Innovation durch Führungsstärke und entschlossenes Handeln

Ausser seinem Reservoir an Humanressourcen verfügt Europa über keine der Rohstoffquellen über die eine dynamische Wirtschaft verfügen muss. Eine Freie Tribüne von Marcel Oberweis und Marco Schank

Oberweis.jpgSchank.jpgDie Lissabon-Strategie hat die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union aufgerufen, durch entschlossenes Handeln den gewünschten Forschungs- und Innovationsraum zu schaffen, damit der Wissensvorsprung unserer Wettbewerbskonkurrenten verringert wird. Es ist weitestgehend gewusst, Europa verfügt über keine nennenswerten Rohstoffquellen, über die eine dynamische Wirtschaft verfügen muss.

Hingegen gibt es ein außergewöhnliches Reservoir an Humanressourcen. Hunderte Universitäten, tausende Forscher und hunderttausende Studenten aller Fachrichtungen sind aufgerufen, das benötigte Wissen bereit zu stellen, damit die Gesellschaft innovative Schritte durchführen kann. Nur so können wir den gefragten Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit mit Mut, Macht und Zuversicht begegnen.

Luxemburg stellt sich ebenfalls diesem Prozess, wenn auch mit bescheideneren Mitteln als seine europäischen Nachbarn. Hier insbesondere durch die Schaffung der Universität Luxemburg und die Forschungsstätten u.a. CRP Gabriel Lippmann und CRP Henri Tudor. Neben diesen Lehr- und Forschungsinstituten spielen der “Fonds National de la Recherche” und die “Lux-Innovation” weitere wichtige Rollen, jedoch mir spezifischen Schwerpunkten. Durch die langfristig vom Ministerium für Hochschule und Forschung ausgerichtete Forschungsstrategie müssen wir uns, angesichts des finanziellen Handlungsraumes, auf verschiedene Schlüsselgebiete konzentrieren.

Um diese Forschungsaufgaben von staatlicher Seite aus zu unterstützen, wurde der Anteil des Forschungshaushaltes auf 0,44 % des Bruttoinlandproduktes (BIP) – 140 Millionen € – für das kommende Jahr festgelegt, dies gegenüber 0.38 % im Jahr 2006. Seit dem Jahr 2000 liegt ein Wachstum von nahezu 300 % vor. Diese staatlichen Ausgaben reihen sich in die Lissabon-Strategie ein, nach welcher der öffentliche Anteil an der Forschung sich auf 1 % und derjenige aus der Privatwirtschaft auf 2 % bis 2010 erhöhen soll, derweil liegt Luxemburg bei 1,93 %.

Durch die Bereitstellung der finanziellen Beträge werden wir die benötigte “masse critique” erschließen, welche uns erlaubt, technologische Spitzenleistung zu erbringen, dies durch eine enge Verzahnung zwischen Lehre und Forschung sowie der Unternehmen. Die Verlegung von zwei Fakultäten der Universität Luxemburg in die “Cité des Sciences” nach Esch-Belval stellt die erste Etappe dar, die Niederlassung der Forschungsstätten und von “start up” sowie “spin off” wird eine zügige Umsetzung von Wissen in Produkte veranlassen.

Innovationspolitik für die Klein- und Mittelunternehmen

Bei näherer Betrachtung der Innovationspolitik der vergangenen Jahre erkennt man, dass Luxemburg mit Bravour den Wandel von der eher industriell ausgeprägten Wirtschaft hin zur Telekommunikations- und Dienstleistungsgesellschaft geschaffen hat. Das Industriestandbein, welches jedoch einem Mutationsprozess unterworfen ist, wurde nicht vernachlässigt. An dieser Stelle soll hervorgeheben werden, dass die europäische Wirtschaft hauptsächlich aus Klein- und Mittelunternehmen (KMUn) besteht. Und um diesen wichtigen Wirtschaftszweig zu unterstützen und ihn für die dringenden Aufgaben vorzubereiten, hat die Europäische Kommission 4,8 Milliarden € bereitgestellt. Weitere 3,6 Milliarden € dienen der Erhöhung des Wettbewerbs.

Den in Europa noch verbliebenen Industrieunternehmen sowie die Klein- und Mittelunternehmen müssen wir die nötige Hilfestellung geben, um neue Märkte zu erobern und sich im regionalen, europäischen und globalen Wettbewerb zu behaupten. Die laufenden Innovationsinitiativen werden sich als Motor für die dynamische Entwicklung entfalten. Hierzu werden die unterschiedlichen Formen der Innovation gezählt u.a. der schnellen Übergang von der Forschung und Entwicklung hin zur Produktion, die Anpassung der lokalen Produktionsprozessen an den technologischen Fortschritt sowie der auf eine effiziente Logistik gestützte Aufbau von performanten Vermarktungsstrukturen. Der von der EU-Kommission vorgelegte Plan zur Schaffung des europäischen Forschungsraumes dient als ein wichtiges Gestaltungsinstrument.

Bedingt durch die breite Diskussion zum anstehenden Klimawandel steht die Forschung und Entwicklung von Umwelttechnologien an vorderster Front des technischen Wandels, ebenso die Nutzung der erneuerbaren Energien. Die Biotechnologie, die Nanotechnologien, der Medizinbereich und die Informations- & Telekommunikationstechnologien sind weitere Elemente des Innovations- und Erneuerungsprozesses, welches uns nur gelingen kann, wenn die Universität Luxemburg sich hier einbringt.

Die ehrgeizigen Ziele erreichen wir, wenn wir außer in Maschinen und Hallen, auch in die “grauen Zellen” der Menschen investieren. Hier sind die Bildungssysteme, dies in der vertikalen Struktur von der Primärschule über die Universität hin zu den Forschungsstätten und Unternehmen, die Hauptträger der Innovation.

Die sich aufdrängende Neuausrichtung der beruflichen Ausbildung wird hier sicherlich ihre Früchte erbringen, wir werden die Jugend in einem frühen Stadium für die technologische Welt begeistern müssen. Die modular aufgebaute Berufsausbildung liefert den Rahmen, in welchem sich verschiedene Ausbildungsmodelle einfärben lassen. Von hohem Interesse in diesem Wissensvermittlungsprozess sehen wir die Lehrenden auf den verschiedenen Ebenen, sie stellen in unseren Augen ohne Zweifel das wichtigste Glied dieses Prozesses dar.

Dazu gesellt sich auch die lebensbegleitende Weiterbildung, welcher ein hoher Stellenwert in der Wissensgesellschaft beigemessen werden muss. Immerhin stellen das Wissen und die Motivation der Mitbürger die Voraussetzung für den gemeinsamen Erfolg der innovativen Wirtschaft dar. Es obliegt somit den politischen Parteien, sich durch entschlossenes Handeln in diesen breit angelegten Innovationsprozess einzuklinken.

Marcel Oberweis, Marco Schank, CSV Abgeordnete, 18. Dezember 2006