Der Teufel steckt im Detail

Bei der Umsetzung der Beschlüsse der Eisenbahntripartite müssen die Qualität und die Sicherheit ebenso wie die Interessen der Beschäftigten im Mittelpunkt stehen, so Syprolux-Präsident Georges Bach

GBach.jpgSteter Tropfen höhlt den Stein. Dieses Sprichwort scheinen sich die Unternehmerverbände als Leitlinie ausgewählt zu haben, werden sie doch nicht müde, gleich nach Abschluss, das Tripartite- Abkommen in Frage zu stellen indem sie immer wieder weitere Zugeständnisse einfordern. Diese Haltung zeigt einerseits den Stellenwert eines eingegangenes Versprechens dieser Seite und andererseits kommen einem starke Zweifel, wie dauerhaft der getroffene Kompromiss sein wird.

Dabei sind es in unseren Augen doch vor allem die Arbeitnehmer, die einfachen Bürgerinnen und Bürger, die verstärkt Federn lassen mussten. Die Entscheidung, die erfallenden Indextranchen mit Verzögerung an die Beschäftigten weiterzugeben, die Anhebung der Solidaritätsteuer, die Erhöhung des Beitrags zur Pflegeversicherung bei gleichzeitigem Zurückfahren des staatlichen Anteils, die zeitliche Rückstellung der fälligen Rentenanpassungen und die Aufhebung der automatischen Indexierung einzelner Familienzulagen bedeuten doch gerade für sie erhebliche finanzielle Belastungen.

In den kommenden Wochen und Monaten werden wir noch öfters Gelegenheit haben auf die einzelnen Maßnahmen einzugehen. Besonders gespannt sind wir auf die Umsetzung der ausgehandelten Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zur Förderung der Beschäftigung. Wenn auch glücklicherweise keine Lockerung des Kündigungsschutzes, wie sowohl von der DP als auch vom Patronat gefordert, zurückbehalten wurde, so irritieren doch einige getroffene Maßnahmen wie z.B. die Ankündigung der Regierung in Zukunft das Einkommen des Partners bei der Berechnung der Arbeitslosenentschädigung mit einzubeziehen. In Zeiten wo eine Individualisierung angestrebt wird, eigentlich unverständlich. Ebenfalls der Vorschlag der Proratisierung der Arbeitslosenunterstützung, d.h. wenn jemand nur sechs Monate gearbeitet hat, er auch nur eine dementsprechende Entschädigung erhalten soll, ist für uns nicht nachvollziehbar. Sollte es hierbei, wie verlautet, in der Vergangenheit vermehrt zu Missbräuchen gekommen sein, so sind diese u.E. zu bekämpfen anstatt ein ganzes System in Frage zu stellen.

Unverständlich des Weiteren die sture Haltung der Regierung, dem Öffentlichen Dienst frühzeitig einen Verzicht auf Lohnsteigerungen abzuringen. Diesen Konflikt zum aktuellen Zeitpunkt, d.h. lange vor den eigentlichen Gehälterverhandlungen, vom Zaun zu brechen, führt lediglich dazu, Wasser auf die Mühlen derer zu leiten, die Wohlgefallen an einem Zwiespalt finden zwischen öffentlichem und privatem Sektor.

Ob das von der Tripartite verabschiedete Paket letztlich seine volle Wirkung entfalten wird, oder ob es letztlich nur eine Übergangsrunde sein wird, wird im Endeffekt von den Gesetzen abhängen. Und hier liegt bekanntlich der Teufel im Detail.

Detailarbeit

So auch bei der Umsetzung der Beschlüsse der Eisenbahn- Tripartite. Konnten im vergangenen Herbst in den einzelnen Verhandlungsrunden soziale Einschnitte weitgehend verhindert werden so mussten bekanntlich dennoch Zugeständnisse gemacht werden. Im Moment sind wir als Gewerkschaften, zusammen mit der CFL- Generaldirektion und der Direktion der CFL Cargo dabei, eine Vielfalt von Maßnahmen zu diskutieren und gegebenenfalls umzusetzen.

Auch hier bleibt noch eine Menge Detailarbeit zu erledigen. Mehrere der angedachten Maßnahmen lassen sich erst umsetzen nachdem neue Berufsbilder geschaffen wurden. Die in Zukunft angestrebte Polyvalenz, besonders beim Rangierpersonal, bei den Wagenmeistern sowie bei den Lokführern wirft im Moment noch viele Fragen auf. Noch fehlt der gesetzliche Rahmen, d.h. erst nach Inkrafttreten des sich in Ausarbeitung befindlichen Großherzoglichen Reglements können diese Maßnahmen möglicherweise umgesetzt werden.

Das Gleiche gilt ebenfalls für die Arbeitsbedingungen der Eisenbahner, die bekanntlich neuausgerichtet werden müssen. Von Seite der Direktion wird eine größere Flexibilität verlangt, um laut ihren Aussagen, in einem liberalisierten Umfeld bestehen zu können. Dass seit jeher allerdings die Eisenbahner, wie viele andere Beschäftigte des Transportsektors übrigens auch, in vielen Bereichen äußerst flexibel sind und weniger starre Arbeitsbedingungen anwenden als anderswo, wird immer wieder verkannt. An uns als Gewerkschaften in den kommenden Verhandlungen die Verantwortlichen der CFL daran zu erinnern, im Interesse der Beschäftigten aber auch der Sicherheit und Qualität.

Georges Bach, Syprolux-Präsident

Quelle: Transport, N° 10