Hochschulminister François Biltgen stellte sich am Samstag in Lausanne beim offiziellen Tag der REEL den Fragen der Studenten
Am vergangnen Donnerstag war in Lausanne der Startschuss zur 20. Ausgabe der REEL (Réunion européenne des étudiants luxembourgeois) gefallen. Vier Tage, also bis Sonntag, dauerte das Treffen, an dem sich 135 Vertreter von 30 Studentenzirkeln beteiligten.
Höhepunkt war auch diesmal die samstägliche “Journée officielle”, zu der traditionsgemäß eine Aussprache mit dem Hochschulminister gehört, in diesem Fall mit dem neuen Mann im Amt, mit François Biltgen.
Dialog mit allen Akteuren
Im großen Hörsaal der polytechnischen Universität (EPFL) stellte sich François Biltgen den Fragen der Studenten und ging dabei im Detail auf das Projekt “Uni Lëtzebuerg” ein.
Der Minister kündigte dabei eine breite Debatte über die Zukunft des Hochschulwesens an. Am 11. Januar 2005 sollen im Rahmen der so genannten “Assises de l’Université” sämtliche Hochschulakteure, die Politik ebenso wie die Zivilgesellschaft um ihre Meinung gefragt werden. “Ein Zeichen dafür, dass wir auf breiten Dialog setzen. Denn nur so kann das Projekt gelingen“, so Biltgen, der die Studenten aufforderte sich aktiv in die Januar-Debatte einzuschalten.
Kompetenzvorsprung nutzen
Was die Studienofferte angeht, so gab der Minister zu bedenken, dass in Luxemburg “nicht in allen Sparten viel, sondern in wenigen Bereichen sehr viel” angeboten werden soll. Im Klartext: Die politischen Verantwortlichen wollen sich expressis verbis an die Vorgaben des Uni-Gesetztes halten, in dem eine reduzierte Struktur mit internationaler Vokation festgeschrieben steht.
Wie François Biltgen sagte, soll vor allem in Bereichen studiert und geforscht werden, in denen Luxemburg heute schon über die Grenzen hinaus Anerkennung genieße. Finanzen und Gemeinschaftsrecht werden damit wohl Kernelemente des Angebots werden.
Auf die Frage eines Studenten hin, inwiefern komplette Studienzyklen möglich seien, unterstrich der Minister, dass spezialisierende Zyklen Vorrang haben. “Was nichts ausschließt. Aber das Angebot muss Sinn machen. Meeresbiologen auszubilden ist meiner Meinung nach nicht unser Ding“, so Biltgen.
Vor den Studenten brach Biltgen eine Lanze für eine möglichst weit reichende Kooperation mit anderen Hochschulen (vor allem aus der Großregion). Diese Zusammenarbeit sei insbesondere für die Studiengänge wichtig, die zu einer Direktqualifizierung führen (z.B. in der Lehrerausbildung). Durch die Kooperation mit anderen könne, so der Minister weiter, auch die Mobilität erreicht werden, auf die die Initiatoren des Uni-Projekts setzen wollen.
Nicht die Politik hat das Sagen
Etwas besorgt zeigten sich die Studenten über einen “zu großen Impakt der Politik aufs Uni-Projekt”. Einen Vorwurf den Minister Biltgen jedoch nicht gelten lassen will. “Die Universität muss autonom funktionieren können. Das ist eine Grundvoraussetzung“, erklärte der Minister, warnte jedoch vor einem ungesunden budgetären Aufblähen des Ganzen. “Wenn die Uni in ihrem Vierjahresplan definiert, wo der Weg hinführen soll, macht die Regierung natürlich die nötigen Haushaltsmittel frei“, erklärte Biltgen, der übrigens mehrmals an die Wichtigkeit des besagten Vierjahresplans erinnerte.
Eine Schlüsselrolle bei der Ausarbeitung des Vierjahresplans komme laut Biltgen dem designierten neuen Rektor Tarrach zu. “Ein Mann, der das nötige Engagement und die nötige Erfahrungen hat, um unser Projekt zum Erfolg zu führen“, wie der Minister meinte.
Kein Krieg der Standorte
Zu der Standortfrage sagte François Biltgen, er sei sich durchaus bewusst, dass ein Campus die Ideallösung sei. “Ich will mich allerdings nicht auf eine erneute Standortdiskussion einlassen“, so der Minister, der allerdings für die Bündelung des Angebots auf zwei Plätzen plädiert. “Belval auf der einen, ein Standort in der Hauptstadt auf der anderen Seite“, so das Konzept , für das der Minister bei der REEL warb.
(Quelle:www.wort.lu 2.November 2004)