Neuer gesetzlicher Rahmen für Filme „made in Luxembourg“

Um die positive Entwicklung im luxemburgischen Filmsektor zu verstärken, kündigte Kommunikationsminister Jean-Louis Schiltz eine Neuerung bei der öffentlichen Filmförderung an
Wer Nischenpolitik sagt, denkt nicht unbedingt an den Filmsektor. Dabei hat sich dieser Wirtschaftszweig in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe entwickelt. Luxemburger Produktionen genießen mittlerweile auch im Ausland hohes Ansehen. Gestern kündigte Minister Jean-Louis Schiltz am Rande des Filmfestivals in Cannes eine Neuerung bei der öffentlichen Filmförderung an; eine Öffnung nach Europa.

Kernelement der öffentlichen Filmförderung ist das Zertifikatsgesetz aus dem Jahr 1988. Das Prinzip ist einfach: Wer in Luxemburg Filme produziert, erhält über den fiskalischen Weg – anhand so genannter Zertifikate – indirekte finanzielle Hilfe vom Staat. Die steuerlichen Investitionszertifikate gelten ausschließlich für Produktionsaktivitäten im Inland. Und eben hier setzt die punktuelle Reform an, die der Kommunikationsminister kommende Woche auf den Instanzenweg bringen möchte. Schiltz schlägt die Ausweitung der Zertifikatgesetzgebung auf den gesamten europäischen Raum, sprich die EU vor. Natürlich unter der Bedingung, dass bei der Produktion verstärkt auf einheimische Filmschaffende zurückgegriffen wird. “Daraus werden sich neue Perspektiven für die luxemburgischen Produzenten ergeben. Vor allem auch für junge viel versprechende Regisseure wie zum Beispiel Beryl Koltz und Max Jacoby“, so Schiltz.

Der Minister geht davon aus, dass das neue Gesetz, das übrigens auch die Fortschreibung der Zertifikatsregel bis 2015 vorsieht, dem gesamten luxemburgischen Filmsektor eine Relance bringen wird. Im Klartext: Mehr Produktionen und europäische Koproduktionen sollen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen und auch einen direkten ökonomischen und kulturellen Mehrwert schaffen. Dieser Mehrwert liegt auch EU-Kommissarin Viviane Reding am Herzen. Am Vorabend des Europatags in Cannes plädierte Reding gestern für eine engere Abstimmung der Mitgliedstaaten für den europäischen Film. ,,Die nationale Filmindustrie ist nur dann stark, wenn der europäische Film stark ist“, unterstrich die Kommissarin.

“Den gesetzlichen Rahmen schaffen”

Zurück zur nationalen Filmförderung: Die Forderung nach einer punktuellen Reform der Zertifikatgesetzgebung war von der Produzentenseite selbst an die Regierung herangetragen worden. Ob die Neuregelung nun tatsächlich den gewünschten Erfolg bringen wird, hängt dem Minister zufolge vom Sektor selbst ab. “Wir werden den gesetzlichen Rahmen schaffen. Danach liegt der Ball bei den Produzenten“, so Schiltz, der eine positive Bilanz der Filmproduktion “made in Luxembourg” zog.

Kernelement der öffentlichen Filmförderung ist das Zertifikatsgesetz aus dem Jahr 1988. Im Haushaltsjahr 2004 wurden Zertifikate für insgesamt 30 Millionen Euro ausgestellt. Kostenpunkt für den Staat: ein virtueller Steuerausfall von neun Millionen Euro. Virtuell, weil ein Teil dieser Gelder wieder zurück in die Staatskasse fließt – durch Ausgaben und neue Investitionen der Filmemacher. Neben der Hilfe via Zertifikate fließen auch direkte Fördergelder an den Sektor. Diese Hilfen werden über den staatlichen Filmfonds abgewickelt, der ein Jahresbudget von rund 4,5 Millionen Euro verwaltet.

Quelle: Wort, 23. Mai 2006, Marc Glesener