Der Gesetzvorschlag, mit dem die aktuelle rot-weiss-blaue Nationalflagge durch eine « Roude Léiw » – Fahne ersetzt werden soll, hat eine breite Diskussion in Luxemburg entfacht
Michel Wolter, CSV Fraktionspräsident im LCGB-Organ “Soziale Fortschrëtt”, November 2006
Neben viel Zuspruch wird meine Initiative durchaus auch kritisiert, wogegen man nichts zu haben braucht.
Die heraldischen Details sind an dieser Stelle weniger wichtig. Ob die ältesten Luxemburger Wappen, mittelalterliche Kriegsstandarten und ähnliches nun bereits einen Löwen trugen, oder lediglich gestreift waren, spielt eigentlich keine Rolle. Tatsache ist: der Identifikationsgrad mit dem “Roude Léiw” ist heute einfach höher, als mit unserer dreistreifigen Flagge. Der Löwe ist erkennbarer als die Trikolore, und er würde unserer Nationalflagge eine Einzigartigkeit verleihen, die von der Trikolore nicht bewirkt werden kann.
Würde eine Umstellung auf den “Roude Léiw” Unsummen kosten? Natürlich nicht! Schließlich haben wir keine Million Flaggen quer durch Luxemburg auf Lager, und eine Flagge kostet nun wirklich nicht die Welt. Die ganze Operation würde sich in einem finanziellen Rahmen abspielen, den man, in Euro gerechnet, kaum bemerken würde. Die Kosten einer Umstellung auf den “Roude Léiw” können also kein Argument sein.
Hat die Politik nichts Wichtigeres zu tun? Natürlich hat sie das. Sie tut es ja auch. Es ist beileibe nicht so, dass die nationale Politik zum Erliegen gekommen wäre, seit über den “Roude Léiw” diskutiert wird. Dieser Vorschlag hat überhaupt keinen Einfluss auf den Lauf der politischen Geschäfte, und er wird auch keinen haben. Der Text eines möglichen Gesetzes steht, er befindet sich in der parlamentarischen Prozedur, und gegebenenfalls kommt er zur Abstimmung. Wenn das so ist, und eine Mehrheit dem Vorschlag zustimmt, werden die Flaggen ausgewechselt. Mehr passiert nicht – über die kommenden Monate gerechnet, wird das ganze Unterfangen bestenfalls den einen oder anderen Arbeitstag in Anspruch nehmen. Wir haben uns in der Vergangenheit schon mit Initiativen beschäftigen müssen, die weniger sinnvoll und dennoch wesentlich arbeitsintensiver waren.
Und dann war da noch die Verwechslungsmöglichkeit mit der Flagge der belgischen Provinz Luxemburg. Dagegen wird nichts zu machen sein: schließlich gehörte die Provinz zum Herzogtum Luxemburg, und der Löwe ist eigentlich unserer. Nur tritt eine belgische Provinz im Unterschied zu einem souveränen Staat nicht international auf. Deswegen ist auch das Risiko, dass der Luxemburger “Roude Léiw” vor den europäischen Institutionen, der UNO oder der NATO mit dem der belgischen Nachbarprovinz verwechselt wird, wohl ein sehr theoretisches.
Was bleibt, ist am Ende der Wunsch der Luxemburger, an ihrer aktuellen Flagge festzuhalten oder eher dem “Roude Léiw” den Vorzug zu geben. Die ersten Reaktionen aus der Bevölkerung sind in dieser Hinsicht mehr als deutlich.
Michel Wolter