Internationaler Frauentag – nicht mehr notwendig?

Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Entlohnung … Für den LCGB-Generalsekretär und CSV Abgeordneten Marc Spautz ist eine gezielte Chancengleichheitspolitik weiterhin notwendig

Wenn am 8.März der Internationale Frauentag begangen wird, dann wird der Eine oder Andere respektiv auch die Eine oder Andere sich die Frage stellen, ob ein solcher Tag überhaupt noch notwendig ist.

Die Antwort darauf lautet: Ja. Auch wenn man nicht mit allen Vorschlägen einverstanden ist, die von Seiten der Frauenverbände kommen, so ist dennoch nicht zu leugnen, dass noch vieles im Argen liegt. Erwähnt sei nur die Gewalt gegen Frauen und Mädchen, der Frauenhandel oder auch die ständig zunehmende Verarmung von Frauen.

Aber auch in der Arbeitswelt kann noch nicht von Chancengleichheit gesprochen werden.

Stichwort Vereinbarkeit Familie und Beruf: Bereits im Jahre 2002 hatten die LCGB-Frauen auf ihrer Frauenkonferenz eine Resolution verabschiedet, welche endlich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einforderte. Dass wir auch heute noch 2007 über dieses Thema diskutieren, zeigt, dass trotz aller Fortschritte und Entwicklungen noch weiter Anstrengungen unternommen werden müssen.

Mit den “maisons relais” wurde auch ein Konzept entwickelt, welches es den Eltern erlaubt Familie und Beruf besser zu verbinden. Die Anstrengungen, die Regierung und Gemeinden hier unternommen haben, um mehr Kindertagesstättenplätze zu schaffen, sind begrüßenswert, müssen jedoch weitergeführt werden, damit im ganzen Land flächendeckend solche Möglichkeiten angeboten werden können und nicht nur in den Ballungsgebieten.

Stichwort unterschiedliche Löhne: Seit der Untersuchung im Rahmen einer europäischen Initiative, die auch in Luxemburg stattfand, ist statistisch bewiesen, dass Frauen und Männer unterschiedlich entlohnt werden. Dass Unterschiede nach Sektoren, nach der Qualifikation, nach Kollektivertrag, … bestehen, ist noch nachvollziehbar. Dass aber die Feststellung gemacht wurde, der statistische Unterschied nach dem “Herausrechnen” der Faktoren wie Karriereunterbrechung, verschiedenartige Sektoren, Alter, Ausbildung, … noch ein Unterschied von 12 Prozent bestehen bleibt, ist Grund genug zumindest einmal im Jahr – am Internationalen Frauentag – daran zu erinnern, dass noch nicht alles im Lot ist.

Vor allem in diesem Bereich sind auch die Gewerkschaften gefordert. Innerhalb der Tarifverhandlungen ist in Zukunft noch viel stärker darauf zu achten, dass keine diskriminierenden Elemente vorhanden sind. Die einzelnen Bewertungssysteme müssen auch unter diesem Aspekt analysiert werden. Aufgabe muss es aber auch sein den Einzelnen für diese Fragestellungen zu mobilisieren respektive überhaupt sein Interesse zu wecken. Dies wird aber nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen: Männer wie Frauen.

Aber nicht nur in der Arbeitswelt selber, sondern bereits in der Schule und bei der Berufswahl muss angesetzt werden. Nicht erst seit PISA ist gewusst, dass Mädchen bessere schulische Resultate bringen. Hier besteht also Chancengleichheit: Sie haben gute schulische Noten, haben also den Zugang zu einer guten Ausbildung – zumindest theoretisch. Praktisch muss man leider feststellen, dass junge Frauen und Mädchen sich auch heute noch auf die sogenannten traditionellen Frauenberufe konzentrieren.

Und hier muss angesetzt werden. Denn wenn man diese traditionelle Auswahl von Berufen nicht aufgebrochen bekommt, wird es auch sehr schwierig sein, die unterschiedlichen Bezahlungen zu unterbinden. Je mehr Männer und Frauen zusammen in den einzelnen Wirtschaftsbereichen und Berufen arbeiten, umso geringer sind, respektive werden, die Lohnunterschiede.

Aus all diesen Überlegungen heraus, ist dann auch ersichtlich warum ein Internationaler Frauentag seine Berechtigung hat, warum auch eine gezielte Chancengleichheitspolitik noch immer notwendig ist.

Quelle: Soziale Fortschrëtt, März 2007

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