Nicht in die Energieabhängigkeitsfalle tappen

Eng Fräi Tribün vum Marcel Oberweis, CSV Deputéierten
Das Problem der Begrenztheit der fossilen Energievorräte sowie die Energiebelieferung der industrialisierten Länder sind in den Mittelpunkt der Diskussion gelangt. Die aktuelle prekäre Situation der Erdöl- und Erdgasversorgung lässt sich schwer einschätzen, da die Ursachen vielschichtig und komplex sind. Der gigantische Energiehunger der chinesischen und der aufkommenden indischen Wirtschaft bedingt Engpässe, da die Förderung der beiden “Schmierstoffe” an ihre Grenzen stößt. Für die Entwicklungsländer stehen weitaus schwierige Zeiten bevor, bedingt durch geringe finanzielle Eigenmittel haben sie nicht die Möglichkeiten, für jeden Preis auf dem Energiemarkt einzukaufen. Die Krisen in Nigeria, in Lateinamerika, im innerasiatischen Kaukasusgebiet und die Zwistigkeiten zwischen Russland und der Ukraine.

Erstaunlich nur, dass wir in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts in eine ähnliche Falle tappten und die Appelle zum Energiesparen und der rationellen Energieverwendung verhallten nahezu wirkungslos. Bedingt durch den hohen Verbrauch der fossilen Energieträger steigen parallel die Emissionen der Treibhausgase in einem bis dato nicht gekannten Ausmaß und der damit einhergehende Klimawandel stellt die größte Herausforderung unserer Zeit dar. Durch die Verbrennung von Erdöl, Erdgas und Kohle werden 25 Milliarden t CO2 in die Atmosphäre emittiert und der Gehalt des Treibhausgases CO2 hat sich auf 376 ppm hochgeschaukelt.

Den Klimatologen zufolge dürfte die Temperatur der Atmosphäre bei ungebremstem Verbrauch der fossilen Energieträger auf gefährliche Werte zwischen 1,4 bis 5,8 °C ansteigen. Als dramatische Vorboten erweisen sich die Schmelzvorgänge der Gletscher sowie in der Antarktis. Um bis zu 20 cm stieg der Meeresspiegel im 20. Jahrhundert und bis 2100 prognostizieren die IPCC-Experten einen weiteren Anstieg um weitere zig cm. Weitere Folgen des Treibhauseffektes sind geringere Ernteerträge, d.h. wachsender Hunger in der Welt sowie die Ausbreitung der Wüsten und damit einhergehende Migrationsbewegungen, insbesondere in Afrika. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung geht davon aus, dass ohne entsprechende Klimaschutzmaßnahmen im Jahr 2100 weltweite Klimaschäden durch Extremwetterereignisse in Höhe von 20 Billionen € entstehen. Die Konsequenzen werden dramatisch für die Menschen, welche längs der Küsten und auf den Inseln leben. Zu vermuten, die aktuellen Wetterkapriolen könne man als Vorboten des Klimawandels ansehen, wäre Trugschluss. Die Lösung des anstehenden Problems kann nur lauten:« Entweder wir ändern heute unser Energieverbrauchsverhalten oder das Klima wird sich morgen noch schneller ändern, wir werden dann den Veränderungen nicht mehr gewachsen sein.”

Die Energieabhängigkeit – das Damoklesschwert

Erdöl ist heute mit fast 34,8 % Anteil der wichtigste Energieträger, Erdgas trägt zu 21,1 %, Kohle zu 23,5 %, Kernkraft zu 6,8 % und die erneuerbaren Energiequellen zu 13,8 % (Biomasse und Wasserkraft) bei. Indes 80 % des heute geförderten Erdöls stammt aus Quellen, die 30 Jahre oder länger bekannt sind. Trotz intensivster Explorationsbemühungen nach den beiden Erdölpreiskrisen werden die neuen Funde immer geringer. Die vorliegenden Daten zeigen, dass wir die Hälfte des Erdöls der Welt bereits gefördert haben, die Erdölförderung beträgt mittlerweile 87 Millionen Barrel pro Tag.

