Eng Fräi Tribün vum Marcel Oberweis am “Lëtzeburger Bauer” vum 3. Mäerz 2006
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die ländlichen und die urbanen Räume vielfältigen umweltpolitischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen ausgesetzt. Die Überalterung, der Strukturwandel und der Verlust der regionalen Identität sind Gegenstand vieler Konferenzen. Die Zukunft unserer ländlichen Regionen ist in einem verstärkten Maß durch die Entwicklung der Städte verknüpft, die Städte im ländlichen Raum jedoch stellen indes einen integralen Bestandteil der ländlichen Entwicklung dar. Damit diese Entwicklung in Harmonie verlaufen kann, bedarf es der partnerschaftlichen Zusammenarbeit und dies im Rahmen der regionalen Entwicklungskonzepte, eingebettet in die europäische Politik des ländlichen Raumes.
Das oberste Ziel aller Anstrengungen bezüglich der Umsetzung der strategischen Leitlinien der europäischen Union für die Entwicklung des ländlichen Raumes im Planungszeitraum 2007-2013 muss es demzufolge sein, die Zersplitterung der offenen Landschaften und den Verlust des ländlichen Charakters zu vermeiden. Sie bieten sich als den ökologischen und sozialen Ausgleichsraum dar und stellen das Bindeglied zwischen den Dörfern und den urbanen Zentren dar. Die erklärten Aufgaben der Raumentwicklung im Rahmen der Landesplanung gemäß dem Integrativen Landes- und Verkehrsplanungskonzeptes (IVL), dies sollte hier hervorgehoben werden, sind der Aufbau eines ausgewogenem Gleichgewichtes zwischen den Städten und dem ländlichen Raum.
Es darf außerdem nicht vergessen werden, dass die Landschaften aufgrund ihrer unterschiedlichen Identitäten das Erbe der Kulturen beinhalten. Durch die Besonderheiten der Kulturlandschaften, wie sie Luxemburg aufzeigt, können wir die Qualitäten der Regionen hervorheben und somit den Tourismus und andere Aktivitäten von sozialem oder umweltschützerischen Charakter beflügeln.
Der Landwirtschaft, dem Weinbau und der Forstwirtschaft, als integrale Bestandteile des ländlichen Raumes, sind derzeit gefordert, ihren Beitrag zur Überwindung von strukturellen Defiziten zu leisten, denn der ländlichen Entwicklung wird als zweite Säule der neuen EU-Agrarpolitik eine hohe Bedeutung beigemessen. Durch ihre konsequente Umsetzung werden dauerhafte Arbeitsplätze dort geschaffen, wo in der Vergangenheit die Menschen durch fehlendes Angebot abwanderten. Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) möchte dem ländlichen Raum eine zunehmende Rolle widmen. Mehr Fördermöglichkeiten für den ländlichen Raum in Richtung mehr Wachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen und dies entsprechend der Strategie von Lissabon und der Erhöhung der Nachhaltigkeit gemäß den Zielen von Göteborg stehen im Mittelpunkt aller Diskussionen.
Mariann Fischer Boel, Kommissarin für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung erklärte unlängst, dass die Politik der ländlichen Entwicklung, deren Lebensversicherung darstellt. Die EU-Politik zur ländlichen Entwicklung fördert deswegen die Innovation und den wirtschaftlichen Fortschritt und leistet einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt unserer ländlichen Umwelt.
Die jetzt in die Diskussion eingebrachte Politik der ländlichen Entwicklung für die Jahre 2007 bis 2013 konzentriert sich auf die Kernbereiche: die Wettbewerbsfähigkeit der Agrar- und Forstwirtschaft, den Umweltschutz und die Landschaftspflege, die Lebensqualität und die Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft. Das Programm Leader, welches bisher hervorragende Dienste geleistet hat, soll weiterhin neue Erfolgskonzepte für die ländliche Entwicklung einbringen. Damit die Politik für den ländlichen Raum reiche Früchte bringen kann, bedarf es jedoch der Mithilfe aller Beteiligten und dies in einer konzertierten “Bottom-up”- Aktion.
Die Leitlinien zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung im ländlichen Raum
1. Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in der Landwirtschaft und dem Weinbau sowie der Forstwirtschaft durch die verstärkte Nutzung der Potenziale von nachwachsenden Rohstoffen und des erneuerbaren Energienträgers Holz.
2. Verbesserung von Umweltschutz und Landschaftspflege u.a. durch die Landschaftspflegeprämie. Den Gedanken des Umwelt- und Naturschutzes müssen wir in der schulischen Ausbildung verstärkt verankern.
3. Erhöhung der Lebensqualität im ländlichen Raum, der Förderung der Diversifizierung und der biologischen Landwirtschaft. Aus Gründen der Emissionsreduktion im Rahmen des Kyoto-Protokolls, muss darauf hinzuweisen, der Vermarktung der landwirtschaftlichen Produktion aus den Regionen, die “produits du terroir”, einen hohen Stellenwert beizumessen.
4. Aufbau lokaler Kapazitäten für Beschäftigung und Erhaltung des attraktiven Lebens- sowie Wirtschaftsraums mit seinen wertvollen Landschaften. Berücksichtigung der IVL-Maßgaben im Zusammenhang mit dem Bau von regionalübergreifenden Infrastrukturen u.a. Verkehrsverbindungen, dezentrale Energieversorgung und Entsorgung.
Die Prioritäten für die Entwicklung des ländlichen Raums
Der Strukturwandel der Landwirtschaft rückt insofern die Pflege von Natur und Landschaft zunehmend in den Vordergrund. Die Naturschutzleistungen der Landwirtschaft sind Leistungen für alle, auch für die Bevölkerung der urbanen Zentren. Durch erhöhte Fachkenntnis und ein Mehr an Kompetenzen können wir die benötigten Umweltleistungen erbringen und neue dauerhafte Arbeitsplätze anbieten, insbesondere für junge Menschen, die ansonsten in die Städte abwandern würden.
Als ein weiteres Ziel sollte die nachhaltige Entwicklung des Waldes angesehen werden, dies insbesondere mit Blick auf dessen wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Funktionen. Die Bereitstellung der nachwachsenden Rohstoffe sowie die breite Nutzung von Holz für energetische oder gestalterische Zwecke tragen zum Aufbau von regionalen Absatzmärkten bei.
Es zeigt sich, dass die Förderung im Rahmen des Leader-Schwerpunktes verschiedene Ziele kombinieren kann u.a. die Umweltqualität, die Biodiversität und die Wettbewerbsfähigkeit. Bedingt durch die zu ergreifenden Maßnahmen überzeugen wir die Menschen, dass eine Kulturlandschaft mit klarem Wasser und reiner Luft die Grundvoraussetzung einer erhöhten Lebensqualität darstellt.
Die Bemühungen zur Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft werden sich nur dann lohnen, wenn es uns gelingt, alle Akteure der Raumgestaltungsszene in diesen Prozess mit einzubinden. Die neue Strategie des ländlichen Raumes im Planungszeitraum 2007-2013 kann aber nur von Erfolg gekrönt sein, wenn die Menschen in der nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums eine Erhöhung ihrer Lebensqualität sehen.
Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV-Abgeordneter
Präsident der “Commission Parlementaire de l’Agriculture, de la Viticulture et du Développement Rural”