STOP den Aggressionen

Georges Bach zu Gast bei csv.lu

GBach.jpgIn der vergangenen Woche wurde erneut ein Kollege des Zugbegleitpersonals Opfer einer physischen Aggression bei der Ausübung seines Dienstes. Diese schwerwiegenden Vorfälle häufen sich in letzter Zeit und nehmen ein bisher nicht bekanntes Ausmaß an. Diese Situation ist unzumutbar und erfordert eine Reaktion aller betroffenen Kreise. Schnellstens müssen politische Instanzen, CFL- Generaldirektion und Gewerkschaften den gemeinsam erarbeiteten Maßnahmekatalog umsetzen.

Wurde ein Akt von verbaler Gewalt vor Jahren noch als banaler Zwischenfall abgetan, so ist dies leider zum Alltäglichen bei Zugbegleiter, Busfahrer und Schalterbeamten avanciert. Auch die Aufsichtsbeamten und die Wächter der Bahnübergänge ( im Falle einer Störung) erleben des Öfteren unangenehme Zwischenfälle.

Auf Druck der Gewerkschaften gibt es seit geraumer Zeit bei der CFL statistisches Material, woraus man erkennen kann, dass ebenfalls die Fälle von körperlicher Gewalt dramatisch zunehmen. Doch nicht nur die Häufigkeit sondern ebenfalls die Brutalität hat erschreckende Ausmaße erreicht. Ein falsches Wort zum falschen Zeitpunkt lässt die Situation schlagartig ausufern wobei die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung bei vereinzelnden Tätern sehr niedrig liegt.

Lange Zeit wurde das Phänomen unterschätzt oder totgeschwiegen. Öfters wurde uns vorgeworfen in Polemik zu verfallen und Panik zu schüren sobald wir zaghaft auf die Problematik aufmerksam machten. Lange Zeit glaubten selbst die CFL- Verantwortlichen durch interne Maßnahmen die Lage im Griff zu behalten. Positiv zu bewerten ist dabei die Betreuung des Personals wo sowohl medizinische als auch psychologische Hilfe im Anschluss an eine Aggression angeboten werden. Ebenfalls auf juristischem Plan steht die CFL als Berater dem Einzelnen zur Seite auch wenn hier der Punkt der Klageführung noch nicht integral unseren Vorstellungen entspricht.

Doch diese Maßnahmen sind leider nur ein Pflaster auf die klaffende Wunde. So wird z.B. recht wenig im präventiven Bereich getan. Die von uns verlangte Weiterbildung sowie eine Doppelbesetzung des Zugbegleitpersonals scheitert immer wieder am ungenügenden Personalbestand. Das Gleiche gilt für die Schalterbeamten, wo ebenfalls zum aktuellen Zeitpunkt nicht einmal normale Ruhetage garantiert werden können. Diese Situation ist untragbar und erfordert ein Umdenken bei den Verantwortlichen. An erster Stelle muss immer noch die Sicherheit der Kunden sowie des Personals stehen.

Sicherlich wirkt eine Doppelbesetzung allein keine Wunder. Doch zum aktuellen Zeitpunkt ist es dringend erforderlich das Gefühl der Vereinsamung, des “Allein-gelassen-sein” beim Personal zu bekämpfen. Des Weiteren ergäben sich dadurch zusätzliche Möglichkeiten wie z.B. Erweiterung des Informationsdienstes, Verbesserung der Kundenbetreuung usw. Seit geraumer Zeit liegen derlei Vorschläge auf dem Tisch. Zusammen mit den Gewerkschaften und ausländischen Experten wurden Konferenzen und Seminare organisiert, ein Maßnahmekatalog erstellt. Einzig und allein die Umsetzung fehlt.

Diese Maßnahmen würden mit Sicherheit die prekäre Lage verbessern. Eine definitive Lösung wird es trotzdem nicht sein. Das CFL- Personal ist in diesem Fall nämlich nur Ersatzopfer, sozusagen der Sündenbock. In der Kriminologie spricht man von der Theorie der Disponibilität des Opfers.

Internationale Experten stellen deutlich einen Zusammenhang zwischen der Verharmlosung der Gewalt in den Medien und der Zunahme der Aggressionen fest und warnen seit Jahren vor dem ” Gewaltkonsum”, der sich besonders Jugendlichen, negativ auf deren Umgangsverhalten auswirkt. Besonders häufig werden Aggressionen jedoch begangen, nicht nur in sozial benachteiligten Regionen, sondern ebenfalls in Gebieten von starker sozialer Ungleichheit. Dort wo starke Gegensätze zwischen Armen und Reichen bestehen und wo die “Ausgegrenzten” keine Aussicht auf eine Verbesserung ihrer persönlichen Situation erkennen können. Hier liegen sicherlich die wahren Wurzeln des Übels. Hier gilt es den Hebel ansetzen, Videoüberwachung und Polizeipräsenz allein werden das Problem nicht lösen.

Leitartikel Transport N° 2