Marc Spautz weist auf die Dringlichkeit von Reformen im Schul- und Ausbildungssystem hin: “Einerseits ist es eine enorme volkswirtschaftliche Verschwendung von Humanressourcen, andererseits tickt hier eine soziale Bombe”
Marc Spautz: Die Person und ihrepolitische Arbeit
Schon seit mehreren Jahren häufen sich die Klagen vieler Arbeitgeber die Jugendlichen würden im allgemein bildenden Schulsystem nicht ausreichend auf die Arbeitswelt vorbereitet werden. Diese Debatte um fehlende Schulkompetenzen wird noch zusätzlich verstärkt durch die Resultate der PISA-Studie und die nationalen Statistiken, die besagen, dass mehr als ein Fünftel eines Jahrganges die Schule vorzeitig oder ohne einen Abschluss verlässt.
Dass dies dann auch seine Auswirkungen auf unseren Arbeitsmarkt hat, ist nicht zu leugnen: Die Zahl unqualifizierter jugendlicher Arbeitssuchender ist erschreckend hoch! Die Folgen einer solchen Entwicklung sind auch heute viel gravierender als noch vor zwanzig Jahren. Heutzutage werden Lebenschancen viel eher durch Bildung und Qualifizierung bestimmt, und deshalb greift es auch zu kurz nur zu bemängeln, dass die heutige Jugend nicht ausbildungsreif, ausbildungsfähig oder ausbildungsunwillig sei.
Es ist die Aufgabe unseres Schulsystems bzw. unseres Ausbildungssystems jene Voraussetzungen zu schaffen, die es jedem ermöglichen nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten an unserer Gesellschaft teilzuhaben und dazu gehört auch der Zugang zum Arbeitsmarkt.
Es muss gewährleistet sein, dass die Schule die Basiskompetenzen vermittelt, wie Lesen und Rechtschreibung, mathematische Grundkenntnisse, informationstechnologische Kompetenzen, sowie die in Luxemburg üblichen Sprachkenntnisse. Darüber hinaus sollen die Jugendlichen gelernt haben, wie sie sich Wissen aneignen können, und auch die Schlüsselqualifikationen wie Motivation, Selbstständigkeit, Teamfähigkeit und soziale Kompetenz sollten als Schulinhalt gelehrt werden.
Adäquatere Gestaltung des Übergangs von Schule zur Arbeitswelt
Luxemburg hat in diesem Bereich noch Hausaufgaben zu machen und auch besondere Herausforderungen zu bestehen! Unser Schulsystem ist leider an unsere heutige Realität nicht angepasst, oder wie ist es sonst zu erklären, dass immer mehr Jugendliche ihre Schulzeit im nahen Ausland absolvieren bzw. die Schule ganz schmeißen?
Wir können es uns nicht mehr leisten, diese “Nichtqualifizierung” von Jugendlichen einfach auf die lange Bank zu schieben! Einerseits ist es eine enorme volkswirtschaftliche Verschwendung von Humanressourcen, andererseits tickt hier eine soziale Bombe! Man erinnere sich nur an die sozialen Unruhen in Frankreich, die unter anderem auch darauf beruhten, dass Jugendliche keine Perspektive mehr für sich erkennen konnten.
Unser Schul- und Ausbildungssystem bedarf dringender Reformen und zwar schnellstmöglich! Die Reform der Ausbildung muss dabei garantieren, dass der Übergang von Schule zur Arbeitswelt adäquater gestaltet wird, damit nicht weiterhin Ausbildungswege angeboten werden, die unsere Wirtschaft nicht braucht. Es genügt nicht mehr in der Tripartite Massnahmen zu erfinden und zu ergreifen, die es dem Arbeitsamt ermöglichen die Jugendarbeitslosigkeit in der Zeit zu verlagern, sondern die Probleme müssen an der Wurzel angepackt werden: in der Schule und in der Ausbildung!
Marc SPAUTZ
LCGB-Generalsekretär, CSV Abgeordneter
Quelle: Soziale Fortschrëtt, Mai 2006
ink: www.lcgb.lu