Die Erdölabhängigkeit der EU hat sich auf über 70 % erhöht, steigende Tendenz vorhanden, diejenige für Erdgas beträgt 40 %. Die Diversifizierung der Energielieferanten muss ganz oben auf der EU-Agenda stehen, der Bau der Erdgaspipeline “Nabucco” stellt eine solche Maßnahme dar. Kohle könnte sich als Ersatz erweisen, da deren Reichweite mit 200 bis 300 Jahre angegeben wird und die Förderstellen sich nicht wie bei Erdöl und Erdgas auf einige wenige unsichere Länder konzentrieren.

Die Warnung der Internationalen Energieagentur (IEA) sollte ebenfalls nicht ignoriert werden, laut der vor einer explodierenden Erdölnachfrage gewarnt und die Staatengemeinschaft zu größeren Anstrengungen beim Energiesparen aufgerufen wird. Laut Schätzung der IEA wird der Energieverbrauch ohne grundlegenden Wandel in den kommenden 25 Jahren um mehr als die Hälfte wachsen. Allein der Bedarf an Erdöl wird beim derzeitigen Wachstum auf 120 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2030 erhöhen. Im selben Jahr werden die CO2-Emissionen auf etwa 38 Milliarden t angestiegen sein. Die EU-Erdölabhängigkeit wird auf den Wert von 94 % und die EU-Erdgasabhängigkeit auf 95 % ansteigen.

Wir müssen uns intensiver bemühen

In den vergangenen Monaten wurde das Wort Kyoto zum Alltagswort, es wurde anlässlich der verschiedenen Konferenzen dauernd bemüht, um den Menschen die möglichen Wege aus der sich nahenden Energiefalle gekoppelt mit dem Klimawandel, aufzuzeigen. Die Industriepartner stehen seit dem 1. Januar 2005 durch den 1. Nationalen Allokationplan in der Pflicht, ihre Treibhausgasemissionen in den Griff zu nehmen und der 2. Allokationsplan für die Jahre 2008-2012 befindet sich in der Vorbereitung.

Bei näherer Betrachtung des Kyoto-Zieles für Ende 2012 fällt unwillkürlich auf, dass die Emissionen für die Wirtschaftssektoren Verkehr und Haushalte aus dem Ruder gelaufen sind. Die Politik wird sich deshalb mit diesen beiden Bereichen in den kommenden Monaten sehr intensiv beschäftigen müssen. Es wird jedoch kein leichtes Unterfangen werden, da im Bereich Tanktourismus die Einnahmeseite des Staates und die finanzielle Belastung durch das Kyoto-Protokoll auf die Waage gelegt werden, das Auffinden des Gleichgewichtes wird nicht einfach, es geht jedoch kein Weg daran vorbei, die Spritpreise dauerhaft anzuheben. Da jedoch das Kyoto-Protokoll beim Nichterfüllen der Hausaufgaben hohe finanzielle Forderungen hervorrufen wird, kann es nur wünschenswert sein, umgehend in die rationelle Energienutzung zu investieren, auf das Einsparpotenzial im Gebäudebestand und auf die breite Anwendung der erneuerbaren Energien zu setzen. Auch hier hat sich die EU hohe Ziele gesetzt, sollen doch die erneuerbaren Energien einen Anteil von 21 % in der Elektrizitätsversorgung bis 2020 übernehmen. In diesem Zusammenhang soll unterstrichen werden, dass die erneuerbaren Energiequellen sich im Bereich der dezentralen Elektrizitätsversorgung wirtschaftlich integrieren lassen. Luxemburg hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der erneuerbaren Energien in der Elektrizitätsversorgung auf 5,7 % bis 2010 zu erhöhen.

In der Kyoto-Klimarahmenkonvention haben sich die Staaten im Jahr 1997 verpflichtet, Mensch und Umwelt vor dem anthropogenen Klimawandel zu schützen, die Industrie- und Entwicklungsländer, jeder nach seinen Möglichkeiten. Trotz vielfältiger Anstrengungen ist der Klimawandel bereits heute eine spürbare Realität. Vor allem die arme Bevölkerung in den Entwicklungsländern ist von den Folgen stark betroffen, sie, die hierfür nicht verantwortlich zeichnet.

Ein langfristig verträglicher Umgang mit der Natur kann nur im Gleichgewicht von Verbrauch und Erzeugung stattfinden, wir müssen die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft tatkräftig unterstützen, wir dürfen nicht noch einmal in die Energiefalle tappen. Den Menschen überzeugen, den grundlegenden Umbau unserer Energieversorgung heute zu beginnen, stellt deshalb eine Herausforderung von globaler Dimension dar.

Von Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter