Wort-Interview mit Landesplanungsminister Jean-Marie Halsdorf
d’Wort: Herr Minister, das europäische Beobachtungs-Netzwerk Espon liegt Ihnen auch persönlich sehr am Herzen. Was bringt es dem Bürger?
Vor 1999 hatten wir in Europa kaum verlässliche Daten zur Raumordnung. Dies haben wir 2002 mit der Lancierung von Espon geändert. Wir können unsere Politik nun wissenschaftlich untermauern. Und die Escher Beobachtungsstelle liegt mir in der Tat auch persönlich sehr am Herzen. Aber auch Luxemburg – und Esch – profitieren davon.
d’Wort: Inwiefern?
Schon jetzt gibt es Vorlesungen an der “Uni Lëtzebuerg”. Und im kommenden akademischen Jahr wird ein Masterprogramm über Raumentwicklung angeboten. Weitere Synergien sind möglich. Und politisch profitieren wir natürlich von dem Wissensoutput des Netzwerks.
d’Wort: Luxemburg will sich ja als Kompetenzzentrum für Raumordnung in Europa etablieren …
Dies trifft zu. Und ich denke, dass wir auch bereits Kompetenz besitzen und also auch Input liefern können. Das IVL ist wegweisend. Auch in und für Europa. Und nicht zu vergessen für die Großregion, in der wir uns befinden. Auch hier kann Espon interessante Zoomings liefern, die uns großregional weiterbringen. Das Projekt zeigt, dass Luxemburg zwar die Großregion, aber die Großregion eben auch Luxemburg braucht.
d’Wort: Zurück zum politischen Ansatz: Was versprechen Sie sich von den Escher Resultaten?
Ich verspreche mir, dass wir die Ansätze “von oben” und “von unten” besser miteinander verbinden können. Und es wird uns helfen, die territoriale, soziale und wirtschaftliche Kohäsion miteinander harmonisch zu verbinden. Espon wird uns einen klaren politischen Mehrwert liefern, den wir noch gar nicht abschätzen können. Nicht zuletzt auch für die Wettbewerbsfähigkeit der Union.
d’Wort: Ist Espon in Ihren Augen unter- bewertet?
Die Beobachtungsstelle verdient jedenfalls mehr Anerkennung. Gerade von politischer Seite. Ich werde mich auch persönlich dafür einsetzen, dass das Netzwerk weiter ausgebaut wird. Aber schon jetzt möchte ich die positive Rolle der Europäischen Kommission hervorheben.
d’Wort: Was ist aus Ihrer Sicht denn das Neue an Espon?
Zum ersten Mal wird das europäische Territorium ganzheitlich gesehen. Sogar über die Grenzen der EU hinaus. Auch die Schweiz und Norwegen sind mit dabei.
d’Wort: Ist die Landesplanung in Europa noch zu national und einseitig geprägt?
Beides trifft zu. Die integrativen, vernetzten und transnationalen Ansätze sind noch nicht im politischen Mainstream angekommen. Die Politik denkt noch zu oft in schwerfälligen, alten Kategorien. Ich hoffe, dass Espon II auch hier zu einem territorialen Bewusstseinswandel führen kann.
d’Wort: Haben Sie dennoch Verbesserungsvorschläge?
Gerade bei Pionierprogrammen muss immer nachgebessert werden. Wir brauchen etwa eine bessere Kommunikation, mehr Nutzerfreundlichkeit und auch mehr Espon-Kontaktpunkte gerade in den neuen EU-Mitgliedsstaaten. Auch bei der thematischen Flexibilität, den Synergien und den vergleichbaren Daten gibt es noch Verbesserungsbedarf.
d’Wort: Dennoch sieht Ihre Espon I-Bilanz positiv aus?
Auf alle Fälle: Espon I ist ein großer Erfolg. Mein Dank und Respekt gilt allen Mitarbeitern.
Quelle: d’Wort vom 22 März 2007