschaft. “Nach rund fünfzig Jahren müssen sich die Gesetze anpassen, weil sie nicht mehr unserem Lebenswandel entsprechen”, hebt die Juristin hervor. Das gelte für die Verfassung “dem Baustein von allem”, der Veränderungen und vorsichtigen Anpassungen unterworfen sei ebenso wie für einzelne konkrete Themenbereiche. Hier nennt sie vor allem Ehe, Familie, Partnerschaft, Alterssicherung. Sehr am Herzen liegt ihr das Thema Rentensplitting. Im Grunde sieht die Politikerin darin eine Möglichkeit, nicht allein das Thema Krise zu bewältigen, sondern die Ehe als solche zu stärken. Das Splitting biete eine Absicherung für beide Partner und könne damit Ehe und Familie wieder attraktiv machen.

Mit großem Elan will die Süddeputierte demnächst ein neues politisches Thema angehen: die Feminisierung der Migration. Immer mehr Frauen würden alleine immigrieren. Das Thema Migration, das vor allem auf europäischer Ebene behandelt werde, umfasse nicht nur die Integration durch Familie, Heirat, Arbeit, Sprache und schließlich Nationalität. Letztlich, und hier schließt sich wieder der Kreis der gesellschaftspolitischen Auffassungen Christine Doerners, sei es auch an uns, sich zu integrieren, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Aus der Immigration entstehe eine neue Gesellschaft, in der beide Seiten Rechte und Pflichten hätten, die aber nur gemeinsam gestaltet werden könne.

Quelle: d’Wort, 1. August 2007, HORTENSE BENTZ