Der „séchere Wee“ der CSV sorgte für Vertrauen

Die detaillierte Analyse der Parlamentswahlen vom 13. Juni 2004 liegt vor. Im Wort erläutert Laurent Zeimet die Ergebnisse

AfficheXl_01.gifDie detaillierte Analyse der Parlamentswahlen vom 13. Juni 2004 liegt vor. Die Erkenntnisse überraschen nicht wirklich. Die CSV konnte mit ihrem Angebot vom “séchere Wee” die Wähler überzeugen und aus der Popularität von Premierminister Jean-Claude Juncker Nutzen ziehen. Am Dienstag findet auf Krautmarkt ein Kolloquium über den Urnengang statt.

Die Abgeordnetenkammer hatte eine Analyse über die Wahlen vom 13. Juni 2004 in Auftrag gegeben. Die Studie wurde von der Forschungseinheit “Stade” der Universität Luxemburg unter der Leitung von Fernand Fehlen erstellt. Neben dem detaillierten Bericht wurde auch eine Zusammenfassung der Erkenntnisse veröffentlicht.

In der Wahlnacht vom 13. Juni 2004 gab es zwei klare Gewinner: Die CSV (24 Sitze von 60) und Déi Gréng (sieben Sitze).

Die Juncker-Partei konnte fünf Mandate, die Bausch-Mannschaft zwei weitere Mandate auf Krautmarkt erringen. Die LSAP konnte sich lediglich um ein Mandat auf 14 Sitze verbessern. Die Liberalen, große Gewinner der Wahlen 1999, verloren fünf von 15 Sitzen und das ADR musste zwei von sieben Mandaten einbüßen.

2004 sorgten sich die Wähler um die wirtschaftliche und soziale Lage des Landes und machten sich Gedanken über die nationale Identität. Zukunftsängste standen im Mittelpunkt der Wahlentscheidung. Die CSV konnte sich mit Erfolg als “staatstragende” Partei in Szene setzen. Mit ihrem Slogan “de séchere Wee” trafen die Christlich-Sozialen den Nerv der Zeit und überzeugten mit einem populären Spitzenkandidaten.

CSV glaubwürdigste Kraft

Premier Jean-Claude Juncker konnte den Wählern vermitteln, dass bei ihm und der CSV, Luxemburg auch in schwierigeren Zeiten in guten Händen sei. Die CSV erschien den Wählern auf den meisten Politikfeldern als glaubwürdigste Kraft. Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Bildung, Sicherheit, Gesundheit und Renten, in allen fünf Bereichen wurde den Christlich-Sozialen am ehesten zugetraut, die Probleme zu lösen. Alleine die Umweltpolitik sahen die Wähler besser bei den Grünen aufgehoben. Laut Analyse wurde die DP für die schlechten Resultate bei der Pisa-Studie und die wirtschaftliche Flaute verantwortlich gemacht.

Klare Antworten nach dem Motto, wer wählte wen, liefert die Studie nicht. Man beschränkt sich auf die Entschlüsselung der Wählerstruktur der verschiedenen Parteien. Die Grünen haben die jüngste, das ADR die älteste Wählerschaft. Beim Aktionskomitee, der LSAP und den Kommunisten sind über die Hälfte der Wähler männlich. Die CSV dagegen wird mehrheitlich von Frauen gewählt.

Gemessen am Durchschnitt der Wählerschaft sind Freiberufler bei ADR und DP überrepräsentiert, bei der CSV und der Linken sind es die Privatangestellten. In der Wählerschaft von LSAP und ADR machen die Arbeiter einen überdurchschnittlichen Anteil aus, bei den Grünen die Staatsbeamten.

Die Studie enthält eine interessante Darstellung der Wählerwanderungen. Wie kam es 2004 zu Gewinnen und Verlusten? 83,6 Prozent der Wähler, die 1999 der CSV ihre Stimmen gaben, hielten 2004 an dieser Entscheidung fest. Die DP konnte nur 58,2 Prozent ihrer Wähler bei der Stange halten. Über 40 Prozent der DP-Wählerschaft suchte sich 2004 eine neue Heimat. Über 20 Prozent der abtrünnigen liberalen Wähler bevorzugten 2004 die CSV. Die LSAP verlor hauptsächlich Stimmen an die Christlich-Sozialen. Auch die Grünen verloren einen Teil ihrer Wählerschaft von 1999. In erster Linie an die Sozialisten. Doch Déi Gréng konnten diese Verluste durch Zugewinne von anderen Parteien sowie durch ihre Anziehungskraft auf Jung- und Erstwähler wettmachen. Im Gegensatz zum Aktionskomitee, dem der Großteil der Wähler von 1999 zwar die Treue hielt, doch das ADR schaffte es nicht, neue Wähler hinzuzugewinnen. Die CSV verlor 2004 einen Teil ihrer Wähler von 1999 zu Gunsten der Grünen.

Wechselwähler sind nicht unbedingt dem Panaschieren zugeneigt. 44,5 Prozent der Wechselwähler ziehen es vor eine Liste zu schwärzen, während bei den Stammwählern dieser Anteil bei 39 Prozent liegt.

Quelle: Wort, 20. Februar 2006. Journalist Laurent Zeimet