Moving Europe forward – stronger together

Unter diesem Motto stand der 2. ordentliche Kongress der Europäischen Transportarbeiter Föderation (ETF)

Europa vorwärts bringen – gemeinsam am stärksten“. Unter diesem Motto stand der 2. ordentliche Kongress der Europäischen Transportarbeiter Föderation (ETF), der in diesem Jahr in Äland, einer finnischen Insel, abgehalten wurde.

131 Gewerkschaften aus 34 Ländern begreift die ETF, die bekanntlich aus dem Brüsseler Transportkomitee und aus der FST im Jahr 1999 hervorgegangen ist. Ihr obliegt die Betreuung von insgesamt 2,5 Millionen Mitgliedern aus den Sektionen Eisenbahn, Straßentransport, Zivilluftfahrt, Fischerei, Binnenschifffahrt, Hafenarbeiter, Seeschifffahrt und Öffentlicher Personennahverkehr. Diese Stärke und Vielfalt lassen demnach keinen an ihrer Repräsentativität zweifeln.

Die ETF vereint die vormaligen Mitgliederorganisationen der FST und die europäischen Mitgliedsorganisationen der Internationalen Transportarbeiter Föderation (ITF). Dem Tätigkeitsbericht der letzten vier Jahre entnehmen wir, dass von Anfang an das Konzept verfolgt wurde, eine gesamteuropäische Organisation aufzubauen, die Gewerkschaften aus ganz Europa umfasst, unabhängig davon, ob sie aus Ländern kommen die Mitglied der Europäischen Union sind oder nicht.

Dieses Konzept hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Bereits vor der EU- Erweiterung war die ETF in den Beitrittsländern aktiv und ist bis heute der einzige europäische Verband, der allen Gewerkschaften dieser Länder die volle Mitgliedschaft anbieten kann. Hafenarbeiter aus Portugal oder Großbritannien, Eisenbahner aus Frankreich oder Polen, Trucker aus Schweden oder Griechenland, Piloten aus der Ukraine oder aus Deutschland diskutieren gemeinsam ihre Probleme. Ihre Standpunkte fließen regelmäßig in die Stellungnahmen der ETF mit ein. Sie alle sind Betroffene der negativen Auswirkungen der fortschreitenden Deregulierungspolitik und dem Fehlen eines Gesamtkonzepts der Verkehrspolitik in Europa.

Das Internationale und europäische Umfeld hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Obschon der Transportsektor seit jeher international ausgerichtet ist, bringt die Globalisierung der Wirtschaft, die konsequent voran- schreitet, gewaltige Veränderungen auch in diesem Sektor mit sich. Das Outsourcing und die Verlagerung der Produktionsstätten in andere Länder erfordern zusätzliche Transportbewegungen. Nicht nur vormals staatliche Betriebe wie Post und Bahn entwickeln sich zunehmend international, auch in den Öffentlichen Personennahverkehr, der in der Vergangenheit eine rein lokale Angelegenheit war, sind mittlerweile Multinationale Großkonzerne eingestiegen.

Dies ist das Umfeld, in dem die ETF und ihre Mitgliedsorganisationen leben und arbeiten müssen. Transport ist längst keine nationale Angelegenheit mehr und nationale Isolation demnach auch keine Alternative.

Aus diesem Grund ist es wichtig die Gewerkschaftsarbeit “grenzenlos” zu gestalten. Die ETF ist ein hervorragendes Instrument dazu und mehr als der kleinste gemeinsame Nenner der europäischen Gewerkschaften im Transport. Sie hat sich zur Sprache aller Mitgliedsorganisationen entwickelt und ist mittlerweile ein fester Bestandteil der europäischen Gewerkschaftsbewegung geworden. Ihre Arbeit, die sicherlich zu einem Großteil in der politischen Einflussnahme besteht, darf aber nicht ausschließlich als Lobbyarbeit gesehen werden. Im Gegenteil, regelmäßiger Widerstand in Form von Aktionen haben zu Erfolgen geführt, wie z.B. bei der Liberalisierung der Eisenbahnen, beim Hafenpaket, bei der Bolkestein- Direktive und neuerdings bei der Ablehnung der Arbeitszeitrichtlinie.

Die ETF verteidigt die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Transportarbeitnehmer und Transportarbeitnehmerinnen, die durch Liberalisierung, Deregulierung und Marktöffnung stark unter Beschuss geraten sind. Sie verlangt eine klare positive Verbindung zwischen Transport- und Sozialpolitik. Außerdem setzt sie sich ein für das europäische Sozialmodell, das auf der sozialen Integration, auf sozialem und territorialem Zusammenhalt, gut funktionierenden öffentlichen Diensten für die Bürger, kollektiven Rechten für die Arbeitnehmer, Demokratie und friedlichen Beziehungen zum Rest der Welt basiert.

Kurzum, die ETF hat sich zur Aufgabe gemacht, der Transportpolitik in Europa ein soziales Gesicht zu geben. Sie hat unsere Unterstützung verdient, nach dem Motto: ” Moving Europe forward – stronger together“.

Georges Bach , Syprolux-Präsident

Leitartikel Transport N° 11, vom 1. Juni 2005