Gilles Roth wird heute als neuer Abgeordneter am Krautmarkt vereidigt
d’Wort: Als Vize-Präsident des Syvicol und als Vorsitzender der “Chrëschtlech-sozial Gemengeréit” sind Sie bestens mit den Herausforderungen vertraut, die die Gemeinden heutzutage meistern müssen. Kann man davon ausgehen, dass Sie sich in Ihrer Arbeit als Abgeordneter in erster Linie mit kommunalpolitischen Dossiers befassen werden?
Mein Hauptaugenmerk wird neben der Finanz- und Steuerpolitik, wo ich meine berufliche Erfahung einbringen möchte, jenen politischen Themen gelten, die direkt oder indirekt das Leben in den Gemeinden beeinflussen. Dazu gehört die Landesplanung mit der territorialen Reorganisation des Großherzogtums, die derzeit im parlamentarischen Sonderausschuss behandelt wird. Dazu zählen aber auch Themen wie die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, oder der “pacte logement” von Wohnungsbauminister Fernand Boden. Daneben sollte auch die Energiepolitik in verstärktem Maße zu einem Thema auf kommunalpolitischer Ebene avancieren. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Staat und Gemeinden ist meiner Meinung nach unerlässlich, wenn wir dieser Thematik den ihr zustehenden Platz im alltäglichen Leben einräumen wollen. Ich könnte mir beispielsweise eine Art Energiepakt zwischen kommunaler und nationaler Ebene vorstellen, um eine angemessene Beratung und Förderung im Bereich der erneuerbaren Energiequellen zu gewährleisten.
d’Wort: Kommen wir zurück zum “pacte logement”, wo den Gemeinden eine besonders bedeutende Rolle zukommt. Kann mit dem Maßnahmenpaket von Minister Boden die Schieflage am Wohnungsmarkt begradigt werden?
Nach meinem Dafürhalten ist der Wohnungsbaupakt, den der Staat mit den Gemeinden eingehen will, ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Der “pacte logement” ist so ausgerichtet, dass das Angebot an Bauland gesteigert und der Spekulation mit Grundstücken Einhalt geboten werden kann. Damit der Wohnungsbaupakt seine Wirkung in vollem Umfang entfalten kann, bedarf es jedoch umkomplizierter Gesetzgebungen und Prozeduren. Diese Feststellung gilt im Übrigen aber nicht nur für den “pacte logement”.
d’Wort: Sie werden wie Ihr Vorgänger François Maroldt der Bildungskommission des Parlamentes angehören. Welche Schwerpunkte sehen Sie in der Schulpolitik?
Nun, die Schulpolitik gehört auch zu jenen Bereichen, wo sowohl der Staat als auch die Gemeinden ihren Teil Verantwortung tragen. Was nun die inhaltliche Ausrichtung anbelangt, plädiere ich für ein Bildungssystem, in dem jeder Schüler eine echte Chance erhält. Das bedeutet, dass ein großer Wert auf die individuelle Betreuung gelegt werden muss. Schwächen müssen ausgemerzt und Stärken gefördert werden. Das bedeutet auch, dass Angebot und Standards landesweit einem vergleichbaren Niveau entsprechen. Außerdem muss das Schulwesen so organisiert und ausgerichtet werden, dass Eltern, Lehrer und Schüler partnerschaftlich miteinander umgehen.
Interview: Marc Schlammes
Quelle: d’Wort vom 24. April 2007