Der Metzgermeister aus Remich gehört zu den erfahrensten Parlamentariern am Krautmarkt
Die Wort-Serie über die luxemburgischen Abgeordneten …
Als Lucien Clement 1994 ins Parlament kam, war das wohl für ihn selbst die größte Überraschung. So ein richtiger Politiker wollte der Metzgermeister und Unternehmer nämlich nie werden. Doch er nahm die “neue Herausforderung Parlament” an. Und aus dem Seiteneinsteiger wurde ein Abgeordneter, der mittlerweile zu den erfahrensten Politikern auf der CSV-Bank am Krautmarkt zählt. Dabei blieb er sich und seinen Grundprinzipien stets treu.
Wenn Lucien Clement erzählt, wie er überhaupt zur aktiven Politik kam, dann sieht man unschwer, wie wenig seine Karriere mit einem von langer Hand vorbereiteten Masterplan zu tun hat. Der joviale Metzgermeister hatte via die Remicher Vereinswelt, sprich den lokalen Fußballclub erste Kontakte mit der Kommunalpolitik. In den 80er-Jahren wurde Clement Mitglied in der Sportkommission seiner Heimatgemeinde. An aktive Politik dachte er damals nicht. Der richtige Einstieg in die Kommunalpolitik erfolgte 1987. Eher unfreiwillig machte er bei den Wahlen mit. Sein gutes Resultat ebnete ihm dann den Weg in den Schöffenrat der Majorzgemeinde Remich, wo er bis 1994 saß.
Apropos 1994: Das war für Clement auch das Jahr der großen Politik. Dass es soweit kam, hat er einem Mann zu verdanken: Fernand Boden. Der langjährige CSV-Minister setzte alles daran, seinen Kandidaten Clement auf die CSV-Liste im Ostbezirk zu platzieren. Boden setzte sich im Waisenrat der Partei durch und überzeugte damals sogar Jean-Claude Juncker. So wurde Clement Kandidat. Boden lag richtig: Mit einem überaus ordentlichen Wahlresultat schaffte der Überraschungskandidat aus Remich den Sprung ins Parlament; als Ersatzmann für Boden selbst, der Minister im CSV/LSAP-Regierungsbündnis blieb.
“Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Schon gar nicht während der doch aufreibenden Wahlkampagne“, erzählt Clement, der sehr schnell lernen musste, mit welch harten Bandagen in der nationalen Politik gekämpft wird.
“Aufgrund meiner Berufserfahrung und meiner Interessenslage wollte ich nach meiner Wahl sofort im Agrarausschuss des Parlaments mitarbeiten. Das erwies sich allerdings als sehr schwierig. Da hat man als Neuer nicht alle Chancen“, erinnert sich der CSV-Mann, dem es, wie er sagt, relativ schnell gelungen ist, sich freizuschwimmen. “Dazu gehörte eine Menge Arbeit. Schließlich waren die Gepflogenheiten und Prozeduren in der Politik für mich Neuland“.
Seine Feuerprobe bestand Clement als Berichterstatter des Haushaltsplans für das Jahr 2000. “Das war eine Erfahrung, die mir politisch aber auch rein persönlich eine ganze Menge gebracht hat. Da habe ich in die Interna des Staates hineinblicken können“, sagt der langjährige Abgeordnete, der sich als Mitglied der Finanzkommission immer besonders für die Belange mittelständischer Unternehmen eingesetzt hat. “Da konnte ich nicht zuletzt auch eigene Erfahrungen in die Debatten einbringen“, meint Clement, der weiß, was es heißt, einen eigenen Betrieb zu führen. Immerhin tat er fast 30 Jahre genau das: Zusammen mit seinem Bruder leitete er ein bekanntes und darüber hinaus sehr erfolgreiches Metzgerunternehmen im Osten des Landes.
Probleme mit den etablierten Politikern habe er als Quereinsteiger keine gehabt, unterstreicht der CSV-Abgeordnete, dessen einfache und unkomplizierte Art auch von den politischen Gegnern geschätzt wird. Weil er so ist, wie er ist.
Mit Bedauern stellt Clement fest, dass sich das luxemburgische Parlament etwas unter Wert verkauft. “Es ist schade, wie wenig über all das an die Öffentlichkeit dringt, was hinter den Kulissen geschieht. Weil dem so ist, meine ich, dass leider eine ganze Reihe von Parlamentariern nicht den Zuspruch vom Publikum, also den Wählern bekommen, den sie eigentlich verdienen würden“, moniert der Abgeordnete, der sich eine Aufwertung des Kammerbetriebs im Sinne einer besseren Wahrnehmung wünscht. “Wobei ich weiß, wie schwierig es ist, nach außen hin zu vermitteln, was so an harter Arbeit in manchen Dossiers steckt”.
Eines von Clements Steckenpferden ist die territoriale Neuordnung des Landes. Er ist Mitglied der Kammerkommission, die sich unter dem Impuls von CSV-Fraktionschef Michel Wolter mit diesem heißen Eisen befasst. Clement gehört zu denen, die für eine umfassende und weitgehende Reform plädieren. “Damit die Gemeinden ihren Aufgaben in Zukunft überhaupt noch richtig nachkommen können, muss es zu einer Neuordnung der Finanzen und zu Fusionen kommen“, argumentiert Clement, der für die Einführung des Amtsbürgermeisters und die Abschaffung des “député-maire” einritt “60 Bürgermeister, die in der Lage sind, sich so um ihre Gemeinde und die Bürger zu kümmern, wie das sein sollte. Das ist doch ein Ziel, oder,” so der CSV-Mann. Für ihn dürfen die Reformen jedoch nicht über das Knie gebrochen werden. “Wir brauchen klare Vorgaben, damit wir in zehn oder zwölf Jahren dort ankommen können, wo wir hinsteuern wollen“, unterstreicht Clement.
Quelle: Wort, 28. Juli 2007, Marc Glesener