Kämpfen mit Argumenten

Aktiv statt reaktiv: Nancy Arendt mahlen die parlamentarischen Mühlen manchmal ein bisschen zu langsam; vor allem in der Familienpolitik, die sich möglichst an den wahren Bedürfnissen der Menschen orientieren sollte

Wort-Serie über die luxemburgischen Abgeordneten …

Mit Argumenten überzeugen. Das ist die politische Maxime von Nancy Arendt. Im Parlament setzt sich die CSV-Politikerin hauptsächlich für die Belange der Familie ein. So drängt sie auf Maßnahmen, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Die Politik muss den wahren Gegebenheiten in der Gesellschaft Rechnung tragen, so Nancy Arendt, die als ehemalige Top-Sportlerin weiß, dass man für seine Ziele kämpfen muss. Eben auch in der Politik.

Nancy Arendt hatte damit sozusagen ihre Feuerprobe im parlamentarischen Geschäft bestanden.

Wenn sich die Südabgeordnete erst einmal in ein Dossier eingearbeitet hat, geht sie, eigenen Aussagen nach, sehr zielorientiert vor. Das tut sie auch im Bereich Familienpolitik. “Wir müssen uns verstärkt um die Themen kümmern, die den Menschen am Herzen liegen, die ihren Alltag betreffen. Die Politik ist in meinen Augen oft zu reaktiv. Vor allem dann, wenn es um Gesetze und Reformen im gesellschaftlichen Bereich geht”, sagt die Politikerin. Sie weist in diesem Kontext auch darauf hin, wie rasch Finanzgesetze verabschiedet werden können, wenn Handlungsbedarf ausgemacht worden ist. Sozialreformen dagegen bräuchten gemeinhin mehr Zeit.

In der CSV-Fraktion ist Nancy Arendt seit Beginn der laufenden Legislaturperiode Ressortsprecherin für Kooperation. “Ein weites Themenfeld”, wie die Abgeordnete erklärt. Doch auch das geht sie konsequent an. Die Frage, ob man als relativer Neuling in der Politik denn überhaupt richtig ernst genommen wird, beantwortet die Volksvertreterin sehr diplomatisch. Natürlich gebe es Generationenkonflikte, doch ganz allgemein gebe es keine Akzeptanzprobleme. “Ich habe am Krautmarkt eigentlich nur gute Erfahrungen im Umgang mit den Kollegen gemacht”, so Nancy Arendt, die das ist, was man einen Quereinsteiger nennt.

Und die CSV-Frau macht keinen Hehl daraus, wie es mit ihrem Einstieg ins politische Geschäft gewesen ist. “Ich wurde mehrere Male von der CSV kontaktiert. Als der damalige Parteichef mich im Vorfeld der 94er-Landeswahlen anrief und mir einen Listenplatz anbot, sagte ich ja”, erzählt Nancy Arendt. Parteichef war damals Jean-Claude Juncker. Dass es den Parteien darum geht, Kandidaten mit einem gewissen Bekanntheitsgrad zu rekrutieren, dessen ist sich die Südabgeordnete bewusst. Für sie sei allerdings, wie sie klarstellt, “als Partei nur die CSV in Frage gekommen”.

Miteinander von Familie und Beruf besser vereinbaren

Auf Akzente, die sie setzen möchte, angesprochen, nennt Nancy Arendt ohne Umschweife Maßnahmen im Interesse junger Mütter. “Das Miteinander von Familie und Beruf muss besser funktionieren können”, so die Abgeordnete, die an die neuen Bedürfnisse der Familien im Zusammenhang mit Schulorganisation und Betreuungsmöglichkeiten erinnert. “Als beruflich aktive Mutter von zwei kleinen Söhnen versuche ich, meine Erfahrungswerte in die Politik einzubringen”, unterstreicht Nancy Arendt. Zu oft werden ihrer Meinung nach die Auswirkungen von gesetzlichen Bestimmungen auf junge Familien, vor allem aber auf Kinder und Jugendliche vergessen. Auf diese Punkte möchte sie aufmerksam machen.

Die allerersten Kontakte mit der Politik bekam Nancy Arendt vor gut 20 Jahren. Zur 30-Jahr-Feier der Rom-Verträge hatte Jacques Chirac Vertreter aus zwölf EU-Staaten nach Paris eingeladen. “Damals vertrat ich Luxemburg. Bei einer Art politischer Veranstaltung. Das hat mich irgendwie doch schon beeindruckt”, meint die CSV-Frau, die während ihrer aktiven Zeit als Schwimmerin und Triathletin sicher zu den bekanntesten Luxemburgerinnen überhaupt zählte.

Apropos Sport und Bekanntheit: Als Politikerin möchte Nancy Arendt eigentlich nicht immer als die Sportlerin von damals gesehen werden. Das kann man nachvollziehen. Auch wenn der Kämpfergeist geblieben ist und genau das an die Vergangenheit erinnert.

Quelle: Wort, 19. Juli 2007, Marc Glesener