Tripartiteabkommen 2006: 1000 zusätzliche Ausbildungsplätze – nur ein leeres Versprechen?

Schule, Lehre, Berufsausbildung …, der LCGB-Generalsekretär und CSV Abgeordnete Marc Spautz im Soziale Fortschrëtt

Wie jedes Jahr, so sind auch dieses Jahr im Juni Hunderte von Jugendlichen in den Abschlussklassen dabei, ihren Ausbildungsplatz zu suchen. Und wie auch fast jedes Jahr, wird der eine oder andere hier mit der Situation konfrontiert sein, dass er/sie auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz leider auf der Strecke bleiben.

Stichwort Ausbildungsplätze:

Im Rahmen der Tripartiteverhandlungen war von Seiten der Arbeitgeberverbände die Aktion 1000+ versprochen worden. 700 zusätzliche Ausbildungsstellen im Bereich des Handwerks und 300 in jenen Bereichen, die zur Handelskammer gehören. Dies war ein Versprechen, welches für das Ausbildungsjahr 2006/2007 gelten sollte. Wie aber sah das Resultat aus? Laut Aussagen der staatlichen Stellen konnte dieses Ziel nicht erreicht werden!

So haben bis Ende 2006 1.348 Jugendliche und 474 Erwachsene eine Lehre begonnen, was in absoluten Zahlen einen Anstieg der abgeschlossenen Ausbildungsverträge gegenüber 2005 entspricht. Außer acht lassen darf man aber bei diesen Zahlen nicht, dass es 2006 auch zu einem massiven Anstieg der Lehrlingssuchenden kam. Des Weiteren wurden neue Ausbildungswege ins Leben gerufen, wie “le gestionnaire qualifié en logistique” und “l’auxiliaire de vie”, was zu einem “natürlichen” Anstieg der angebotenen Ausbildungsplätze führte. Im gleichen Zeitraum waren noch 195 Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle, während 185 angebotene Stellen nicht besetzt werden konnten.

Dieses Zahlenmaterial lässt dann auch die Schlussfolgerung zu, dass die Aktion der Arbeitgeberverbände nicht von Erfolg gekrönt war. Es wäre darum wünschenswert, wenn zumindest dieses Jahr die im Jahre 2006 versprochenen zusätzlichen Lehrstellen zur Verfügung gestellt würden. Und dies nicht nur im Interesse der suchenden Auszubildenden, sondern auch im Eigeninteresse der Betriebe.

So werden ja in letzter Zeit immer wieder Stimmen laut, die bemängeln, dass in Luxemburg keine adäquaten ausgebildeten Leute zu finden seien, dies vor allem auch im Industriebereich. Wer aber von den Betrieben, die händeringend nach Facharbeitern suchen, bildet aus? In genügender Anzahl? Heute in Ausbildung investieren, heißt auch in die Zukunft des eigenen Betriebes investieren.

Aber nicht nur die Betriebe stehen in der Pflicht. Auch die Schule hat ihre Verantwortung zu übernehmen. Eine Verantwortung, der sie aber anscheinend immer weniger gerecht wird.

Stichwort Schule:

So verlassen Jahr für Jahr immer mehr Jugendliche die Schule ohne Abschluss. Ohne schulischen oder beruflichen Abschluss! Dies kann und sollte kein Land akzeptieren, welches darauf angewiesen ist, dass seine zukünftigen Arbeitnehmer gut ausgebildete Leute sein sollten. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass schon mehrere internationale Studien uns diesen Spiegel vorgehalten haben. Doch außer schönen Sonntagsreden ist bisher wenig geschehen!

Hinzu kommt, dass völlig zu Recht immer mehr Betriebe sich aus der Ausbildung verabschieden, da eben die schulischen Grundvoraussetzungen der zukünftigen Lehrlinge nicht mehr stimmen! Man sollte eigentlich davon ausgehen können, dass mit dem Abschluss einer neunten Klasse zumindest Grundkenntnisse in Rechnen und Schreiben vorhanden sein sollten. Dies ist aber leider nicht der Fall.

Deshalb die Forderung nach einer Neuorientierung in der Schule, der Forderung, dass das nötige Basiswissen auch vermittelt wird, damit Betriebe ausbilden können. Aber auch die Forderung an die Betriebe, mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen, damit jene, die eine Lehrstelle suchen, bereit sind zu lernen, auch die Möglichkeit erhalten, dies tun zu können.

Marc Spautz, LCGB-Generalsekretär

Quelle: Soziale Fortschrëtt, Juni 2007 // www.lcgb.lu