Tripartite, Beschäftigung, Reformen im Schulbereich und vor allem die Reform der Berufsausbildung. Der CSV Abgeordnete Marc Spautz über die anstehenden sozialpolitischen Aufgaben
Nun ist es wieder soweit: D’Rentrée as do! Und wie fast jedes Jahr im Herbst stehen zumindest auf der politischen Ebene schwierige Entscheidungen vor der Tür. Herausgegriffen seien hier an dieser Stelle nur mal die Schul- und Arbeitsmarktpolitik.
Zur Schulpolitik: Unter dem Motto “eine Schule für alle, eine Zukunft für jeden” hat die zuständige Ministerin ihre “Rentrée” eingeläutet. Ganz richtig wurde dort erkannt, dass unser Arbeitsmarkt immer weniger unqualifizierte Stellen anbietet, so dass ein Hauptziel sein muss, die Schüler so zu qualifizieren, damit sie für ihr späteres Leben in der Arbeitswelt gewappnet sind. Dies verlangt in unserer sich ständig wandelnden Welt und auch der sich geänderten Zusammensetzung unserer Bevölkerung auch von der Schule stetige Anpassungen.
So stehen hier die Gesetze über den Vor- und Primärschulunterricht von 1912 und die Reform der Ausbildung von 1945 zur Diskussion. Und hier werden dringend Reformen benötigt!
Stichwort Schulgesetz von 1912: Es kann in unserer heutigen Zeit einfach nicht sein, dass die Gemeinden weiterhin autonom über die Nominierung vom Lehrpersonal entscheiden, ohne die nationale Begebenheit zu berücksichtigen. Resultat dieses Entscheidungsprozesses ist nämlich, u.a. dass in fast allen Gemeinderäten kurz vor der allgemeinen Sommerpause unwürdige Abstimmungen stattfinden oder, dass gerade jenen Gemeinden, die dringend ausgebildetes Personal benötigen, dieses nicht erhalten, da geeignete Kandidaten dort nicht lehren möchten!
Stichwort Reform der Berufsausbildung: Hier wird die dringend benötigte Anpassung an die heutige Zeit vorgenommen. Jedoch muss aufgepasst werden, dass nicht ein Zuviel an staatlicher Vorgabe den eigentlichen Partner, sprich die Betriebe, verprellt mit den Risiken und der Konsequenz, dass diese sich aus der Ausbildung zurückziehen. Primäre Aufgabe der Schule ist es, hier den zukünftigen Auszubildenden jenes Mindestwissen zu vermitteln, das sie benötigen, um überhaupt eine Ausbildung in einem Betrieb beginnen zu können.
Stichwort Tripartiteabkommen und Arbeitsmarkt. Hier ist mit der Ausarbeitung der Gesetzesvorlage zum Erhalt in Arbeit manches vorgesehen, was in die richtige Richtung geht. Es wird in Zukunft versucht werden, es nicht mehr zu Entlassungen kommen zu lassen, indem die Arbeitnehmer zusammen mit den Arbeitgebern alles daran setzen, sei es die Arbeitnehmer auf andere Stellen im Betrieb oder auch ausserhalb zu vermitteln. Das Prinzip des Lifelonglearning wird dann auch hier – hoffentlich – seine Anwendung finden.
All diese Massnahmen, die von Seiten des Arbeitsministeriums nun in eine Gesetzesvorlage gebracht und von den Sozialpartnern mit ausgehandelt worden sind, können aber nur Resultate zeigen, wenn die Luxemburger Wirtschaft sich diversifiziert. Nur wenn ausreichend Betriebe mit ähnlich gelagerten Arbeitsplätzen angeboten werden, können auch die Leute umgeschult und vermittelt werden. Es ist richtig, dass Luxemburg zur Zeit ein erstaunlich hohes Wirtschaftswachstum hat, dass dies aber nicht automatisch heißt, Arbeitsplätze in der Industrie zu haben rsp, im “unteren” Dienstleistungsbereich ist auch eine Tatsache. Hier ist vor allem der Wirtschaftsminister gefordert!
Luxemburg steht also vor grossen Herausforderungen und es wird ein interessanter Herbst.
Marc Spautz, LCGB-Generalsekretär, CSV Abgeordneter
Marc Spautz über notwendige Reformen im Schul- und Ausbildungssystem (Soziale Fortschrëtt, Mai 06
Quelle: Soziale Fortschrëtt, September 2006