Die soziale Kälte

LCGB-Präsident Robert Weber :Die Arbeitgeber-Strategie der sozialen Kälte braucht eine Antwort, nämlich die soziale Härte

Ob TDK, DuPont de Nemours, CEPAL oder Valfond um nur die bekanntesten zu nennen die in den letzten Wochen und Monaten Schlagzeilen geschrieben haben. Ob Rapport Fontagné oder Arbeitgeber-Forderungen zum Index oder sozialen Mindestlohn, alle haben etwas gemeinsam: an der sozialen Schraube soll gedreht werden und zwar nach unten.

Im Namen der Globalisierung muss die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe gefördert werden und zwar zu Lasten der Arbeitnehmer.

Nicht nur die Forderungen der Arbeitgeber beinhalten einen Sozialabbau, auch die Tarifverträge sollen fortan nicht mehr moderat sein sondern auch hier geht es ans Eingemachte. Regelrechte negative Kollektivverträge müssen her um dem internationalen Sog nach Kostendämpfung zu folgen.

Der Arbeitsmarkt schreibt ständig neue Rekordzahlen bei den Arbeitslosen und somit wird ein Umfeld geschaffen, das auch Krisenstimmung wittert, nach Krisis klingt und nach Krisenmassnahmen ruft.

In der Europäischen Union wird konsequent auf mehr Markt und mehr Liberalisierung gesetzt. Die sozialen Systeme sollen resolut modernisiert werden und überhaupt muss alles auf mehr Wachstum ausgerichtet werden, denn das allein schafft Arbeitsplätze.

So kurzsichtig kann internationale Politik sein, aber so negativ darf die nationale Politik nicht sein. Es stehen demnach schwierige Zeiten ins Haus Luxemburg.

Eines müssen sich die Arbeitgeber jedoch bewusst werden: Weder Schwarz-weiss Malerei noch grosse Forderungen nach Sozialabbau werden uns weiterbringen. Die Lösung kann nur im Dialog liegen wenn man die Auseinandersetzung vermeiden will.

Aber der Dialog fällt vielen Arbeitgebern schwer. Wir sprechen hier nicht nur vom Dialog mit den Gewerkschaften, auch die Mitbestimmungsorgane funktionieren vielfach nicht oder schlecht und öfters sogar werden diese Organe betriebsintern missbraucht indem die Gewerkschaften dort von vornherein ausgeschlossen werden.

Nicht-Respektierung der Mitbestimmungsgesetze und Nicht-Respektierung der Tarifverträge sind anscheinend Kavaliersdelikte. Zu schnelles Fahren mit dem Auto, den Sicherheitsgurt vergessen, oder Telefonieren am Steuer werden sehr stark bestraft, das was an unseren Arbeitsplätzen negativ los ist, ist nicht mal ein kleines Pünktchen wert.

Dabei sprechen wir immer “vom Menschen im Mittelpunkt” und “der Mensch ist keine Ware“.

Im Mittelpunkt steht Profitmaximierung und der Produktionsfaktor Mensch muss so billig und so flexibel wie möglich (wie nötig) funktionieren.

Dies ist reglerechte “Soziale Kälte” !

Nicht nur die Wirtschaft hat sich globalisiert, auch die liberalen Wirtschaftstheorien haben sich globalisiert ebenso wie die politischen Ideen hierzu. Von sozialer Marktwirtschaft spricht heute kaum noch einer. Soziale Kälte !

Aber der LCGB wird diese Situation nicht reaktionslos hinnehmen. Die Gewerkschaften müssen sich wehren. Wenn nicht sie, wer denn sonst !

Wir wollen keine Zustände wo Arbeitnehmer nach Arbeit betteln. Wir wollen keine 1-Euro-Jobs. Unsere Arbeit hat ihren Wert. Wir haben die höchste Produktivität, wir haben qualifizierte Arbeitnehmer, wir haben flexible Arbeitsbedingungen. Wir wollen keine chinesischen Zustände.

Der LCGB will seine Mitglieder mobil machen, denn wir müssen uns wehren.

Ohne Arbeitnehmer gibt es keine Betriebe, darum sagen wir: “D’Fangeren ewech vun eise Paien an vum Index.”

Die Arbeitgeber-Strategie der sozialen Kälte braucht eine Antwort, nämlich die soziale Härte.

Robert Weber, Nationalpräsident des LCGB