Marc Spautz, LCGB-Generalsekretär und CSV-Abgeordneter fordert im LCGB-Organ Soziale Fortschrëtt eine entschlossene Politik zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
Was nun schon länger in unseren Nachbarländern Alltag ist, hat nun auch Luxemburg erreicht: Die Arbeitslosenquote pendelt sich bei einer Zahl ein, die sich langsam aber sicher in Richtung 5% bewegt. Zwar war schon vor Bekanntgabe der Septemberzahlen gewusst, dass in Luxemburg die Arbeitslosigkeit die für uns kritische Zahl von 10.000 überschreiten wird, jedoch hat die offizielle Bekanntgabe immer noch einen anderen Stellenwert.
Wie aber geht es nun weiter: Wie gehabt oder wird sich irgendwas ändern? Und was soll sich ändern? Die Aussage “Luxemburg ist keine Insel” bewahrheitet sich in einem Masse, die manchen überrascht. In Bezug auf die Arbeitslosenzahlen passt Luxemburg sich langsam aber sicher der Situation seiner Nachbarn an, zumindest was die Arbeitslosenzahl angeht. Jedoch gibt es auf dem Arbeitsmarkt Unterschiede, die bemerkenswert sind: So entstehen trotz des Ansteigens der Arbeitslosenzahl immer noch neue Arbeitsplätze.
Arbeitsmarktpolitik braucht neue Impulse
Diese neugeschaffenen Arbeitsplätze aber werden größtenteils von Grenzgängern besetzt. Qualifizierte Arbeitnehmer sind in Luxemburg noch immer eine Mangelware! Unsere Arbeitsmarktpolitik braucht neue Impulse, und wir dürfen uns nicht länger damit abfinden, dass der überwiegende Teil unserer Arbeitssuchenden nicht qualifiziert sind. Luxemburg als Land kann es sich nicht leisten auf das Potential seiner Einwohner zu verzichten, indem es ihnen nicht ermöglicht einen Berufs- oder Schulabschluss zu erhalten.
So müssen im Bereich der Schul- und Ausbildungspolitik neue Akzente gesetzt werden: schellmöglichste Umsetzung der Reform der Berufsausbildung, damit der beruflichen Ausbildung endlich jener Stellenwert eingeräumt werden kann, der ihr in unserer modernen Industriegesellschaft zukommt. Dabei darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass neue Ausbildungswege geschaffen werden müssen, die eine höhere Basisqualifikation verlangen. Als hoch entwickeltes Industrieland kann es sich Luxemburg in Zukunft nicht mehr erlauben, die gesamte berufliche Ausbildung auf den Abschluss einer 9ten Klasse aufzubauen.
Reform der Schul- und Berufsberatung
Des Weiteren kann Luxemburg es sich auch nicht mehr leisten, Jugendliche aus dem Schulsystem, sei es ohne Abschluss, sei es mit einem vom Arbeitsmarkt nicht benötigten Abschluss zu entlassen. Auch hier sind Reformen überfällig! Zu überdenken ist in diesem Zusammenhang auch das Zusammenspiel zwischen Schul- und Berufsberatung. Wir können es uns nicht mehr erlauben diese beiden Beratungssysteme nebeneinander und institutionell nicht verzahnt bestehen zu lassen. Eine Beratung von Jugendlichen und Eltern ohne Hintergrundwissen der Arbeitsmarktsituation ist ein Unding und über die aktuellen Resultate – Stichworte Schulabbrecher oder jugendliche Arbeitssuchende mit einer nicht vom Arbeitsmarkt benötigten Qualifikation – brauchen wir uns eigentlich nicht zu wundern!
Sowohl von den Arbeitnehmer- wie auch den Arbeitgebervertretungen wird seit Jahren gefordert, die künstliche Trennung zwischen Schul- und Berufsberatung endlich aufzuheben. Benötigt dazu wird eigentlich nur der politische Wille – in unserer und unserer Kinder aller Interesse ist zu hoffen, dass dieser politische Wille nicht nur artikuliert sondern auch umgesetzt wird!
Aber nicht nur im Bereich der Beratungs- und Schulpolitik sind neue Akzentsetzungen erforderlich. Auch die Arbeitsverwaltung als jene staatliche Institution, die mit den Arbeitssuchenden und den Arbeitgebern zusammenarbeitet, um das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu regeln hat ihre Arbeit zu hinterfragen. Sind ihre Instrumente sprich die gesetzlichen Maßnahmen noch zeitgemäß? Ist die Vermittlung dies auch noch? Sind nicht Änderungen in den Arbeitsprozessen von Nöten?
Quelle: Soziale Fortschrëtt 7 / 2005