Über die Zukunft des Landes diskutieren

Marco Schank im Télécran-Interview. Der neue CSV-Generalsekretär will die Partei-Basis mehr zur Mitarbeit ermuntern

Uli Botzler: Ist es nicht ein Irrtum, wenn auf einen Mann als CSV-Generalsekretär wieder ein Mann folgt, zumal der Posten des Partei-Vorsitzenden in Männerhand ist?

Marco Schank: Artikel 82 unserer Parteistatuten sieht eine starke Frauenquote vor. Die erfüllen wir aber auch mit zwei Vizepräsidentinnen. Ich verweise im Übrigen darauf, dass sich in drei von vier CSV-Bezirken so eben erfolgreich Frauen um das Amt der Vorsitzenden beworben haben. Das sind im Osten Octavie Modert, im Zentrum Martine Stein-Mergen und im Norden Marie-Anne Thommes.

Welche Erfahrung als Parteiarbeiter bringen Sie mit?

Als Bezirkspräsident im Norden habe ich drei Mandatsperioden, also sieben Jahre lang, die Arbeit mit der Basis bereits kennen gelernt. Meine Erkenntnisse aus der Zeit werde ich als Generalsekretär gerne umsetzen. Ich will gute und innovative Ideen einbringen. Daher habe ich auch meine Kandidatur gestellt.

Wie gehen Sie die neue Aufgabe an?

Ich weiß, dass es nicht einfach ist, die Leute zum Mitmachen zu bewegen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir als CSV bei wichtigen Themenfeldern wie Mobilität, Klimaschutz, Schule, erschwinglicher Wohnraum die Menschen dafür gewinnen können, mitzudiskutieren. Die wahlkampferprobte Aktion “CSV on Tour” wird im Frühjahr 2007 wieder anlaufen. Als erstes werde ich mich aber auf den Weg machen, um mit den Verantwortlichen in den Bezirken zu diskutieren.

Denkfabrik CSV

Wie soll das konkret laufen?

Am wichtigsten erscheint es mir, in einer richtigen Volkspartei mit über 10000 Mitgliedern getreu dem Motto des Grundsatzprogramms “Jidder Eenzelnen zielt” die Basis zu ermuntern, mitzuarbeiten. Die Mitglieder wollen mit uns über die Zukunft des Landes diskutieren. Das spürt man immer wieder im Kontakt mit der Basis. Ihr Know-How darf nicht brach liegen. Besonders unsere Jugendorganisation soll ihre Rolle besser ausfüllen. Ich kann mir vorstellen, dass wir als CSV verstärkt auch die jungen Mitglieder, die im Ausland studieren, in Debatten einbinden. Oder beim Thema Erziehung und Schule all die Eltern und Lehrer, die der Partei nahe stehen. Zudem geht es mir darum, das ökologische Profil der Partei zu schärfen. Die CSV soll, wie Parteipräsident Biltgen sagt, zur besten Denkfabrik des Landes werden. Ich werde versuchen, dazu die nötigen Grundlagen zu schaffen.

Was kann die CSV von Ihnen erwarten?

Eine meiner Stärken ist, den Leuten zuzuhören und daraus Politik zu gestalten.

Sehen Sie sich als Konsenskandidat?

Das ist ein Begriff, der so in der Zeitung aufgetaucht ist. Ich kann damit nicht viel anfangen. Ich nehme aber an, dass es bedeuten soll, dass meine Kandidatur von vielen Leuten getragen wurde.

Warum muten Sie sich zu Ihren Aufgaben als Nordabgeordneter, Bürgermeister von Heiderscheid, Präsident des ONT und des Naturpark Obersauer noch eine zusätzliche zeitraubende Arbeit zu?

Solange die viele Arbeit mit positivem Stress verbunden ist, gefällt mir das, spornt mich sogar an. Würde ich es jemals als negativen Stress empfinden, müsste ich umdenken. Aber das ist im Moment nicht der Fall.

Zwei ehemalige Generalsekretäre sitzen in der Regierung. Spekulieren Sie darauf, dass der Posten auch Ihnen zu hohen Würden verhelfen wird?

Nein. Mir liegt in erster Linie daran, meine Partei und unsere Gesellschaft positiv weiterzubringen.

Ihre Stärken haben Sie jetzt beschrieben. Welche Schwächen haben Sie denn?

Ungeduld. Wenn ich merke, dass ich mit einer Sache nicht vorankomme, wende ich mich schon mal einer anderen Aufgabe zu, um etwas Konkretes bewirken zu können. Das gibt mir dann wieder Schwung. Da ist es von Vorteil, auch Kommunalpolitiker zu sein. Auf der Ebene kann ich selbst Dinge umsetzen, die ich auf nationaler Ebene versuche, anzuschieben, beispielsweise die Verwendung regionaler Produkte aus Richtlinienanbau in den Schulküchen. In meiner Gemeinde ist das schon der Fall. Im Parlament ruht mein entsprechender Gesetzesvorschlag in der Schublade, bis dem Thema nationale Beachtung geschenkt wird.

Quelle: Télécran, 25. Oktober 2006, Uli Botzler